Der Druck steigt

Tafel für Bedürftige in Ludwigshafen hat Warteliste

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Autor/in
Sebastian Barth
Autor Sebastian Barth

Immer mehr Menschen in Ludwigshafen sind auf Lebensmittel der Tafel angewiesen. Das war das bestimmende Thema beim Frühlingsempfang der ehrenamtlichen Helfer des Trägervereins.

Wie der Vorsitzende des Vereins für die Tafel, Jürgen Hundemer dem SWR sagte, hat der Verein erstmals eine Warteliste erstellt. Allein vergangene Woche seien 60 neue Anträge gestellt worden, von Menschen, die auf günstige Lebensmittel angewiesen sind. Einen Aufnahmestopp soll es aber erstmal nicht geben.

Tafel Ludwigshafen
20 Tonnen Lebensmittel pro Woche werden bei der Tafel Ludwigshafen ausgegeben

Vereinsvorsitzender: Energiekrise treibt Menschen zur Tafel

Als Grund für die erneut gestiegene Nachfrage sieht Hundemer aktuell die Energiekrise. Dadurch bleibe Menschen mit geringem Einkommen nicht genug Geld für Lebensmittel. Man müsse jetzt diese Liste zügig abarbeiten um festzustellen, ob alle berechtigt sind, Lebensmittel über die Tafel zu beziehen und dann müsse man sehen, wo man die zusätzlich benötigten Lebensmittel bekommt.

Tafel verteilt 20 Tonnen Lebensmittel

Bereits jetzt versorgt die Tafel zwischen 3.600 und 4.200 bedürftige Menschen. Im vergangenen Jahr waren rund 300 Menschen aus der Ukraine hinzugekommen - hauptsächlich Frauen und Kinder. Bei der Tafel Ludwigshafen arbeiten regelmäßig rund 100 ehrenamtlich Helfer. Pro Woche beschaffen sie bei 40 Supermärkten und anderen Anlaufstellen im Stadtgebiet von Ludwigshafen rund 20 Tonnen Lebensmittel und geben sie an Bedürftige aus.

Empfang der Ehrenamtlichen für die Tafel Ludwigshafen
Rund 100 Ehrenamtliche waren gekommen.

Ehrenamtliches Engagement nicht selbstverständlich

Beim Empfang des Trägervereins Vehra am Donnerstag kamen rund 100 ehrenamtliche Helfer ins Turmrestaurant im Ebertpark. Die meisten davon arbeiten bei der Tafel. Es sei wichtig, diesen Menschen zu danken für ihr Engagement, meint Jürgen Hundemer. Es sei nicht selbstverständlich, dass sich so viele Ludwigshafener engagieren. Der Verein sei glücklicherweise recht gut ausgestattet. Die meisten Ehrenamtlichen seien zwischen 60 und 80 Jahre alt. Aber bei dem Empfang waren auch Berufstätige dabei, die in ihrer Freizeit helfen wollen.

Tafel rettet auch Lebensmittel

Hans-Jürgen Remmele zum Beipiel macht es sehr zufrieden, Menschen helfen zu können. Er ist seit sieben Jahren als Fahrer dabei. Er holt Lebensmittel in den verschiedenen Läden. Er ist außerdem sehr froh, dass gute Nahrungsmittel zu den Menschen kommen, die sie brauchen und dass sie nicht einfach weggeschmissen werden.

Auch viel Büroarbeit bei der Tafel

Gabriele Weschinski ist seit vier Jahren bei der Tafel. Sie hatte vor ihrem Ruhestand in einer Bank gearbeitet und mag es, für die Tafel das "bürokratische" zu übernehmen. Sie ist in der Teamleitung und teilt die Leute ein, macht Kasse, überprüft Neuanmeldungen und überprüft Bescheide. Sie hat das Gefühl etwas Sinnvolles zu tun und sie sagt, dass viel Dankbarkeit von den Bedürftigen zurückkommt. Auch hat sie im Team Freunde gefunden.

Kreuzweh nehmen Helfer in Kauf

Steffen Rohr ist seit einem Jahr dabei, wie Hans-Jürgen Remmele als Fahrer. Er will mit seinem Engagement etwas zurückgeben. Ihm gehe es sehr gut und anderen nicht so gut. Der Job ist anstrengend. 20 Tonnen einzuladen, zu fahren und auszuladen - aber er nehme Kreuzweh, dass es dadurch ab und zu hat, gerne in Kauf. Es ist für ihn traurig zu sehen, wenn man Witwer oder Rentnerinnen sieht, die jahrelang gearbeitet haben, und das Geld trotzdem nicht langt.