Das, was dem Innenminister Michael Ebling (SPD) da in der Landauer Leitstelle auf zwei großen Bildschirmen präsentiert wird, sieht aus, wie eine Art erweiterte WhatsApp-Oberfläche: In der Mitte ein Textfeld, rechts und links zusätzliche Fenster, um Informationen abzulegen oder anzuwählen. Interessant wird es, wenn man einen Text auf dem ersten Bildschirm eingibt. Der erscheint mit minimaler Verzögerung auf dem zweiten Bildschirm, nur dieses Mal auf französisch.
Landau: Neue zweisprachige Plattform für Rettungsdienste
Die sogenannte Cross-Border-Plattform, die gerade in Landau aufgebaut wird, soll eine schnelle Zusammenarbeit zwischen deutschen und französischen Rettungskräften ermöglichen: Die Plattform übersetzt in Echtzeit Text- und Sprach-Eingaben vom Französischen ins Deutsche und umgekehrt.
Sollte etwa ein deutscher Mountainbiker im Grenzgebiet verunglücken, und sein Notruf in einer französischen Leitstelle landen, weiß die sofort, was er will und kann auch direkt einen deutschen Kollegen zuschalten. Über die Plattform können die Rettungsdienste dann unmittelbar klären, wer näher dran ist und welche Mittel es braucht, um dem Mann zu helfen. Auch Informationen, Fotos, Kartenausschnitte und Koordinaten können geteilt werden, noch während der Verunglückte in der Leitung ist.
Eine Region, zwei Sprachen
"Es gibt schon einige hier, die werden nervös, wenn ein Anruf aus Frankreich auf dem Display steht…", sagt Matthias Bruhne. Er ist der Chef der Integrierten Leitstelle in Landau, die die Rettungsdienste in der Südpfalz koordiniert. Er habe französisch in der zehnten Klasse abgewählt, bekennt einer von Bruhnes Kollegen. Das System sei da extrem hilfreich und eine Erleichterung obendrein. Zumal es eigentlich ja sogar um drei Sprachen ginge: deutsch, französisch – und pfälzisch. Gerade in der Grenzregion Elsass.
Schnelle Hilfe im Katastrophenfall: Beispiel Waldbrände
Wie wertvoll dieses System wirklich sein kann, wird sich im Katastrophenfall zeigen, sagt Bruhne. "Wir nähern uns dem Sommer und der nächste Flächenbrand kommt bestimmt". Er erinnert an die Waldbrände im Kreis Südwestpfalz im letzten Sommer. Tausende Quadratmeter hätten damals gebrannt.
Ohne die Hilfe der Feuerwehr aus Straßburg hätte man das kaum in den Griff bekommen. "Die Franzosen sind da sehr leidgeplagt und deswegen hervorragend ausgebildet und ausgerüstet". Das System beherrscht auch die Fachbegriffe und Abkürzungen für die verschiedenen Löschfahrzeuge und Rettungswagen.
Der Wald brennt in der Südpfalz? Erstmal ein Fax ausfüllen.
Bislang müsse er ein Faxformular ausfüllen, um Hilfe aus Frankreich anzufordern: "Da muss ich dann ankreuzen, welches Fahrzeug, welche Mannschaft und welches Gerät ich brauche." Auch im Katastrophenfall, auch wenn eigentlich gerade jede Minute zählt." Jetzt haben wir immerhin als Alternative ein PDF-Dokument, das wir per Mail schicken können. Aber auch das dauert zehn Minuten, bis es ausgefüllt und verschickt ist." Das seien zehn Minuten zuviel.
Ebling: beispielhaftes Projekt für die europäische Union
Das ist alles andere als zeitgemäß, räumt Innenminister Ebling ein: "Katastrophen stoppen ja nicht an der Landesgrenze". Umso wichtiger sei das, was hier gerade in Landau geschehe. Die Plattform wird mit EU-Mitteln finanziert und soll irgendwann auch in anderen Grenzregionen eingesetzt werden, etwa zwischen Deutschland und Polen. Die haben laut Ebling bereits Interesse angemeldet.
Momentan befindet sich die Cross-Border-Plattform noch in der Optimierungsphase. Binnen des zweiten Quartals soll sie dann in Betrieb genommen werden.
Rechtzeitig zur Waldbrandsaison.