Für Sophia Willumeit geht es in ganz kleinen Schritten voran. Die 29-Jährige hatte im Juli 2022 Corona. Und das Virus lässt sie seitdem nicht mehr los. "Angefangen hat alles mit einem dauerhaften Schwindel, dann kamen Müdigkeit und Herzprobleme dazu", erzählt Willumeit.
Zunächst sei Sie zum Hausarzt gegangen, die gelernte Logopädin wurde auf Burn-Out und psychische Probleme getestet. "Und dann hatte ich Glück und bin im November in einer Long-Covid Ambulanz gelandet." Die Ärzte dort sahen dann, dass die Corona-Infektion der Auslöser gewesen ist.
Tägliche Reha mit vollem Programm
Inzwischen ist sie in der Reha in Ludwigshafen. Das dortige Zentrum für ambulante Rehabilitation (ZAR) bietet die Behandlung an, rund 100 Patienten sind es im Jahr die mit Post-Covid kommen. Von Post-Covid spricht man, wenn die Symptome länger als drei Monate andauern. Neuropsychologie, Ergotherapie, Sport, Ernährungsberatung und Entspannung stehen da unter anderem auf dem Programm. "Im Moment habe ich das hier ganz gut im Griff, weil ich hier gut eingebettet bin und deshalb bin ich auf einem guten Weg, wieder gesund zu werden", sagt Willumeit.
Post-Covid hat Multiple Sklerose "überholt"
Inzwischen ist Post-Covid die Krankheit, die die ZAR am zweithäufigsten behandelt. Früher war es Multiple Skerose. Die Klinik ist ausgebucht, derzeit müssen die Menschen mehrere Wochen auf einen Therapieplatz warten.
Es gibt zu wenig Angebote sagt Chefarzt Nils Heiligers: "Viele Betroffene wissen gar nicht, wo sie sich hinwenden sollen und wissen oft auch gar nicht, dass es Rehabilitationsmöglichkeiten gibt."
Therapeuten wissen nie, was sie bei Post-Covid erwarten können
Einer der behandelnden Therapeuten ist Yannick Henes. Für ihn ist Post-Covid immer spannend: "Wenn ich eine Aufnahme von einem Post-Covid Patienten habe, dann weiß ich nie, was kommt jetzt genau durch diese Tür herein. Es gibt eine ganze Latte von Symptomen, die die haben können."
Zwei Arten von Patienten beobachtet Henes: Die, die zu viel machen und sich zu sehr belasten, und die, die gar nichts mehr machen. Das kann eine Spirale nach unten auslösen. Auch mit leichten Symptomen von Long-Covid zum Beispiel solle man sich immer auch bewegen. "Dabei ist es aber wichtig, seine Belastungsgrenzen zu kennen", so Henes.
1.500 Fälle von Post-Covid in Rheinland-Pfalz
Etwa 1.500 schwere und komplexe Fälle gibt es derzeit in Rheinland-Pfalz. Diese Zahl teilt es das zuständige Gesundheitsministerium mit. Sie sei geschätzt und ergebe sich aus den Zahlen der Post-Covid Ambulanzen.
Fünf davon gibt es in Rheinland-Pfalz, für Ludwigshafen ist das Zentrum in Worms zuständig. Die Zentren sollen Patienten vermitteln und das passende Spektrum an Fachärzten zusammen suchen. Aus Sicht des Landes funktioniere das sehr gut, die Zentren haben eine hohe Nachfrage.
Post-Covid-Ambulanz: Warteliste geht in den Juni 2024
In Worms ist das "Wormser Gesundheitsnetz" für den Bereich Ludwigshafen zuständig. "Der Bedarf ist riesig und die Patienten kommen mit einem enormen Leidensdruck zu uns", sagt Denise Brandt. Sie leitet die Post-Covid Ambulanz. Etwa 150 bis 200 Patienten wurden in Worms seit der Eröffnung im Oktober schon behandelt. Die Warteliste für das Zentrum geht inzwischen bis in den Juni, abgesehen von Notfällen.
Und die Post-Covid-Ambulanz ist nur der erste Schritt. Dort wird erstmal geschaut, wo dem Patienten wie geholfen werden kann. Hilfe gibt es auch bei den Anforderungen durch die Bürokratie. Zum Beispiel, wenn jemand in die ambulante Reha nach Ludwigshafen will.
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Reha bei Post-Covid: Ausdauer und Geduld gefragt
Sophia Willumeit schaut jetzt mit der Reha optimistisch in die Zukunft. "Vielleicht kann ich nicht mehr 100 Prozent arbeiten, aber hoffentlich zu 85 oder 90 Prozent." Vier bis sechs Wochen dauert die Therapie in Ludwigshafen im Durchschnitt. "Es ist viel Arbeit, viel Geduld. Die hab ich leider nicht, wenn es um mich geht, aber es ist ein langer Weg. Also man darf wirklich die Hoffnung nicht verlieren."
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