Sie sind überall

Massenhaft Kakerlaken in Flüchtlingsunterkunft in Ludwigshafen

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Autor/in
Sebastian Barth
Autor Sebastian Barth

Eine Asylbewerber-Unterkunft in Ludwigshafen ist offenbar komplett mit Kakerlaken verseucht. Flüchtlingshelfer fordern, dass man die Familien anderweitig unterbringt.

Achmed B. lebt seit eineinhalb Jahren in Deutschland. Er und seine Frau hatten sich lange nicht getraut, öffentlich etwas zu den Zuständen in ihrer Unterkunft zu sagen. Achmed wird im Irak politisch verfolgt und er wollte nicht öffentlich in Erscheinung treten. Jetzt ist aber der Druck groß: Tausende von Kakerlaken bevölkern die kleine Wohnung in einem "Punkthaus" in der Wattstraße - einer Unterkunft, die aus mehreren Modulen mit einem Stahltreppenhaus zwischen den einzelnen Wohneinheiten schnell errichtet wurde.

Kakerlaken überall

Die Wohnung teilt sich Achmeds kleine Familie mit einer Familie aus Pakistan - auch die Küche und das Bad. Die Kakerlaken haben mittlerweile alle Zimmer befallen. Als er vor eineinhalb Jahren einzog, waren es noch wenige. Aber obwohl er immer wieder Giftfallen ausgelegt habe, seien es immer mehr geworden - mehr als tausend, schätzt Achmed B. Sie krabbeln überall. Über den Fußboden, in den Möbeln, hinter Bilderrahmen - selbst im Bett wuselt es. Der kleine Sohn hatte eine Kakerlake sogar im Ohr. Das tote Insekt wurde von einem Arzt entfernt, wie eine Bescheinigung für das Sozialamt zeigt.

Flüchtlingsunterkunft Ludwigshafen Wattstraße mit Kakerlaken Befall
Das "Punkthaus", in dem Achmed B. mit seiner Familie wohnt.

Unterkunftsleiterin: Mangelnde Hygiene ist schuld

Natice Orhan-Daibel kümmert sich in Ludwigshafen ehrenamtlich um Flüchtlinge und hat ein großes Hilfsnetzwerk aufgebaut. Sie hat den Fall öffentlich gemacht. Sie hatte mit der Leiterin der Flüchtlingsunterkunft in der Wattstraße gesprochen. Diese antwortete allerdings, dass die Bewohner selbst für hygienische Verhältnisse sorgen müssen. Doch stößt jeder bei Kakerlakenbefall schnell an seine Grenzen. Und jeder kann sich schnell nach einem Einkauf Kakerlaken ins Haus schleppen, sagt Daniel Staiber. Er leitet in einer Ludwigshafener Firma die Abteilung Schädlingsbekämpfung.

Frei verkäufliche Kakerlakenköder oft unwirksam

Kakerlakenköder aus dem Drogeriemarkt bringen oft nichts, sagt er. Das Mittel darin lagert oft zu lang und lockt nicht mehr unbedingt Schaben an. Vor allem nicht, wenn sie etwas Attraktiveres zu fressen finden: "Es wäre, wie als würde man jemandem die Wahl lassen zwischen einem trockenen Stück Brot und einem Rumpsteak." Die Köder, die Profis verwenden sind frisch, für Kakerlaken attraktiv und wirksam. Vor allem, weil sich Kakerlaken auch über tote Artgenossen hermachen und das Gift so mehrfach wirken kann.

Kammerjäger regelmäßig in Flüchtlingsunterkunft

Die Verantwortlichen für die Flüchtlingsunterkunft sagen, dass sie mehrfach den Kammerjäger bestellt haben. Die zuständige Sozialdezernentin Beate Steeg (SPD) sagt, dass mit den Bewohnern von befallenen Unterkünften auch aufklärende Gespräche geführt werden. Achmed entgegnet aber, ihm habe bislang niemand geholfen oder ihn aufgeklärt.

Stadt reagiert: Unterkunft soll von Kakerlaken befreit werden

Das Hilfsnetzwerk von Natice Orhan-Daibel hat ihm jetzt erst mal vorübergehend ein Hotel besorgt. So konnte die Familie ungestört von Kakerlaken mal ein paar Nächte durchschlafen. Weil jetzt auch Sozialdezernentin Steeg über den Fall informiert ist, verspricht sie, dass in der Unterkunft in der Wattstraße etwas geschehen wird. So will sie den Vorschlag von Natice Orhan-Daibel aufgreifen, die Familien anderweitig unterbringen. Auch wenn das angesichts der Wohnungsnot zur Zeit sehr schwierig sei. Und dann soll die Unterkunft gründlich von allen Schädlingen befreit werden.

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