Blick auf das Theaterzelt auf der Festung Ehrenbreitstein, das das Theater Koblenz während der Generalsanierung als Ausweichspielstätte nutzt.

Ausweichspielstätte auf dem Festungsplateau

Umzug wegen Sanierung: Theater Koblenz spielt jetzt im Zelt

Stand
Autor/in
Luca Both

Das Theater Koblenz startet in die neue Spielzeit: Die Aufführungen finden aber in einem Zelt hoch über Koblenz statt. Denn das denkmalgeschützte Gebäude in der Stadt wird saniert.

Den Auftakt der neuen Saison macht am Samstagabend eine große Gala-Vorstellung. Dabei können die Zuschauerinnen und Zuschauer eine "Kostprobe" des Programms der kommenden Spielzeit erleben. Am Sonntagabend folgt dann die erste Premiere mit der Operettengala "Sterne des Südens". Das alles in dem neuen Theaterzelt auf dem Festungsplateau. Denn das angestammte Theater in der Koblenzer Innenstadt ist wegen der Generalsanierung gerade geschlossen.

Ich bin schon richtig gespannt auf die erste Vorstellung, die ich hier haben.

Vor der großen Gala am Samstagabend konnten Interessierte am Freitagnachmittag einen Blick hinter die Kulissen im Theaterzelt werden und sich vom Intendanten Markus Dietze (auf dem Foto in der Mitte) alles erklären lassen. Das habe ihre Neugier geweckt, sagte danach eine Besucherin dem SWR. "Ich bin schon richtig gespannt auf die erste Vorstellung, die ich hier habe."

Aufführungen im Zelt auf dem Festungsplateau

Aufführungen im Zelt statt im Theater? Das wird sich für die Besucherinnen und Besucher anders anfühlen als sonst: Wenn sich die Tür zum Theaterzelt öffnet, geht der Blick direkt nach oben - bis zu 16 Meter hoch ist die Deckenplane, die von sechs großen Masten getragen wird. Im großräumigen Foyer stehen Tische und Stühle.

Vom Foyer führt der Weg in den Zuschauerraum. Dort vergisst man aber schnell, dass man in einem Zelt ist. Roter Vorhang, rote Sitze im steilen Publikumsrang, alles erinnert an ein modernes Theater.

Sofas und Stühle im Foyer der Ausweichspielstätte auf dem Festungsplateau.
Sofas und Stühle im Foyer der Ausweichspielstätte auf dem Festungsplateau. Bild in Detailansicht öffnen
Der rote Vorhang geht auf: Das Theater Koblenz spielt in der Saison 202425 in einem Zirkuszelt, weil das Theater generalsaniert wird.
Bald geht der Vorhang regelmäßig in der temporären Spielstätte auf. Ein kleiner Vorgeschmack aus der Orchesterhauptprobe für die „Operettengala“, die erstmals am Sonntag, den 15. September im Theaterzelt aufgeführt wird. Bild in Detailansicht öffnen
Musiker proben für die Eröffnungsgala im Zelt: Wegen der Generalsanierung spielt das Theater Koblenz in der Saison 202425 in einem Zirkuszelt auf der Festung Ehrenbreitstein.
Vorher gibt es noch eine Ansprache vom Intendanten Markus Dietze, was die Musikerinnen und Musiker an der neuen Spielstätte erwartet. Bild in Detailansicht öffnen
Vorbereitung auf die Eröffnung der Theaterspielzeit 202425 in Koblenz: Während der Generalsanierung spielt das Ensemble in einem großen Theaterzelt auf dem Festungspark Ehrenbreitstein.
Der Blick von der Bühne ins Publikum mit den markanten roten Sitzen. Anders als im Stammtheater haben dort alle Zuschauer den gleichen direkten Blick nach vorne. Bild in Detailansicht öffnen
Im Zelt auf der Festung Ehrenbreitstein lagert Ausrüstung: Hier wird das Ensemble des Theaters Koblenz während der Generalsanierung auftreten.
Backstage wird jede Menge Technik gelagert. Auch dafür ist Platz im Theaterzelt. Bild in Detailansicht öffnen
Blick in den Container neben dem Theaterzelt, in dem u.a. eine Werkstatt für Beleuchung und Ton untergebracht ist.
Ab und zu geht mal was kaputt, dann muss z.B. in der Werkstatt für Beleuchung und Ton etwas repariert werden. Bild in Detailansicht öffnen
Mit einem Lieferwagen wird gerade alles in das Theaterzelt auf der Festung Ehrenbreitstein gebracht, was das Theater in der nächsten Spielzeit braucht.
Eine Anfahrtsrampe für größere Transportstücke gibt es auch. Bild in Detailansicht öffnen
Ein Lieferwagen vor dem Zelt, in dem das Theater Koblenz während der Generalsanierung spielt.
Der Backstage-Blick von außen. Bild in Detailansicht öffnen
Blick auf das Theaterzelt auf der Festung Ehrenbreitstein, das das Theater Koblenz während der Generalsanierung als Ausweichspielstätte nutzt.
Das Theaterzelt aus Richtung der Seilbahn/Festung kommend. Es steht unmittelbar neben der Aussichtsplattform, von der man auf die Stadt Koblenz schauen kann. Bild in Detailansicht öffnen
Der Intendant des Theaters Koblenz, Markus Dietze, hält ein Schild mit der Aufschrift "The End" in der Hand.
Der seit 2009 amtierende Intendant des Theaters Koblenz, Markus Dietze, hält für die Lichtprobe ein Schild mit der Aufschrift "The End" in den Händen. Bild in Detailansicht öffnen

Mit 350 Sitzplätzen gibt es etwa 100 weniger als im Stammhaus in der Koblenzer Innenstadt. Aber alle Zuschauer haben im Zelt den gleichen direkten Blick nach vorne auf die Bühne. Eine Herausforderung ist allerdings die Akustik, sagt Intendant Markus Dietze.

Theaterzelt auf der Festung in Koblenz bringt spezielle Herausforderungen

Anders als in einem fest gebauten Theaterhaus, sei man hier eigentlich Open Air. "Wenn hier ein Vogelschwarm drüber fliegt, dann hört man das eins zu eins." Deswegen müsse alles elektrisch per Mikrofon verstärkt werden.

Außerdem bringt das Zelt laut Dietze auch ein wenig Camping-Feeling. "Im Zelt ist es morgens sehr kalt und wird dann unter Sonneneinstrahlung sehr warm." Heizen könne man gut, kühlen eher schlecht, da helfe nur Lüften.

"Es ist also manchmal ein bisschen wie auf dem Campingplatz."

Auch die Mitarbeitenden des Theaters mussten sich speziell auf die Spielzeit im Zelt vorbereiten. Laut Dietze gab es verschiedene Schulungen, zum Beispiel zum Verhalten bei einem Gewitter. Dann müsse man sich von den sechs Zelt-Masten, die Blitzableiter sind, sehr weit fernhalten.

Logistik beim Theater Koblenz ist eine Herausforderung

Lernen mussten die Mitarbeitenden auch, was zu tun ist, wenn die sanitären Einrichtungen mal verstopft sind. Es gibt laut dem Intendanten zwar eine sanitäre Infrastruktur, die sei aber nicht auf 350 Gäste und 100 Mitarbeiter ausgerichtet. "Es ist also manchmal ein bisschen wie auf dem Campingplatz.", so Dietze.

Auch die Logistik sei durch die enormen Distanzen eine Herausforderung. Demnach ist Hauptbühne ist auf dem Festungsplateau, andere Bereiche wie etwa die Verwaltung sind in der Innenstadt verteilt, ein Teil der Werkstatt in Koblenz-Lützel. Hinzu kommt, dass es momentan Aufführungen auf insgesamt zehn Spielstätten in der Stadt Koblenz gibt.

Ein Jahr lang, so der Plan, wird das Zelt auf der Festung bespielt. Dann soll das Theaterhaus in der Koblenzer Innenstadt fertig saniert sein. Das Zelt wird dann wieder abgebaut: "Alles hier ist gemietet und kann dann an einem anderen Ort wieder genutzt werden," so Intendant Markus Dietze.

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Luca Both