Zu Tode gequälte Frau in Koblenz beerdigt

Beratungsstelle: "Täglich werden Prostituierte verletzt oder getötet"

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Autor/in
Mike Roth

In Koblenz ist am Freitag die Frau beerdigt worden, die Ende November grausam getötet wurde. Sie soll als Prostituierte gearbeitet haben. Die Ermittlungen dauern an.

Etwa einen Monat nach der Tat in Koblenz-Rauental ermittelt die Staatsanwaltschaft Koblenz weiter gegen einen Mann und eine Frau wegen dringenden Mordverdachts. Die Beschuldigten sitzen weiter in Untersuchungshaft. Sie sollen die 31 Jahre alte Frau aus Bulgarien "über einen langen Zeitraum in menschenverachtender Weise grausam gequält und massivst misshandelt haben," so die Staatsanwaltschaft.

Langwierige Ermittlungen in dem Mordfall

Die Ermittlungen in dem Fall seien komplex und würden noch einige Wochen dauern, schildert ein Sprecher der Koblenzer Staatsanwaltschaft. Unklar sei etwa, ob die Frau in der Wohnung im Rauental tatsächlich der Prostitution nachgegangen sei und ob sie dabei misshandelt wurde. Das Obduktionsergebnis wollen die Ermittler aus Respekt vor der Toten und möglichen Angehörigen bislang nicht veröffentlichen.

In einem Mehrfamilienhaus in Koblenz ist eine Frau ermodert worden.
In diesem Wohnblock in Koblenz ist die tote Frau, die als Prostituierte gearbeitet haben soll, gefunden worden.

Nach der Freigabe des Leichnams hat der Verein "Schattentöchter“ aus Neuwied am Freitag die Beisetzung auf dem Koblenzer Hauptfriedhof organisiert. Der Verein berät und arbeitet seit vielen Jahren mit Prostituierten im Großraum Koblenz.

Beratungsstelle kümmert sich um Beerdigung

"Wir wollten die Tote würdevoll bestatten“, sagte Vereinsvorsitzende Bettina Kneisler am Rande der Trauerfeier im SWR-Gespräch. Das wäre sonst nicht möglich gewesen, weil bislang keine Angehörigen gefunden wurden. Zu der Trauerfeier waren auch etwa 80 Menschen aus der Region gekommen, die der Fall erschüttert hat, sowie Kolleginnen der Toten.

Außerdem waren Sozialarbeiterinnen anderer Beratungsstellen in Koblenz wie Solwodi oder Roxanne zur Beerdigung eingeladen. Sie berichten übereinstimmend, dass sich die Lebenssituation vieler Prostituierten im Raum Koblenz in den vergangenen Jahren verändert hat.

Prostituierte in Koblenz leben in einer Parallelwelt, vor der wir nicht die Augen verschließen dürfen

Demnach hat seit der Corona-Pandemie vor allem die Wohnungsprostitution im Großraum Koblenz stark zugenommen. Während der Pandemie war legale Prostitution wegen der Kontaktbeschränkungen in Bordellen kaum noch möglich. Daher seien viele Frauen in Privatwohnungen ausgewichen, erklärt Maria Deckert, die Vorsitzende von "Solwodi“, eine Menschenrechtsorganisation mit Sitz in Koblenz, die bundesweit Beratungsstellen für Prostituierte betreibt.

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Die getötete 31-Jährige arbeitete offenbar ebenfalls in einer solchen Wohnung in einem Mehrfamilienhaus in Koblenz-Rauental. Nach Angaben der Polizei Koblenz werden in dem Haus schon länger mehrere Wohnungen zur Prostitution genutzt. Doch keine dieser Wohnungen ist der Stadt Koblenz als solche gemeldet.

Daher seien "die Ordnungsbehörden der Stadt sowie die Polizei Koblenz mehrfach dagegen vorgegangen", erklärt der Sprecher der Stadt. Eine soziale Betreuung der Frauen sei von Seiten der Stadt Koblenz jedoch nicht vorgesehen. "Das übernehmen private Beratungsstellen“, heißt es.

Beratungsstellen haben weniger Kontakt zu Prostituierten

Die Zunahme der Wohnungsprostitution erschwert jedoch die Arbeit der Beratungsstellen in Koblenz. Sie schildern, dass es immer schwerer werde, persönlichen Kontakt zu den Frauen aufzubauen. Einzelne Vermieter duldeten zudem die Prostitution und verlangten Mieten von bis zu 150 Euro pro Tag.

In Deutschland werden täglich Prostituierte schwer verletzt und auch getötet

In den Wohnungen seien Prostituierte ihren Freiern und Zuhältern oft schutzlos ausgeliefert. "Es gibt da keinen Notfallknopf oder Türsteher,“ erklärt Maria Deckert von Solwodi. Hinzu komme, dass die Gewalt gegen die Frauen zugenommen habe. "In Deutschland werden täglich Prostituierte schwer verletzt und auch getötet“, erklärt Deckert.

Erlebten Frauen körperliche Gewalt, brächten sie das meist nicht zur Anzeige. Viele kämen aus Bulgarien oder Rumänien. Sie wüssten teilweise nicht in welchem Ort sie seien und an wen sie sich wenden sollen, schildert auch Bettina Kneisler vom Verein Schattentöchter. "Diese Frauen leben mehr und mehr in einer Parallelwelt, vor der wir nicht weiter die Augen verschließen dürfen“.

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