Das private Gymnasium Raiffeisen-Campus in Dernbach im Westerwaldkreis hat beim Deutschen Schulpreis nicht den ersten Platz gemacht. Das hat die Robert-Bosch-Stiftung mitgeteilt, die zusammen mit einer weiteren Stiftung jedes Jahr die besten Schulen in Deutschland kürt. Das Privatgymnasium ist aber trotzdem nicht leer ausgegangen: Allein für die Nominierung hat die Schule einen Anerkennungspreis von 5.000 Euro bekommen..
Der Raiffeisen-Campus war ins Rennen um den Deutschen Schulpreis mit einem besonders innovativem Schulkonzept gegangen. In Dernbach gibt es Lern-Ateliers statt gewöhnlicher Klassenzimmer.
Lern-Atelier statt Unterricht im Klassenzimmer
Der Unterricht in der 6. Klasse am Raiffeisen-Campus sieht zum Beispiel so aus: Ein paar Kinder basteln, ein paar Mädchen sitzen am Computer, ein anderes ist vertieft in ein Buch. Ab und zu steht jemand auf und geht in einen anderen Raum. Es ist ein ziemliches Gewusel.
Im Lern-Atelier ist es so gewollt, sagt der stellvertretende Schulleiter, Markus Wagner: "Das hier ist nicht ein Raum, in dem Staffeleien stehen. Sondern eine Lernumgebung, die von den Kindern bearbeitet wird, je nach Altersstufe mit verschiedenen Freiheitsgraden. Entweder kann ich mir die Gruppe frei wählen oder der eine fängt auf Seite fünf an, der andere auf Seite sieben."
Raiffeisen-Campus: Lernen an Emotionen knüpfen
Die Kinder entscheiden also selbst, womit sie anfangen und suchen sich auch ihre Lernpartner selbst aus. Sie sollen sich gegenseitig helfen, ganz nach ihren individuellen Stärken. Genau diese Art zu Lernen ist das Erfolgsrezept der Schule, sagt Wagner. "Was uns als Schule einzigartig macht, ist, dass wir versuchen, das Lernen nachhaltig zu gestalten, dass ich es mit Emotionen, mit einem Erlebnis verknüpfe, mit einer Emotion."
Das Konzept funktioniere auch schon bei Sechstklässlern, sagt Lehrerin Kathrin Schneider. Sie ist überzeugt vom Erfolg des Lern-Ateliers, auch, wenn nicht immer sofort alles klappt. "Wir würden uns selber belügen, wenn wir sagen, die Kinder kriegen das alles total toll von vornherein hin. Die Kinder sind in der Schule, um zu lernen. Natürlich auch Unterrichtsinhalte, Lerninhalte, aber wir haben den Fokus auf die überfachlichen Kompetenzen gelegt", erklärt sie im Gespräch mit dem SWR.
Deutscher Schulpreis wäre der "Oscar" für den Raiffeisen-Campus
Die Privatschule bekommt zwar Zuschüsse vom Staat, finanziert sich aber zur Hälfte selbst. Es gibt einen Förderverein, an den Eltern pro Kind knapp 240€ pro Monat spenden sollen.
Das neue Konzept sorgt für Aufmerksamkeit. Der Raiffeisen-Campus ist für den Deutschen Schulpreis nominiert. Für den stellvertretenden Schulleiter etwas ganz Besonderes: "Ich würde mich natürlich wahnsinnig freuen für die gesamte Schulfamilie. (...) Wie der Oscar im Bildungswesen. So fühlt es sich an, ja." Denn der Deutsche Schulpreis gilt als die höchste Auszeichnung für Schulen in Deutschland.
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