Wenn der Zweibrücker Oberbürgermeister Marold Wosnitza (SPD) zurückschaut auf die Hochwassertage in der Südwestpfalz, erklärt er, dass er nicht überrascht gewesen sei. Durch die gute Wetterprognose und das Frühwarnsystem in Zweibrücken wusste man, dass da "ein dickes Ereignis" kommen werde.
Im Nachhinein sei vor allem die frühe Entscheidung, Verstärkung von außerhalb anzufordern, gut gewesen, so der Oberbürgermeister. Auch die Investitionen der letzten Jahre, beispielsweise die neue Funkeinsatzzentrale der Feuerwehr oder das Hochwasserfrühwarnsystem, hätten sich jetzt ausgezahlt.
Insgesamt schätzt man derzeit in Zweibrücken den Schaden durch das Hochwasser auf 35 Millionen Euro. Genaue Zahlen könne man derzeit noch nicht nennen. Im Nachgang werde der Einsatz in Zweibrücken jetzt nochmals analysiert, heißt es von der Stadt.
Einsatzschwerpunkte in Zweibrücken beim Hochwasser
Bei so einem Ereignis würden Einsatzkräfte vor allem kritische Infrastruktur im Auge behalten, erklärt der Brand- und Katastrophenschutzinspekteur in Zweibrücken, Frank Theisinger. "Wir können uns in so einer Situation deshalb nicht um jeden vollgelaufenen Keller kümmern", so Theisinger. Man habe die Lage an diesem Wochenende stündlich neu bewertet und vor allem Altenheime und Krankenhäuser für eine eventuelle Evakuierung im Blick gehabt.
Über 100 Haushalte ohne Strom während Hochwasser
Mit den Stadtwerken hat der Krisenstab in Zweibrücken, je nach Pegelhöhe, Stromabschaltungen besprochen. Insgesamt waren während des Hochwassers dann 150 Haushalte ohne Strom, da durch das Wasser in den Häusern die Gefahr eines Stromschlags drohte.
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Viele auswärtige Einsatzkräfte haben in Zweibrücken mitgeholfen
Insgesamt waren 840 Einsatzkräfte während der Hochwassertage in Zweibrücken im Einsatz. Zur Unterstützung kamen unter anderem Feuerwehren aus Pirmasens, Mainz, dem Leitstellenbereich Bad-Kreuznach, dem Landkreis Kaiserslautern, dem Donnersbergkreis und dem Kreis Südwestpfalz.
Appell an Bürger: Hochwasser-Vorsorge auch selbst zu treffen
Laut Oberbürgermeister Wosnitza seien seit dem Hochwasser im Jahr 1993 in Zweibrücken Maßnahmen auf den Weg gebracht worden. Er verweist auf das 2020 erstellte Hochwasservorsorgekonzept. Hier könnten sich Bürger und Bürgerinnen auch über die Hochwassergefahr an ihrem Standort informieren. Er und Theisinger appellieren an die Bürger, sich für solche Ereignisse auch selbst vorzubereiten, unter anderem mit eigenen Pumpen.
Denn, wie Wosnitza betont, das nächste Hochwasser komme bestimmt. Und bei so einem Szenario könnten auch die Einsatzkräfte vor Ort nicht alles auf einmal abwickeln. Die Stadt selbst hat bei dem Hochwasser-Einsatz gemerkt, dass es für die Zukunft mehr geländegängige Fahrzeuge bräuchte, um das Gebiet und die Entwicklungen besser im Blick zu behalten. Außerdem werde in nächster Zeit beraten, wo beim Hochwasserschutz in Zweibrücken noch nachgebessert werden müsse.
Falschmeldungen in sozialen Netzwerken erschwerten Einsatz in Zweibrücken
Was den Einsatz der Kräfte in Zweibrücken schwieriger gemacht hat, waren Fehlinformationen in den sozialen Netzwerken. Laut Brand- und Katastrophenschutzinspekteur Frank Theisinger wäre es hier wichtig, den offiziellen Medien Glauben zu schenken und nicht Informationen, die von keiner offiziellen Stelle kommen. "Da wurde auf Social Media über Dinge diskutiert und Behauptungen aufgestellt, die jeglicher Grundlage entbehrten." Damit sei auch unnötig für viel Unsicherheit in der Bevölkerung gesorgt worden, erklärt Theisinger.
Container in Zweibrücken nicht nur für Hochwasser-Müll benutzt
Nach dem Hochwasser in Zweibrücken sind nach Angaben der Stadt bisher etwa 700 Tonnen Müll angefallen. Viele Menschen, deren Hab und Gut Opfer des Wassers geworden ist, haben in den Tagen nach der Flut ihre nassen Möbel und kaputten Elektrogeräte auf die Straße gestellt. Dafür hatte die Stadt extra Container aufgestellt, damit die betroffenen Menschen gratis ihren Sperrmüll entsorgen konnten.
Umso bedauerlicher sei, so Wosnitza, dass offenbar einige Menschen diese Container auch für anderen Sperrmüll genutzt haben. Über die Hälfte des Mülls, der abgeladen wurde, soll gar nichts mit dem Hochwasser zu tun gehabt haben. Beispielsweise hätten Leute bei der Verwaltung angerufen und nach Containern gefragt. Wenn sie dann einen Nachweis bringen sollten, dass sie Opfer des Wassers geworden sind, hätten sie einfach den Hörer aufgelegt.
Außerdem hat es offenbar Menschen gegeben, die die Sperrmüll-Container genutzt haben, um ihren trockenen Bauschutt zu entsorgen. Das habe dazu geführt, dass Menschen, die wirklich vom Hochwasser betroffen gewesen seien, volle Container vorgefunden hätten. Insgesamt hatte die Stadt Zweibrücken etwa 140 dieser Container in den betroffenen Gebieten aufgestellt.