An schönen Wochenenden oder Feiertagen zieht es viele Menschen nach draußen. Ob zu Fuß oder auf dem Rad, an Rhein und Mosel, im Westerwald oder im Hunsrück - auf den Wander- und Radwegen kann es mitunter richtig eng werden. Dabei kommt es immer wieder zu Konflikten zwischen Fußgängern und Radfahrern jeglicher Art.
Hohe Geschwindigkeit sorgt für gefährliche Situationen
Claudia Herr vom Hunsrückverein betreibt selbst einen Wanderblog und ist dafür auf vielen Wanderwegen im Land unterwegs. Sie erlebt es immer wieder, dass Radfahrer selbst auf schmalen Pfaden mit hoher Geschwindigkeit unterwegs sind und ärgert sich über das Verhalten: "So schnell kann ich das gar nicht realisieren, wie die plötzlich vor einem stehen. Ich finde das schwierig und gefährlich."
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Ob Hunsrück oder Eifel: Immer mehr Menschen sind mit ihren E-Bikes im Wald unterwegs. Dabei sollten sie aber zu ihrer eigenen Sicherheit und der anderer auf ein paar Dinge achten.
Generell sei ihrem Gefühl nach die Frequenz von Fahrrädern auf Waldwegen gestiegen. Das kann auch Markus Ströher von der Westerwald-Touristik bestätigen. So sei etwa das Gebiet rund um den Köppelturm bei Höhr-Grenzhausen in den vergangenen Jahren immer beliebter geworden bei Wanderern sowie Radfahrern. "An schönen Tagen ist da immens viel los." Dank breiter Wege sei das Konfliktpotenzial dort jedoch glücklicherweise nicht so hoch.
Mountainbiker beschädigen Treppenstufen auf Traumpfaden
Auf den Traumpfaden an Rhein und Mosel kommt es nach Angaben eines Sprechers vor allem zu Problemen zwischen Wanderern und Mountainbikern, die zum Teil mit elektronischer Unterstützung unterwegs sind. Mitunter werden dabei auch für Wanderer angelegte Elemente wie Brücken oder Treppenstufen beschädigt.
Allerdings zieht es nicht mehr nur Mountainbiker in hügelige Areale. Die Beschäftigten von Landesforsten Rheinland-Pfalz haben beobachtet, "dass durch die elektrische Unterstützung viel mehr Radfahrer auch entlegene Waldareale in den Höhenlagen unserer Mittelgebirge erreichen." Durch das erhöhte Aufkommen steige auch die Wahrscheinlichkeit von riskanten Begegnungen und das Konfliktpotenzial.
Fußpfade im Wald sind für Radfahrer tabu
Wichtig zu wissen für Radfahrer: Auch auf ausgeschilderten Radwegen haben Fahrradfahrer keinen Vorrang gegenüber Fußgängern, wie eine Sprecherin von Landesforsten Rheinland-Pfalz auf SWR-Anfrage erklärt. Sie betont, dass Straßen und Waldwege jedem zur Verfügung stehen und man sich miteinander arrangieren muss.
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Maschinenwege, Rückegasse sowie Fußwege und Pfade seien allerdings nicht für den Radverkehr gedacht. Hier sei Fahrradfahren in Rheinland-Pfalz nicht erlaubt - es sei denn, die Waldbesitzer haben etwas anderes entschieden. Beispielsweise könne ein Fußpfad auch als Singletrail für Mountainbiker dienen.
Mehr E-Bikes als Fahrräder verkauft
Wie beliebt Fahrradfahren bei den Deutschen ist, zeigt ein Blick in die Marktdaten des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV). Demnach ist der Fahrrad-Bestand in Deutschland 2023, wie in den vergangenen Jahren, weiter gewachsen - und zwar auf 84 Millionen. Davon 11 Millionen sogenannte E-Bikes (eigentlich Pedelecs). Im vergangenen Jahr seien erstmals mehr E-Bikes als klassische Fahrräder verkauft worden, nämlich 2,1 Millionen.
Gerd Engel, der Sprecher des Kreisverbands Koblenz vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) wirbt angesichts des Trends zum Fahrradfahren zur Rücksichtnahme gegenüber der Natur und anderen Verkehrsteilnehmern. "Man sollte Fußgänger stets im Auge behalten und frühzeitig - 20 bis 30 Meter vorher - durch Klingeln warnen, wenn man sie überholen will."
Radfahrer und Fußgänger: Appell zur gegenseitigen Rücksicht
Dabei sollten Fußgänger jedoch nicht "weggeklingelt" werden. Überholmanöver sollten nur dort durchgeführt werden, wo die Wege auch breit genug dafür sind. Engel empfiehlt deshalb, ausgewiesene Radwege zu nutzen, wo genug Platz für Fußgänger und Radfahrer ist. Aber er appelliert auch an die Wanderer, Wege nicht zu blockieren, indem man nebeneinander geht.
Manfred Wirsch, der Präsident des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR) erklärt angesichts zunehmender Konflikte zwischen Rad- und Fußverkehr: "Wenn man sich durch einen Perspektivwechsel vergegenwärtigt, dass alle einen schönen Tag verbringen wollen, hat man die richtige Einstellung." Damit alle sicher unterwegs sein können und die Natur genießen können, seien Vorsicht und Rücksicht das oberste Gebot.
Besondere Verantwortung haben laut Wirsch jedoch vor allem die "Stärkeren". Gerade die höheren Geschwindigkeiten von Pedelecs können demnach auf Fußgänger bedrohlich wirken und zur Gefahr werden. Wichtig sei es deshalb umso mehr, dass die Fahrer die Besonderheiten ihrer Gefährte kennen und damit umzugehen wissen. Den richtigen Umgang mit Pedelecs könne man etwa in Sicherheitskursen lernen.