Die Marketingexpertin Laura Ehm

"Weinhoheiten sind eine Art Influencer"

Streit um Pfälzer Weinkönigin: Was sagt eine Marketingexpertin dazu?

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Autor/in
Bettina Blum
Bettina Blum

Nach der emotionalen Debatte um die Pfälzischen Weinhoheiten hat sich jetzt eine Marketingexpertin geäußert: Laura Ehm arbeitet im Weincampus Neustadt und erklärt, was es bedeuten würde, wenn es in Zukunft anstatt einer Weinkönigin einen Weinbotschafter gäbe.

"Sprechen wir über Wein, geht es aus Sicht vieler Konsumenten und Konsumentinnen um ein Lifestyle-Produkt und um ein sehr wichtiges Kulturgut", sagt Marketingexpertin Laura Ehm. Dass Wein für viele Menschen ein Lifestyle-Produkt, aber auch ein Kulturgut ist, sagt Ehm, sei der Grund, warum die Diskussion so emotional geführt werde.

Der Weincampus in Neustadt.
Der Weincampus in Neustadt.

Es gehe eben nicht nur um das Produkt Wein, sondern auch um das ganze "Erleben rund um den Wein". Und dazu gehörten eben auch Traditionen und Bräuche, wie die "Weinhoheiten". Das hat die Pfalzwein-Werbung jetzt auch dazu bewegt, in der Debatte um die Pfälzischen Weinhoheiten zurück zu rudern und die Pfälzische Weinkönigin beizubehalten.

Neustadt

Nach Diskussion um das Amt der Pfälzischen Weinhoheiten Pfalzwein in Neustadt rudert zurück: Pfälzische Weinkönigin bleibt

Das Amt der Pfälzischen Weinkönigin bleibt. Das hat der Verein Pfalzwein mitgeteilt. Der Verein hatte geplant, statt einer Weinkönigin in Zukunft einen Weinbotschafter oder - botschafterin zu küren. Das hatte für eine riesige Diskussion in der Pfalz gesorgt.

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"Man könnte auch sagen, die Weinhoheiten sind wertvolle Multiplikatoren, wenn es um die Präsentation und Vermarktung des Pfälzer Weins geht. Sie übernehmen eine Rolle ähnlich der von Influencern", sagt Laura Ehm. Sie seien wichtige Säulen, um Wein innerhalb und außerhalb des Weinanbaugebietes zu repräsentieren.

Um Traditionen zu bewahren müssen sie sich verändern

Aber: Auch Traditionen müssten an aktuelle Verhältnisse angepasst werden, sagt Laura Ehm, sonst können sie nicht überleben. Deshalb sei es sinnvoll und auch nachvollziehbar, das Amt der Weinkönigin zu modernisieren. Das lasse sich mit einem anderen Vermarktungsaspekt vergleichen: Weingüter würden ja auch von Zeit zu Zeit ihre Weinetiketten und ihr Sortiment überarbeiten und sich damit den Erwartungen und Bedürfnissen ihrer Kunden anpassen. Weinetiketten aus den 1970iger Jahren beispielsweise fänden heute ja auch bei den meisten keinen Anklang mehr.

Ehm sagt, das Amt der Weinkönigin müsse ins 21. Jahrhundert befördert werden. Dazu gehöre, dass das Amt nicht nur auf Frauen beschränkt wird. Außerdem sollte der Fokus auf dem Fachlichen liegen. Und: "Es sollte die Faszination für Wein und das damit einhergehende Lebensgefühl vermittelt werden – im besten Sinne der Tradition", betont Laura Ehm.

Glamourfaktor darf nicht unterschätzt werden

"Weinhoheiten sind Markenbotschafter und Botschafter und Influencerinnen für den Wein, das ist Kern des Aufgabenspektrums", sagt Ehm. Und trotz allem, dürfe man den "Glamourfaktor" nicht unterschätzen, der über die Krone und die Bezeichnung "Weinkönigin" transportiert wird.

Die Marketingexpertin Laura Ehm ist am Weincampus in Neustadt tätig und äußert sich zur Debatte um die Pfälzischen Weinhoheiten.
Die Marketingexpertin Laura Ehm ist am Weincampus in Neustadt tätig und äußert sich zur Debatte um die Pfälzischen Weinhoheiten.

Das bedeute aber nicht, dass die Weinhoheit bei jeder Gelegenheit mit Krone auftreten müsse. "Echte" Adlige machten das ja auch nicht. Gleichzeitig begeisterten Krönungszeremonien wie die des englischen Königs Charles im vergangenen Jahr Millionen von Menschen. "Es wäre kaum vorstellbar, dass das Interesse am englischen Königshaus so hoch wäre, wenn er nicht mehr König, sondern "Landesbotschafter" heißen sollte", findet Laura Ehm.

Wie sieht die Zukunft der Pfälzischen Weinkönigin aus?

Marketingexpertin Ehm ist sich sicher: Bei der Diskussion sei es keineswegs um die Abschaffung der Pfälzischen Weinkönigin gegangen, sondern um einen Modernisierungsprozess". Und der müsse sich am gesellschaftlichen Wandel orientieren, aber auch einen zunehmend globalen Weinmarkt im Blick haben. Davon hänge ab, wie das Amt künftig genannt werde und aussehe. Wichtig sei dabei aber, gut darüber nachzudenken, was ihm zukünftig Glamour verleiht. Denn: Das Amt müsse weiter herausstechen - nur so biete es einen Nutzen für die Weinvermarktung.

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