Die Stadt Lahnstein legt dem langjährigen Intendanten des städtischen Theaters, Friedhelm Hahn, nach eigenen Angaben zur Last, den Etat um rund 70.000 Euro überschritten zu haben. Das sei erst kürzlich bekannt geworden. Den Vertrag des Intendanten hatte die Stadt bereits gekündigt, er wäre zum Ende des Jahres ausgelaufen.
Zudem teilte die Stadt mit, dass die Aufführungen bis Ende des Jahres, sowie die laut Spielplan für den Januar 2023 geplanten Veranstaltungen abgesagt seien. Auch das geplante Stück "Alte Sorten" werde nicht zur Aufführung kommen. Bereits gekaufte Karten könnten zurückgegeben werden.
Interimsleitung für Theater Lahnstein ab Anfang Januar im Amt
Ab dem 2. Januar werde eine Interimsleitung die Aufgaben des Intendanten übernehmen und den Spielbetrieb sicherstellen, so die Stadt weiter. Anfang Januar solle dann ein neuer Spielplan für das kommende Jahr vorgestellt werden.
Das Verhältnis zwischen dem Intendanten des Lahnsteiner Theaters und der Stadtspitze gilt seit langem als zerrüttet: Im Januar verhandelt das Arbeitsgericht Koblenz darüber, ob die Kündigung seines Vertrages vor einigen Monaten rechtens war.
Ehemaliger Intendant zeigt sich fassungslos
Die jetzt fristlose Kündigung durch die Stadt mache ihn "fassungslos und enttäuscht", sagte der nun ehemalige Intendant Friedhelm Hahn dem SWR. Das Vorgehen sei "skandalös." Beim Vorwurf, den Etat des Theaters um 70.000 Euro überschritten zu haben, weist er die Schuld nach eigenen Angaben von sich. Das hohe Defizit sei vor allem dem Lockdown geschuldet. Abonnements und Kartenverkäufe aus dem Lockdown 2021 seien in dieses Jahr übertragen worden, dadurch hätten 2022 weniger Tickets verkauft werden können. Dieses Geld fehle jetzt.
Hahn fühlt sich nach eigenen Angaben von der Stadtverwaltung hintergangen. Es seien Entscheidungen ohne seine Zustimmung getroffen worden, sagt er. Er verstehe nicht, warum alle Aufführungen bis Jahresende abgesagt worden seien. Sie seien ausverkauft, damit würden der Stadt rund 30.000 Euro verloren gehen.
Ex-Intendant will gerichtlich vorgehen
Auch für das Ensemble tue es ihm leid. Das Team habe sich besonders auf die Aufführung zu Silvester gefreut. Hahn habe mit seiner Anwältin gesprochen, die ihm versichert habe, dass sich die Vorwürfe gegen ihn widerlegen ließen. Er wolle in jedem Fall gerichtlich gegen die Entscheidung vorgehen.
Ensemble entsetzt über Kündigung
Cosma Hahne, Dramaturgin und Ensembleleiterin des Theaters Lahnstein, sagte dem SWR, das gesamte Team und sie seien entsetzt und traurig über die fristlose Kündigung des Intendanten. Sie hätten am Freitag aus der Zeitung erfahren, dass alle Vorstellungen bis Ende des Jahres abgesagt seien.
Hinzu komme, dass der Oberbürgermeister der Stadt Lahnstein, Lennart Siefert (parteilos), alle Schlösser am Theater habe austauschen lassen. Nach ihren Angaben kommen das gesamte Ensemble und der Theater-Vorstand nicht mehr ins Haus. Das seien alles "harte Nachrichten so kurz vor Weihnachten", sagt sie.