Das Bürgermeisteramt wird in einigen Orten der Westpfalz offenbar immer unattraktiver.

Amt des Bürgermeisters offenbar immer unattraktiver

Bürgermeister gesucht! In einigen Gemeinden im Westen der Pfalz ist das Amt vakant

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Autor/in
Nadine Lindacher
Bild von Nadine Lindacher, Redakteurin im SWR Studio Kaiserslautern

Für einige westpfälzische Gemeinden wird es immer schwieriger, das Amt des Bürgermeisters zu besetzen. Das Ehrenamt wird offenbar immer unattraktiver.

In Otterbach im Kreis Kaiserslautern, in Hettenhausen in der Südwestpfalz und in Blaubach im Landkreis Kusel wird händeringend nach einem neuen Bürgermeister, einer neuen Bürgermeisterin gesucht.

In Otterbach wird das Amt aktuell kommissarisch übernommen

Bis zum 31. August 2022 hatte die Gemeinde im Kreis Kaiserslautern noch einen Bürgermeister. Stefan Kölbel ist im Sommer aber aus privaten Gründen als Bürgermeister von Otterbach zurückgetreten, weil für ihn sein Beruf und das Ehrenamt nicht mehr miteinander vereinbar waren.

Seit September wird das Bürgermeisteramt kommissarisch von der ersten Beigeordneten Susanne Coressel (FWG) geführt. Aber auch sie will das Amt nicht behalten.

Zu viel Verantwortung und Arbeit neben dem Beruf

Susanne Coressel kann verstehen, dass das Amt des Ortsbürgermeisters immer unattraktiver wird. Weil es ein Ehrenamt ist, gibt es als finanziellen Ausgleich lediglich eine Aufwandsentschädigung. Das Ehrenamt läuft neben dem eigentlichen Beruf, erklärt sie. Es sei viel Verantwortung, viel Arbeit und nebenher sei das kaum zu schaffen. Außerdem müsse man als Bürgermeister oder Bürgermeisterin die ganze Last und Kritik ertragen, die das Amt so mit sich bringe und man bekomme kaum Anerkennung.

"Viele Rentner üben das Bürgermeisteramt aus. Aber auch die wollen irgendwann mal ihr Leben genießen. Das Amt muss auch für jüngere Menschen attraktiv werden."

Damit das Amt wieder attraktiver werde, auch speziell für junge Menschen, müsste das Amt ihrer Meinung nach zu einem Hauptamt werden, weg vom Ehrenamt. Denn dann gebe es ein angemessenes Gehalt und keine Notwendigkeit mehr, noch in einem anderen Beruf Geld zu verdienen.

Otterbach

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In Otterbach ist eine Lösung in Sicht

War der Bewerberansturm auf das Bürgermeisteramt in Otterbach bislang eher überschaubar, ist jetzt eine Lösung in Sicht, freut sich Susanne Coressel. Am 20. November finden die nächsten Wahlen statt und bislang hätten sich schon vier Bewerber gefunden - drei Männer und eine Frau. Susanne Coressel ist zuversichtlich, dass ihre Zeit als kommissarische Bürgermeisterin von Otterbach bald zu Ende geht.

Auch Hettenhausen kommissarisch geleitet

Dieter Bastian (parteilos) ist Ortsvorsteher in der kleinen Gemeinde Hettenhausen in der Südwestpfalz. Auch er leitet die Geschicke des Dorfes nur kommissarisch. Denn Anfang Juli ist auch hier der amtierende Bürgermeister aus persönlichen Gründen zurückgetreten. Am 9. Oktober hätte eigentlich eine Wahl stattfinden sollen, die wurde mangels Kandidaten aber abgesagt. Die nächste offizielle Bürgermeisterwahl steht dann 2024 an. Allerdings gibt es bislang keinen Interessenten, sagt Dieter Bastian. Sobald es einen gebe, könnte er das Amt auch direkt übernehmen und ihn ablösen.

Ehrenamt ist kein Traumjob

Auch er kann nachvollziehen, dass das Ortsbürgermeisteramt kein Traumjob ist. Das Amt sei zeitaufwändig und mit einem Beruf kaum unter einen Hut zu bringen, erklärt Bastian. Auch die fehlende Bezahlung mache das Amt unattraktiv. Viele Kilometer müsse man als Bürgermeister fahren, auf den Spritkosten bleibe man sitzen. Zudem müsse man beispielsweise von zu Hause aus viel ausdrucken für die Gemeinde, auch die Kosten erstatte einem niemand. Dieter Bastian sieht als langfristige Lösung ebenfalls nur, dass das Bürgermeisteramt hauptberuflich wird. Ansonsten werde es zukünftig in vielen Gemeinden immer schwerer, Freiwillige zu finden, erklärt er.

Situation in Blaubach besonders speziell

In Blaubach im Kreis Kusel nimmt die Suche nach einem neuen Bürgermeister inzwischen ganz spezielle Formen an. Im Januar 2022 war der amtierende Bürgermeister zurückgetreten, im Juni der Beigeordnete, der das Amt kommissarisch übernommen hatte. Weil sich seitdem niemand mehr gefunden hat, der das Amt übernimmt, wurde ein sogenannter Fürsorgebeauftragter eingesetzt. Das Amt in Blaubach wird seit Juni vom Kuseler Verbandsbürgermeister Stefan Spitzer mit übernommen.

Wie geht es weiter in Blaubach?

Doch die Leitung des Ortes durch den Verbandsbürgermeister ist keine dauerhafte Lösung. In dem 400-Einwohner-Dorf muss dadurch jetzt regelmäßig eine Wahl einberaumt werden, erklärt Bernhard Braun. Er arbeitet bei der Verbandsgemeinde Kusel-Altenglan. Bei jeder Ratssitzung, etwa alle drei Monate, wird seinen Angaben nach jetzt bei den Ratsmitgliedern gefragt, ob sich zwischenzeitlich ein Interessent gefunden habe. Dabei sei es egal, ob der mögliche Kandidat aus dem Rat selbst oder der Bevölkerung komme.

Wenn die Frage verneint werde, werde sie bei der kommenden Ratssitzung erneut gestellt. In diesem speziellen Fall ist auch keine Wahl nötig. Falls sich jemand als Kandidat findet, der die Amtsgeschäfte in Blaubach übernehmen würde, könnte die Person direkt vom Ortsgemeinderat ernannt werden. Braun hofft, dass es zeitnah eine Lösung für das Problem mit der vakanten Bürgermeisterstelle gibt.