Zu Gast bei "Aktenzeichen XY"-Moderator Rudi Cerne war unter anderem der zuständige Ermittler im Fall "Eva Götz", Andreas Reichert von der Kriminalpolizei Rottweil. Er leitet die dortige Einheit für so genannte "Cold Cases", zu deutsch wörtlich "kalte Fälle", womit in Deutschland vor allem ungeklärte Tötungsdelikte bezeichnet werden.
"Aktenzeichen XY": Ermittler stellt Täterprofil vor
Nach derzeitigem Erkenntnisstand schließen die Ermittler im Fall Eva Götz eine Beziehungstat aus. Sie gehen von einer Zufallsbegegnung zwischen dem mutmaßlichem Täter und Eva Götz aus. "Der Täter dürfte damals nach einer jungen Frau gesucht haben. Er hat hierbei sexuell motiviert gehandelt", so Chefermittler Andreas Reichert.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit handele es sich um einen Einzeltäter, der sich gezielt auf die Tat vorbereitet habe, so Reichert weiter. Der mutmaßliche Täter habe über ein geeignetes Tatfahrzeug verfügt und außerdem Material zum Fesseln sowie Chloroform zur Betäubung seines Opfers dabei gehabt. Laut Reichert gibt es sogar DNA-Spuren, die bisher aber noch niemandem zugewiesen werden konnten.
Mord an Eva Götz aus Annweiler: Hinweise zum Tatfahrzeug
Im Visier der Ermittler steht unter anderem das Tatfahrzeug: ein eckiger, alter Kastenwagen in der Farbe creme-beige und kein Wohnmobil, betonte Andreas Reichert in "Aktenzeichen XY". Zu Modell und Kennzeichen des gesuchten Wagens sind bis zum Sendungsende mehrere Hinweise eingegangen, so Alfred Hettmer vom Bayrischen Landeskriminalamt.
Mehr als hundert Anrufe sind laut "Aktenzeichen XY" infolge der Sendung bei den mehr als 30 Beamtinnen und Beamten, die an diesem Abend dafür in Bereitschaft waren, eingegangen. Die Hinweise müssen nun ausgewertet werden.
Studentin aus der Südpfalz vor 26 Jahren ermordet
Am 26. Januar 2023 ist es genau 26 Jahre her, dass Eva Götz an ihrem Studienort Freiburg verschwand. Die Biologie-Studentin war laut Polizei gerade von einem Heimatbesuch in Annweiler am Trifels (Rheinland-Pfalz) zurückgekehrt. Sie machte sich vom Bahnhof auf den Nachhauseweg - kam aber nie dort an.
Ihre Leiche wurde am nächsten Tag an einem Feldweg im rund 90 Kilometer entfernten Landkreis Tuttlingen gefunden.
Mordopfer Eva Götz aus Annweiler: Zeugen hörten Schrei
Die Ermittler gehen davon aus, dass die 26-Jährige auf dem Heimweg vom Bahnhof zu ihrer Studentenwohnung in einen Wagen gezerrt und mit Chloroform betäubt wurde. Mehrere Zeugen berichteten, im Freiburger Institutsviertel gegen 21.20 Uhr den Schrei einer Frau vernommen zu haben. Ihnen sei außerdem ein cremefarbiger Kastenwagen aufgefallen, der am Straßenrand geparkt hatte. Der Wagen wurde laut den Ermittlern in der Nacht auch auf einer Bundesstraße bei Freiburg und später in der Nähe des späteren Leichenfundorts beobachtet.
Eva Götz wurde in dem Kastenwagen mutmaßlich gefesselt und laut Ermittler Andreas Reichert bei "Aktenzeichen XY" vermutlich über mehrere Stunden gequält, bis ihr Angreifer sie erstickte. Die Obduktion habe zudem ergeben, dass die 26-Jährige vergewaltigt wurde.
Neue Hinweise im Mordfall Götz
Persönliche Gegenstände immer noch verschwunden
Bis heute fehlen mehrere Gegenstände, die das Opfer dabei hatte. Darunter ein blau-weiß gestreifter Leinenrucksack, ein Schlüsselbund mit Katzenanhänger aus Holz, ihre Brille, ihr Geldbeutel, Kulturbeutel und ein Fachbuch für Immunbiologie mit rotem Einband.
Cold Case Eva Götz: ZDF berichtet über neusten Stand der Ermittlungen
Die Polizei befragte damals Zugpassagiere, Autofahrer, Anwohner in Freiburg und Bekannte von Eva Götz. Die Ermittler gingen mehreren hundert Hinweisen nach - ohne Erfolg.
Das ZDF rollte den Fall von 1997 am Mittwoch in der Sendung "Aktenzeichen XY... Ungelöst" erneut auf. Die Kriminalpolizei erhofft sich dadurch neue Hinweise zur Tat oder zu möglichen weiteren Opfern. Auf Hinweise, die zur Aufklärung der Tat führen, ist eine Belohnung von 5.000 Euro ausgesetzt.