Landau Radwegbrücke

Kritik kommt aus dem Stadtrat

Stadt Landau stoppt lange geplante Radbrücke kurz vor Baubeginn

Stand

Es war das Prestigeprojekt der Landauer Verkehrspolitik: Eine Radbrücke zwischen der Innenstadt und dem Stadteil Queichheim. Statt Baubeginn kommt nun die Absage: Sie wird erst mal nicht realisiert werden. Was ist passiert?

Die Stadt hat noch einmal durchgerechnet und ist zu dem Schluss gekommen, dass die Brücke schlicht zu teuer würde. Den aktuellen Schätzungen des Ingenieurbüros zufolge, würde die Brücke nun gut zehn Millionen kosten – rund das Doppelte von dem, was ursprünglich im Haushalt veranschlagt war. Da die Förderung durch den Bund nicht mit den steigenden Kosten wächst, müsste die Stadt mindestens sechs Millionen eigenes Geld zuschießen. Zu viel, findet Bürgermeister und Verkehrsdezernent Lukas Hartmann (Grüne): "Das ist nicht verantwortlich."

Landau Radwegbrücke
So hätte sie aussehen können. Die Bilder eines Kaiserlauterer Architekturbüros zeigen nicht den letzten Planungsstand, vermitteln aber einen guten Eindruck, wie sich eine Radbrücke ins Stadtbild einfügen würde

Darum sind die Kosten so gestiegen

Als Gründe für die Kostenexplosion nennt Hartmann die allgemeine Marktlage mit deutlich gestiegenen Preisen im Bausektor und die schwankenden Stahlpreise. Außerdem würden momentan überall Brücken gebaut. Die Auftragsbücher der Firmen seien voll, die könnten sich ein "Nein" gerade locker leisten.

Baubeginn wird sechs Monate vorher abgesagt – wie kann das sein?

Auch wenn diese Gründe nachvollziehbar sind, überrascht es dann doch, dass sie sechs Monate vor Baubeginn plötzlich alles ins Wanken bringen. Der Stahlpreis schwankt ja nicht erst seit gestern. Dass die Kosten im Bausektor steigen, ist auch keine Neuigkeit. Sie seien erst jetzt in die Detailplanung eingestiegen, erklärt Hartmann. Das entspreche dem üblichen Zeitrahmen bei solchen Projekten. "Ich frage mich aber schon selbst, ob wir die starke Konjunktur bei Brückenbauunternehmen nicht früher und stärker hätte beachten können", räumt Hartmann ein: "Ich habe davon gelesen, wir alle haben das. Aber wie voll die Auftragsbücher da sind, ist uns erst in den letzten Wochen klargeworden."

Die Queich in Landau
Die gleiche Perspektive, ein paar Meter weiter: Hier sollte die Brücke entlangführen.

Dennoch: Die Brücke ist noch nicht vom Tisch

Ein finanzieller Schaden ist der Stadt dadurch laut Hartmann aber nicht entstanden: "Wir haben ein fertig geplantes Projekt, haben alle notwendigen Hürden genommen und haben Baurecht geschaffen. Die Brücke könnte theoretisch nach wie vor binnen zwei Jahren gebaut werden." Es ist alles da - nur das Geld fehlt.

Hartmann sagt, er sei zuversichtlich, dass sich ein anderes Förderprogramm finden lässt, mit dem die Brücke so gebaut werden kann, dass es sich für die Stadt rechnet. "Die Brücke kommt auf jeden Fall!", will er nicht sagen, lieber "Ich möchte, dass die Brücke kommt. Wir haben immer noch keine Lösung, für die Probleme, die die Brücke hätte lösen sollen."

Nach Ansicht der Stadt haben es Radfahrerinnen und Radfahrer in Landau bisher schwer, den Stadtteil Queichheim im Osten der Stadt zu erreichen. Grund seien die Bahngleise und viel befahrene Straßen und Brücken. Da sollte die geplante Radbrücke Abhilfe schaffen. Die vier Meter schlanke Brücke sollte über die Maximilianstraße und die parallel verlaufende Bahnlinie führen, und mehrere Schulstandorte und das Stadtdorf Queichheim besser an den Hauptbahnhof und die Kernstadt anbinden.

Stadt Landau
Das Rathaus der Stadt Landau

Erste Reaktionen aus dem Stadtrat

"Das ist der Hammer!" kommentiert Peter Lerch von der CDU-Fraktion im Landauer Stadtrat. Vor wenigen Wochen habe es doch noch geheißen, die Kosten blieben halbwegs im Rahmen. "Und jetzt sollen sie plötzlich doppelt so hoch sein? Da stimmt was nicht", so Lerch. Wie das so aus dem Ruder laufen kann, müsse genau beleuchtet werden. Die SPD findet die Entscheidung, die Brücke unter diesen Umständen nicht zu bauen, richtig. Skeptisch sieht sie den Plan der Verwaltung, sich nach einem neuen Förderprogramm umzusehen, um die Brücke dann binnen der kommenden Jahre zu bauen. "Da muss bis zum Sommer eine Entscheidung her", so der Fraktionsvorsitzende Florian Maier. Sonst müsse die Stadt das Geld anders verplanen.

Die Grünen schließen sich wie erwartet der Einschätzung von Bürgermeister Hartmann an: Landau braucht die Brücke, noch ist das Projekt nicht begraben. Am Geld wird das Projekt in Zukunft nicht scheitern, glaubt die Fraktionsvorsitzende Lea Saßnowski: "Ich mache mir eher Sorgen um die Zustimmung im Stadtrat". Schließlich wisse man noch nicht, wie der sich nach der Kommunalwahl im Juni zusammensetzen wird.

Darum war die Brücke so umstritten

Ruhig war es um die Brücke nie: Es gebe doch bereits zwei Brücken in Landau, auf denen die Radfahrer über die Gleise kommen können, hieß es von Seiten der Kritiker. Auch die CDU musste lange überzeugt werden, bis sie schlussendlich zugestimmt hat – und das als Koalitionspartner der Grünen.

Voll und ganz von dem Projekt überzeugt ist der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club Landau/Südliche Weinstraße. "Wir erwarten steigende Einwohnerzahlen in Landau, und da werden viele Radfahrer bei sein", so der Vorsitzende Michael Schindler. Wenn die eine weitere Möglichkeit hätten, zwischen Innenstadt und Stadtdorf zu verkehren, hätte auch der Autoverkehr was davon: "Die Straßen werden dann insgesamt freier." Politik dürfe nicht nur verwalten, sondern müsse auch in die Zukunft sehen. Umso bedauerlicher findet Schindler, dass die Brücke nun fürs Erste auf Eis liegt: "So kommt man nicht weiter."

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