Das Holzkreuz an der Kreisstraße 22 zwischen Ulmet und Mayweilerhof bei Kusel ist zum Jahrestag wieder mit Blumen geschmückt. Engel mit Herzen in der Hand wurden aufgestellt. Ein paar hundert Meter weiter den Berg hoch gibt es einen Gedenkort, eine kleine Einbuchtung an der Kreisstraße. Dort stehen viele Blumen und zahlreiche kleine Engelchen und Herzen mit eingravierten persönlichen Sprüchen wie "Wir vermissen Dich". Am Mittwochabend, dem zweiten Jahrestag des Polizistenmordes bei Kusel, brennen dort zahlreiche Kerzen.
Zwei Jahre nach Polizistenmord bei Kusel Innenminister Ebling: "Das bleibt prägend"
Vor zwei Jahren schockierte der Mord an zwei Polizisten bei Kusel ganz Deutschland. Wir haben darüber mit dem rheinland-pfälzischen Innenminister, Michael Ebling (SPD), gesprochen.
Ein Ort des Gedenkens an der Kreisstraße bei Kusel
Ein graues Holzkreuz trägt an der Gedenkstelle die Inschrift "Geliebt und unvergessen". Wer an diesem Ort ist, spürt sofort eine bleierne Schwere, unglaublich viel Trauer und Schmerz. So geht es auch Bernhard Christian Erfort, dem Sprecher des Polizeipräsidiums Westpfalz: "Das hat eine tiefe Narbe in der Polizeifamilie hinterlassen. Jeder trauert hier auf unterschiedliche Art und Weise. Es ist ein sehr berührender Moment, wenn man dort ist."
Am 31. Januar 2022 waren der damals 29-jährige Polizeioberkommissar Alexander K. und die 24-jährige Polizeianwärterin Yasmin B. auf einer Routinestreife - es sollte ihre letzte Fahrzeugkontrolle sein. Sie wurden von Andreas S. kaltblütig getötet. Eine Tat, die bundesweit für Aufsehen, für Entsetzen sorgte.
Menschen gedenken still am zweiten Jahrestag von Kusel
Viele Polizeikollegen, Freunde und Bekannte werden zum zweiten Jahrestag der verstorbenen Polizeibeamten gedenken. Das soll aber "ganz still und leise, ganz diskret" stattfinden, sagt Stefanie Loth, Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei. Sie wird an der Gedenkstätte in der Nähe des Tatorts sein, ohne Presse.
Die Hochschule der Polizei am Hahn wird ebenfalls ohne Medien an die verstorbene Polizeianwärterin Yasmin B. und den Polizeioberkommissar Alexander K. denken - an der Gedenkstätte für alle im Dienst ums Leben gekommenen Polizeibeamte. Einige werden aber auch zu Hause für sich in Ruhe oder mit einer Kerze und Schweigeminute auf ihrer Dienstwache an die ehemaligen Kollegen denken, da der Trauerprozess noch in vollem Gang ist, sagt Loth.
Betroffene des Polizistenmordes werden weiterhin von Seelsorgern betreut
Nach wie vor gibt es für die Betroffenen Gesprächsangebote durch seelsorgerische Betreuung. Das Angebot werde hier und da auch angenommen, heißt es aus dem Polizeipräsidium Westpfalz.
Die Entscheidung, keine öffentliche Gedenkfeier zu machen, sei in Abstimmung mit allen Beteiligten getroffen worden. Denn die Polizeifamilie soll zur Ruhe kommen, sagt Bernhard Christian Erfort. Der Fokus läge auf Heilung und Verarbeiten, alte Wunden wieder aufzureißen würde den Trauerprozess unterbrechen.
Mehr Angriffe auf Polizeibeamte in Rheinland-Pfalz
Angriffe auf Polizisten in Rheinland-Pfalz - verbal und tätlich - haben zugenommen, sagt Stefanie Loth: Im Jahr 2022 sei die Zahl der Taten insgesamt im Vergleich zum Vorjahr um knapp 28 Prozent gestiegen, insgesamt gebe es 7.243 geschädigte Polizeibeamte. Die Zahlen von 2023 werden noch ausgewertet. Der Trend geht aber eindeutig nach oben, so die Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei.
Die Polizeigewerkschaft fordert seit Jahren, dass Bodycams auch bei Polizeieinsätzen in Wohnungen genutzt werden dürfen. "Der Bodycam wird eine deeskalierende Wirkung zugeschrieben, es funktioniert nicht in 100 Prozent der Fälle, aber es klappt insgesamt gut", sagt Loth.
Ansonsten könne es für Polizisten kaum mehr Unterstützung durch Gerätschaften geben. Mit der Dienstwaffe, einer Extratasche für das Ersatzmagazin, Taschenlampe, Handfesseln, einem kurzen Schlagstock und einem Taser, Handschuhen am Gürtel und Pfefferspray sei kaum noch Platz am Gürtel.
Andreas S. muss noch mal vor Gericht
Das Landgericht Kaiserslautern hatte den Hauptangeklagten Andreas S. wegen zweifachen Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Außerdem stellte das Gericht die besondere Schwere der Schuld fest.
Andreas S. wird sich in diesem Jahr erneut wegen Jagdwilderei und versuchter gefährlicher Körperverletzung verantworten müssen. Er war im März 2023 am Amtsgericht Neunkirchen freigesprochen worden. Dagegen hatte die Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt.
Das Landgericht Saarbrücken soll darüber verhandeln, einen Termin gibt es - Stand jetzt - noch nicht. Weitere Verfahren gibt es nicht mehr, weil die Tatvorwürfe verjährt sind oder wegen der Verurteilung in Kaiserslautern keine Auswirkungen für Andreas S. hätten.