Starkregenschutz durch Winzer und Bauern?

Ideen für mehr Hochwasserschutz an der Ahr: Chinaschilf und quer angelegte Weinberge

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Michael Lang
Bild von SWR Multimediareporter Michael Lang aus dem Regionalbüro Bad Neuenahr-Ahrweiler

Nach der Ahr-Flut gibt es viele Ideen für mehr Schutz vor Hochwasser und Starkregen. Manches braucht noch viel Zeit, anderes könnten Landwirte und Winzer jetzt schon tun.

Winzer Gisbert Ley lässt seit einigen Jahren Gras in seinen Weinbergsterrassen oberhalb von Dernau wachsen. Und er hat seine Reben quer zum Hang gepflanzt. So sind zwischen den Pflanzen kleine Dämme entstanden. Zusammen mit dem Gras bilden sie eine Art natürlichen Regenschutz, der Starkregen und Schlamm daran hindert, ungebremst ins Tal zu laufen.

Die Idee hat er aus einem Urlaub in Südtirol mitgebracht und sieht nur Vorteile. "Ich bin davon überzeugt, dass aus meiner quer angelegten Fläche nichts raus kommt. Das versickert alles hier. Auch beim stärksten Regen."

Weinreben oberhalb von Dernau: quer gepflanzt, Terrassen mit Gräsern
Weinreben oberhalb von Dernau: quer gepflanzt, Terrassen mit Gräsern

Kleine Dämme und Gras zwischen den Reben in Weinberg in Dernau

Der Winzer aus Dernau zeigt auf einen anderen Weinberg, dort ist in der Mitte ein brauner Streifen zu sehen. Hier ist bei einem der letzten Unwetter der Boden weg gespült worden. Die Erde liegt jetzt auf der Straße.

Außerdem spare er Geld durch das Gras im Weinberg, Gisbert Ley seine Erfahrungen zusammen. "Wir haben jetzt schon sieben Jahre nicht mehr gedüngt, die Qualität des Bodens ist gut. Und wir brauchen nur einen Traktor." Seine Kollegen dagegen bewirtschaften die steilen Hänge nebenan mit einer zusätzlichen Raupe - das koste mehr.

Idee von Dernauer Winzer findet kaum Nachahmer

Gisbert Ley ist überzeugt, dass die Weinberge an der Ahr noch mehr Regenwasser zurückhalten könnten, wenn auch andere Winzer ihre Reben quer zum Hang pflanzen würden. Doch auch in diesem Herbst würden wieder neue Weinberge im Ahrtal angelegt, in denen die Reben in senkrechten Reihen stehen.

Ley bedauert das, er hat aber auch eine Erklärung: Viele Flächen seien einfach zu klein für eine Bewirtschaftung quer zum Weinberg. Es fehle oft der Platz, um mit dem Traktor zu wenden. Er sagt: 'Wir müssen eine Flurbereinigung haben, um Wasser in den Berg zu halten."

Auch Experte für Bau von Dämmen im Weinberg

Die Ideen von Gisbert Ley begeistern aber Dietmar Schröder aus Remagen. Er war früher Professor für Bodenkunde an der Universität Trier. Schröder hat den Politikerinnen und Politikern in der Enquete-Kommission des Landtags erklärt, wie leicht kleine Dämme auf Feldern oder quer angelegte Flächen in den Weinbergen Regenwasser und Schlamm zurückhalten könnten. Sonst fließen sie oft ungehindert über die Fahrrinnen der Traktoren ins Tal.

Wasser läuft Ackerfurche hinunter
Kleine Dämme auf Feldern können Regenwasser und Schlamm zurückhalten. Sonst fließen sie oft ungehindert über die Fahrrinnen der Traktoren ins Tal.

Der Experte rät dazu, mit dem Aufbau eines solchen Starkregenschutzes an der Ahr nicht zu lange zu warten und warnt: "Die ganzen Aufbaumaßnahmen geraten in Gefahr, wenn wir nicht schnell das zuströmende Wasser reduzieren."

Schröder fordert deshalb eine gesetzliche Pflicht für alle Landeigentümer das Wasser zurückzuhalten, also auch für Landwirte und Winzer. Denn die anderen geplanten Maßnahmen wie der Bau von höheren Deichen und Rückhaltebecken an der Ahr und die Schaffung von Überflutungsflächen brauchen noch Zeit.  

Anbau von Chinaschilf könnte Hochwasserschutz im Ahrtal verbessern

Viele Landwirte und Winzer wollen aber jetzt schon etwas für den Schutz vor Hochwasser und Starkregen tun. Eine Möglichkeit könnte Chinaschilf sein.

Das Wasser wird im Bestand zurückgehalten. Bei Starkregen kommen Wasser und Schlamm nicht mehr durch.

Landwirt Gerd Möhren aus der Grafschaft hat schon Erfahrung mit den schnell wachsenden Schilfpflanzen: Vor einigen Jahren hat er die ersten Setzlinge auf seine Felder unterhalb des Sportflughafens von Bad Neuenahr-Ahrweiler gepflanzt.

Chinaschilf: Günstig im Anbau, viele Nutzungsmöglichkeiten

Bei Starkregen können hier Wasser und Schlamm den Hügel hinunterlaufen – bis zu den unten am Hang liegenden Häusern und Wegen. Jetzt aber stehe das so genannte Chinaschilf auf seinem Feld dem schlammigen Wasser teilweise im Weg, freut sich Möhren.

Bauer Gerd Möhren in seinem Feld mit Chinaschilf
Bauer Gerd Möhren in seinem Feld mit Chinaschilf. Die schnell wachsende Planze soll im Ahrtal vor den Folgen von Starkregen schützen.

Der Anbau sei vergleichsweise günstig, sagt er. Einmal gepflanzt, müsse er nur noch ernten. Aus den Schilfpflanzen werden nach der Ernte Tiereinstreu, Naturgeschirr, Grillanzünder oder Baustoffe hergestellt. Beliebt ist das Schilf auch als Brennstoff.

Professor rät zu Chinaschilf als Hochwasserschutz an der Ahr

Professor Ralf Pude von der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Bonn berät den Landwirt aus der Grafschaft. Vor kurzem informierte er auch die Mitglieder des Bauausschusses der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler über den Schutz vor Starkregen mit Miscanthus, wie das Chinaschilf in der Fachsprache heißt.

Pude wirbt dafür, an bestimmten Stellen an der Ahr und ihren Seitentälern mehr Chinaschilf anzupflanzen - als schnell wirksamen Starkregenschutz.

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