Straßenschild Karl-Räder-Allee ehrt den umstrittenen Mundart-Dichter Karl-Räder in Bad Dürkheim

Nach dem Bürgerentscheid

Straßenschilder mit NS-Bezug in Bad Dürkheim - wie geht es weiter?

Stand
Autor/in
Sebastian Barth
SWR-Reporter Sebastian Barth am Rhein

In Bad Dürkheim bleiben umstrittene Straßennamen bestehen. Die Nähe zum Nationalsozialismus - beispielsweise von Karl Räder - soll aber durch zusätzliche Hinweise an den Straßenschildern dokumentiert werden.

Der Bürgerentscheid in Bad Dürkheim hat dafür gesorgt, dass die Karl-Räder-Allee, die Philipp-Fauth-Straße und die Maler-Ernst-Straße ihre Namen behalten. Aber da alle drei - insbesondere der Mundart-Dichter Karl Räder - der Ideologie des Nationalsozialismus eng verbunden waren, soll dies durch Zusatzschilder an den Straßenschildern kenntlich gemacht werden. Das wurde von der Bürgerinitiative als Alternative zur Umbenennung vorgeschlagen und diese Anregung greift die Stadtverwaltung jetzt auf.

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Zusatzschilder zu umstrittenen Straßennamen werden erstellt

Bürgermeister Christoph Glogger sagte dem SWR, dass Vorschläge zu den zusätzlichen kleinen Informationstafeln an den Straßenschildern jetzt von der Verwaltung erarbeitet und anschließend im Kulturausschuss am 8. November vorgestellt und diskutiert würden. Der Kulturausschuss habe sich bereits in der Vergangenheit intensiv mit den drei betreffenden Personen der Zeitgeschichte, Räder, Fauth und Ernst befasst. Auch gebe es bereits Texte, die die Rolle der drei in der Nazizeit einordnen. Einer stammt nach Angaben von Bürgermeister Glogger sogar von den Nachfahren von Philipp Fauth selbst.

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Karl-Räder war mit seinen Gedichten und Texten ein Schreibtischtäter. Das kann kein Vorbild sein.

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Glogger: Bürgerentscheid macht richtigen Umgang mit Vergangenheit wichtig

Ihm sei es sehr wichtig, dass die Namen in den richtigen Kontext gerückt werden, so Glogger. Er könne mit dem Bürgerentscheid gut leben. Wenn Bad Dürkheimer Bürger sagen, das eine Umbenennung ihnen zu viel Aufwand ist, dabei aber anerkennen, dass sie in einer Straße leben, die nach einem überzeugten Nazi benannt ist, dann sei das okay. Ganz anders sieht er es, wenn Menschen versuchen, die betreffenden Personen in ein positives Licht zu rücken. "Es gab den Fall, dass jemand meinte: 'Naja, man weiß ja gar nicht so genau, ob der Karl Räder tatsächlich ein Nazi war.' Das stimmt nicht. Wir haben Texte, da wurde das ganz genau belegt. Er war offensichtlich überzeugt und Feuer und Flamme für den Führer. Er war mit seinen Gedichten und Texten ein Schreibtischtäter. Das kann kein Vorbild sein." Das beispielsweise Karl Räder überzeugter Nazi war, haben Verantwortliche vom Stadtmuseum recherchiert. Ebenso gibt es entsprechende Texte zu Philipp Fauth oder dem Maler Gustav Ernst.

QR-Codes könnten zusätzliche Info zu Straßennamen liefern

Bei der Diskussion, was auf die Hinweistafeln kommt, könne sich jeder beteiligen, so Glogger. Dazu habe er von der Bürgerinitiative bislang noch nichts gehört. Natürlich müssten die Informationen auf den Tafeln sehr kurz gehalten werden. Die Texte, die die Stadt bisher in anderem Zusammenhang erstellt oder erhalten hat, seien zu lang und müssten entsprechend gekürzt werden. Glogger kann sich auch vorstellen, dass zusätzlich zu den kurzen Texten auch ein QR-Code auf die Hinweistafeln kommt. Damit könnten Smartphone-Nutzer zusätzliche Informationen zu den umstrittenen Namenspaten für die Straßenschilder im Internet nachlesen.

Eine endgültige Entscheidung über das Aussehen der Hinweistafeln an den Straßenschildern könnte am 12. Dezember im Bad Dürkheimer Stadtrat fallen.

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