Valentin Herfel aus Hachenburg hat sich einen echten Grimme-Preis erschlichen.

Grimme-Institut ausgetrickst

Wie ein Westerwälder sich einen Grimme-Preis ergaunert hat

Stand
Autor/in
Christoph Bröder

Valentin Herfel aus Hachenburg hat einen echten Grimme-Preis im Schrank stehen. Offiziell gewonnen hat er den Preis allerdings nicht. Er hat sich etwas anderes einfallen lassen.

Der 33-jährige Westerwälder studiert Mediendesign mit Fokus auf Storytelling. Thema seiner Bachelor-Arbeit soll sein: Geschichten, die man seinem Enkel erzählen kann. Valentin Herfel hat sich daher seine eigene Geschichte erschaffen, die er irgendwann mal seinen Enkeln erzählen kann. Nämlich wie er es geschafft hat, einen Original Grimme-Preis zu ergattern.

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Die Idee hinter der Aktion "Grimme-Gate"

2017 haben sich die bekannten Entertainer Joko & Klaas mit ihrem Team eine "Goldene Kamera" erschlichen, indem sie bei der Preisverleihung einen Schauspieler eingeschleust haben, der aussah wie der amerikanische Filmstar Ryan Gosling. Für diese Aktion, die als "Gosling-Gate" bekannt wurde, haben Joko & Klaas und einige Teammitglieder 2018 einen Grimme-Preis erhalten. Der Preis wird für Fernsehsendungen und -leistungen verliehen, die für die Programmpraxis vorbildlich und modellhaft sind, heißt es auf der Internetseite.

Eines der Teammitglieder war Autor Jakob Lundt. Valentin Herfel hat sich daher überlegt, sich dessen Grimme-Preis zu erschleichen. Er hat damit sozusagen das "Gosling-Gate" um sein persönliches "Grimme-Gate" erweitert. Dazu hat er sich einige Gedanken gemacht und einen Plan ausgetüftelt.

Grimme-Institut hat Original-Preis einfach freigegeben

Valentin Herfel hat beim Grimme-Institut angerufen und sich als Mitarbeiter von Jakob Lundt ausgegeben. Er hat behauptet, dass der Grimme-Preis von Lundt gestohlen wurde und er gerne einen neuen hätte. "Ich habe mir dafür bewusst die erste Märzwoche ausgesucht, denn dann bereitet das Institut die nächste Preisverleihung vor und es geht vermutlich stressig dort zu", erklärt der 33-Jährige.

Den Grimme-Preis hat Valentin Herfel kurzerhand mit seinem eigenen Spitznamen überklebt.
Den Grimme-Preis hat Valentin Herfel kurzerhand mit seinem eigenen Spitznamen überklebt.

Das Grimme-Institut hat laut Herfel tatsächlich kaum Fragen gestellt und schließlich den Juwelier, der die Preise herstellt, mit einem Ersatz beauftragt. Gemeinsam mit einem Freund ist Herfel dann zu dem Juwelier gefahren. Sie haben sich als Spediteure verkleidet und den Preis abgeholt. "Das war der kritischste Moment der ganzen Aktion, da war ich schon sehr nervös", erinnert sich Herfel.

Valentin Herfel besitzt jetzt einen echten Grimme-Preis

Seitdem steht der Grimme-Preis bei dem Westerwälder zuhause. Er musste ihn allerdings beim Juwelier bezahlen, das hat mehrere hundert Euro gekostet. "Ich habe dennoch nicht erwartet, dass das Ganze am Ende doch so leicht funktioniert."

Reaktionen des Grimme-Instituts und von Jakob Lundt

Das Grimme-Institut zeigt sich auf SWR-Nachfrage wenig begeistert von der Aktion. Schriftlich teilt das Institut unter anderem mit: "Den Namen eines Preisträgers zu missbrauchen und sich eine Kopie dessen Preises anfertigen zu lassen ist sicher kein Spaß." Das Institut wertet die Aktion als unrechtmäßige Täuschung.

Autor und Preisträger Jakob Lundt hat auf eine SWR-Anfrage bisher nicht reagiert. Jedoch hat er auf eine Anfrage von Valentin Herfel auf Instagram kurz reagiert. Dort teilte er mit, dass es sich nicht um seinen Grimme-Preis handeln könne.

Valentin Herfel würde Grimme-Preis auch zurückgeben

Valentin Herfel sagt, ihm ging es bei der Aktion vor allem um den Spaß und die gute Geschichte. "Der Preis macht sich zwar gut in meinem Schrank, ich würde ihn aber auch zurückgeben, falls das gefordert wird."

Er hofft, dass das Grimme-Institut es letztlich vielleicht doch noch mit einem Augenzwinkern betrachtet. Er sei jedenfalls gesprächsbereit. Noch ist also offen, wie das Ganze weitergeht. Sorge vor rechtlichen Schritten hat Valentin Herfel jedenfalls nicht.

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