Bei vielen Frauen schwingt beim ausgelassenen Feiern oft die Angst mit, dass ihnen jemand K.-o.-Tropfen ins Glas schütten könnte, die sie betäuben und wehrlos machen. Die Tropfen landen schnell im Glas und sind schwer nachzuweisen im Blut. Die Studentenkneipe "Fatal" in Landau steuert jetzt gegen: Ab sofort gibt es dort Teststreifen gegen K.-o.-Tropfen, kostenlos für Frauen und Männer.
"Das ist ja das Tückische bei K.-o.-Tropfen: Man trinkt ein Bier und fühlt sich plötzlich super betrunken. Wir hatten bislang immer Schilder im Fatal aufgehängt mit dem Hinweis, dass man darauf achten soll bei seinen Freunden und bei anderen Leuten", sagt Kneipen-Mitarbeiter Jens Schwaab. Jetzt soll der Test helfen, auch weil "das Thema in den vergangenen Wochen in den größeren Städten wieder hochgekommen ist", sagt Oliver Sander, der Vorsitzende des Studentischen Vereins Landau e.V., der die Unikneipe betreibt. Bei den Studierenden auf dem Uni-Campus in Landau kommt die Aktion gut an, wie eine SWR-Umfrage zeigt:
"Es ist leider ein notwendiges Übel, weil sich die Fälle schon häufen", sagte einer der Studenten.
LKA Rheinland-Pfalz hat keine Zahlen
Wie viele Fälle es in Rheinland-Pfalz bislang gibt, ist unklar. Das Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz (LKA) kann nach eigenen Angaben keine genauen Aussagen über die Anzahl der Fälle im Land machen. Denn K.-o.-Tropfen werden nicht als eigenständiger Tatbestand in der Kriminalstatistik aufgeführt. Aber die Dunkelziffer sei hoch, sagte ein LKA-Sprecher dem SWR.
Anwendung soll einfach sein
Die Tests bekommt die Studentenkneipe "Fatal" vergünstigt vom Berliner Unternehmen Exko. Dessen Gründer Anton Schulz entwickelte die Schnelltests, die anzeigen können, ob ein Getränk heimlich mit einem Betäubungsmittel versetzt wurde. "Die Anwendung dieser Tests ist ganz einfach. Man muss nur ein paar Tropfen des Getränks auf den Streifen tröpfeln. Wenn ein Farbniederschlag zu sehen ist, dann wurden K.-o.-Tropfen ins Getränk gemischt", erklärt Schulz.
Gewaltambulanzen können K.-o.-Tropfen oft nachweisen
Frauen, die vermuten, Opfer von K.-o.-Tropfen geworden zu sein, können sich an eine Gewaltambulanz in den umliegenden Krankenhäusern wenden. Dort kann man sich nicht nur nach einer Gewalttat Hilfe suchen, sondern auch auf toxische Stoffe in Blut und Urin testen lassen. Wie in der Gewaltambulanz der Unimedizin Heidelberg. Rund 100 Personen haben sich hier seit August 2022 auf K.-o.-Tropfen testen lassen, sagt Dr. Tom Richard Sundermann, Chef der forensischen Toxikologie in Heidelberg - und damit doppelt so viele wie bislang. Was viele nicht wissen: K.-o.-Tropfen sind meist zwar nur zwölf Stunden im Blut zu finden, viele Einzelstoffe aber mehrere Tage bis zu 72 Stunden.
Die Pressesprecherin der Studierendenvertretung Kaya Ludian mahnt jedoch: "Es gibt keine hunderprozentige Garantie, aber der Test bietet Sicherheit für Betroffene."
Betäuben mit K.-o-Tropfen ist strafbar
Das Betäuben mit K.-o.-Tropfen ist strafbar und wird mit einer Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu zehn Jahren oder einer Geldstrafe bestraft. Auch der Versuch, die Substanz zu verabreichen, ist strafbar.