Behördenpost kommt nicht an

Ärger um Adressen-Wirrwarr in Frücht

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Bei etwa 60 Bewohnern von Häusern zwischen Lahnstein und Frücht ist die Zustellung von Behördenschreiben seit Jahren ein Problem. Daran wird sich so schnell wohl auch nichts ändern.

Wer Wolfgang Gickler aus Frücht (Rhein-Lahn-Kreis) mit dem Auto besuchen will und dafür dem Navigationsgerät folgt, kommt schnell ins Grübeln. Denn das Navi schickt einen immer weiter in Richtung Lahnstein. Dann endet die Zielführung mitten auf der Landstraße: Hier ist die Früchter Straße 2a - Gicklers offizielle Meldeadresse.

Außer Bäumen und einem Abhang ist hier allerdings nichts zu sehen. "Das ist die rückwärtige Begrenzung des Grundstücks", erklärt Gickler. "Und das soll nach dem Wunsch der Gemeinde auch die offizielle Zustellungsadresse sein."

Meldeadresse und postalische Adresse passen nicht überein

Von hier aus gibt es aber keine Zufahrtsstraße zum Haus und die Post weigere sich, Briefe an der steilen Landstraße zuzustellen, sagt Gickler. Er bekäme seine Post ohnehin lieber in seinem Briefkasten vor dem Haus. Das steht zwar noch auf dem Gebiet der Gemeinde Frücht, der Vorgarten, mit der Zufahrt zum Grundstück an der Erzbachstraße, gehört aber bereits zum benachbarten Lahnstein.

Problem sei, dass es zwei unterschiedliche Adressformen gebe, sagt Gickler: eine Meldeadresse - die liegt in seinem Fall eben an der Landstraße, und die Zustelladresse in der Erzbachstraße, über die das Grundstück erreichbar ist. Das stelle Behörden vor Probleme: Sie seien nicht in der Lage, Meldeadresse und postalische Adresse voneinander zu trennen.

Wolfgang Gickler im Interview
Wolfgang Gickler lebt schon seit mehr als zehn Jahren in seinem Haus und wartet oft vergeblich auf Behördenpost.

Etwa 60 Anwohner zwischen Frücht und Lahnstein haben Adress-Problem

Für Versicherungen oder andere Absender sei das kein Problem, sagt Gickler. Wichtige Behördenschreiben, wie beispielsweise Wahlunterlagen oder Ausweispapiere kämen dagegen oft einfach gar nicht oder nur verspätet an.

So wie Wolfgang Gickler geht es etwa 60 Anwohnern, die laut Melderegister zu Frücht, laut postalischer Adresse aber zu Lahnstein gehören. Und an ihrer Situation wird sich so schnell wohl auch nichts ändern.

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Verbandsgemeinde Bad Ems-Nassau benötigt rechtliche Änderung

Die Verbandsgemeinde Bad Ems-Nassau teilte dem SWR mit, sie habe dazu derzeit keine rechtliche Möglichkeit. Verbandsgemeinde-Bürgermeister Uwe Bruchhäuser (SPD) stehe wegen der nicht zufriedenstellenden Situation mit dem Innenministerium in Kontakt.

Er strebe an, dass es künftig im Behördensystem technisch möglich sei, neben der Melde- auch eine postalische Adresse einzurichten. Allerdings bedürfe es dafür einer rechtlichen Änderung, so der VG-Bürgermeister.

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SWR