Der allererste Auslandsbesuch als britischer König führte Charles III. und seine Ehefrau Camilla Ende März nach Deutschland. Berlin, Brandenburg und Hamburg standen auf dem Programm - für Rheinland-Pfalz war keine Zeit, vorerst. Denn ein Besuch im Land der Reben und der Rüben hat durchaus Tradition im britischen Königshaus.
"Enunner in die Druckerwerkstatt"
Charles’ Mutter, die im September verstorbene Queen Elizabeth II., hat das Bundesland gleich zweimal besucht. Am 20. Mai 1965 war sie in Koblenz und Kaub zu Gast, am 23. Mai 1978 in Mainz.
Unvergessen damals der Mainzer Oberbürgermeisters Jockel Fuchs (SPD), der im Gutenberg-Museum das Manuskript seiner auf Englisch verfassten Begrüßungsrede vergessen hatte. Er sprach schließlich auf Deutsch zur Königin und beendete seine Rede mit dem legendären Satz: "Majesty and now we go enunner in die Druckerwerkstatt."
Wurzeln der britischen Krone auch an der Nahe
Die Verbindungen der britischen Krone mit dem Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz reichen aber noch weiter zurück als in die Gutenberg-Zeit - wie der Heimatforscher Freimut Heiderich aus Oberbrombach herausgefunden hat. "Schaut Queen Elizabeth einmal 22 Generationen zurück, dann stößt sie auf eine Ahnfrau, die in Hunsrück und Naheland gar nicht so unbekannt ist: Loretta von Sponheim (1300 - 1346)."
Und es gibt einen weiteren Ahnherren von der Nahe: Johann Nicolaus Schweppenhäuser, genannt "Johannickel" aus Langenlonsheim, der etwa um 1650 geboren wurde. Familienforscher Heinz-Jürgen Honrath hat herausgefunden, dass dessen Ahnenreihe neun Generationen später in Prinz Philip Mountbatten gipfelt, der im November 1947 die spätere britische Königin Elizabeth II. heiratete.
Fließt Ruwer-Wein auf der Krönungsfeier?
Auch heute noch gibt es zahlreiche Verbindungen des britschen Königshauses mit Rheinland-Pfalz - nicht zuletzt durch den Wein. Ein edler Tropfen aus dem Ruwertal fließt möglicherweise auch bei den Festlichkeiten zur Krönung. Weine des Weinguts Maximin Grünhaus aus Mertesdorf sind jedenfalls in Richtung London verschickt worden. Wann sie dort zum Einsatz kommen, darüber äußern sich sowohl die Weingutsbesitzer als auch der Buckingham Palast äußerst diskret. Es sei die Bitte des Hofmarschalls, dass keine Lieferanten oder Produkte, die beim Festbankett auf den Tisch kommen, bekannt werden, erklärt der Winzer.
Ob Charles schon einmal an der Ruwer war, oder an einem anderen Ort in Rheinland-Pfalz - wer weiß es. Denn neben zahlreichen bekannten Besuchen in Deutschland - die "Neue Zürcher Zeitung" spricht von etwa 40 - soll es auch viele Termine gegeben haben, die nicht an die Öffentlichkeit gelangt sind.
Charles und Camilla - Highlight der Fernsehfastnacht
Dass Charles und seine Frau Camilla in Rheinland-Pfalz willkommen wären, zeigte sich zuletzt eindrucksvoll in der Mainzer Fastnacht. Bei der traditionellen Fernsehsitzung "Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht" sorgten Martin Krawietz und Johannes Bersch als King und trinkfreudige Queen Consort - 'Königin-Gemahlin', der offizielle Titel von Camilla - für Beifallsstürme.
Bleibt Charles incomplete?
Es ist also alles angerichtet für einen triumphalen Einzug von King Charles in Rheinland-Pfalz. Jetzt liegt es an ihm selbst, diese große Chance zu ergreifen. Denn ein Rheinland-Pfalz-Besuch gehört nun einmal zur Regierungszeit eines britischen Monarchen - will er nicht als "Charles the Incomplete" ('der Unvollendete') in die Geschichtsbücher eingehen.