Angela Lohoff

Künftig fünf Anlaufstellen in Rheinland-Pfalz

Long-Covid-Betroffene: Mehr Aufmerksamkeit durch zentrale Anlaufstellen

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In Koblenz wird das Corona-Kompetenzzentrum in der Innenstadt ab Freitag zu einer Anlaufstelle des Landes für Long-Covid-Patienten. Insgesamt soll es fünf zentrale Anlaufstellen in Rheinland-Pfalz geben. Was erhoffen sich Betroffene davon?

Abgeschlagen, kaputt, kurzatmig - oft sind die Menschen, die an Long-Covid leiden, nicht mal mehr in der Lage, arbeiten zu gehen. Fünf Anlaufstellen für Betroffene von Long-Covid soll es künftig in Rheinland-Pfalz geben. Das hat das Gesundheitsministerium bekannt gegeben. Aber wie schätzen Betroffene das ein? Angela Lohoff hat in Kastellaun im Hunsrück eine Selbsthilfegruppe gegründet. Sie selbst leidet an Long-Covid.

SWR1: Es soll in Rheinland-Pfalz fünf Anlaufstellen für Long-Covid-Betroffene geben. Ist das aus ihrer Sicht der richtige Schritt?

Angela Lohoff: Auf jeden Fall, da sind wir schon super dankbar. Eine dieser Stellen gab es ja schon in Koblenz. Also die, die ich jetzt so in der Selbsthilfegruppe kennengelernt habe, wir haben uns sehr bemüht, da einen Platz zu bekommen. Das ist die einzige Stelle, wo man uns versteht, wo man diesen Begriff "Long-Covid" auch interpretieren kann und damit umgehen kann.

SWR1: Jetzt sagt die Landesärztekammer, die 50.000 Euro, mit der jeweils diese Zentren finanziert werden sollen, das reiche eigentlich gerade mal, um eine Arzthelferin zu finanzieren. Das klingt jetzt nicht so hoffnungsvoll?

Lohoff: Ja, das stimmt. Darüber bin ich auch erst einmal gestolpert und dachte, was soll das denn? Das ist gerade mal ein Computersystem oder so was. Aber ich gehe ja davon aus, dass die Krankenkassen die Kosten für die Behandlung, für die Diagnosen, für die Untersuchung übernehmen. Und ich glaube, darum geht es jetzt: die Finanzierung. Wer finanziert was? Wieviel kann die Krankenkasse davon übernehmen? Und die 50.000 denke ich, sind nur so ein Anreiz, dass sich überhaupt Ärzte melden, die so was dann aufmachen und betreuen wollen.

SWR1: Hoffen Sie, dass durch diese Zentren die Krankheit auch mehr Aufmerksamkeit bekommt?

Lohoff: Ja, ganz, ganz wichtig. Das ist eigentlich mein Hauptanliegen, dass wir alle diese Krankheit kennenlernen und damit umgehen können. Wir hatten große Angst vor zwei Jahren, dass wir einfach vergessen werden, weil Corona war wichtig, dann kam Krieg, dann kam Klima und wir sind viele mittlerweile und kosten ganz viel Geld.

Wir hoffen auf mehr Aufmerksamkeit, einmal aus Ärztesicht, dass wir einfach adäquat behandelt werden, dass wir verstanden werden, aber auch in der Bevölkerung. Menschen wissen gar nicht, mit uns umzugehen, denn wir sehen eigentlich gesund aus. Aber wir sagen immer, es gab ein Leben vor Corona und eins nach Corona. Also wir können so viele Dinge nicht mehr machen und verlieren einen Freundeskreis, haben selbst in den Familien Probleme das zu erklären, was wir nicht können. Also diese Aufmerksamkeit, dieses Lernen, den Umgang mit Long-Covid, der ist uns ganz wichtig.

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SWR1: Die gesundheitlichen Folgen sind das eine. Daneben gibt es ja auch sicherlich finanzielle Belastungen zu stemmen, weil man eben nicht mehr so arbeiten gehen kann. Was wünschen Sie sich da vonseiten der Politik?

Lohoff: Ja, erste Ansätze sind gemacht und ich habe das Gefühl, dass die Politik es verstanden hat, was dahinter steht. Denn die meisten von uns sind natürlich noch berufstätig. Die fallen jetzt so langsam alle aus dem Krankengeld raus. Danach kommt Arbeitslosengeld und sie kämpfen um ihre Rente. Also, das sind auch enorme Kosten, die noch auf uns als Sozialstaat zukommen. Das ist ganz klar. Aber dieser Kampf, bis wir einigermaßen abgesichert sind, der kostet natürlich auch sehr, sehr viel Mühe und Energie, die wir gar nicht haben.

SWR1: Dann wünschen wir Ihnen alles Gute, dass Sie gut damit umgehen lernen oder dass es auch eine Hoffnung oder eine Heilung gibt für Sie, dass Sie wieder nach vorne schauen können, positiv.

Lohoff: Genau, das ist natürlich das Wichtigste.

Das Interview führte SWR1 Moderator Frank Jenschar.

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