Teils unbefristete Wasserrechte

Firmen entnehmen im Westen der Pfalz weiter viel Grundwasser

Stand
Autor/in
Viktoria Machleidt

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich in Rheinland-Pfalz 25% weniger Grundwasser gebildet. Trotzdem entnehmen Firmen in der Westpfalz fleißig weiter Grundwasser.

Wer Wasser in großen Mengen aus dem Boden pumpt, braucht dafür eine Erlaubnis. Kein Problem für Unternehmen in der Westpfalz, denn: Diese haben teilweise unbefristete Wasserrechte und entnehmen jährlich Hunderte Millionen Liter Grundwasser. Zu den größten gewerblichen Entnehmern der Region zählen unter anderem eine Molkerei, ein Textilhersteller und ein Automobilkonzern.

Unternehmen aus Kaiserslautern gehört zu den Top 15

Mit einer Entnahmemenge von rund 311.000 Kubikmetern ist das Unternehmen Hochwald Food GmbH nach SWR-Recherchen im Jahr 2018 in den Top 15 der Grundwasserentnehmern des Landes vertreten. Das entspricht 311 Millionen Litern Wasser. Das Unternehmen mit Standort in Kaiserslautern stellt Milchprodukte her und benötigt das Grundwasser überwiegend für Reinigungszwecke.

Die Firmen aus der Region entnehmen das Grundwasser über betriebseigene Brunnen. Der Textilhersteller "haber Textil" gehört mit seinem Standort in Landstuhl zu den Spitzenentnehmern der Region. Wofür das Grundwasser in dem Betrieb genutzt wird, hat das Unternehmen dem SWR auf Anfrage nicht gesagt. Der Automobilkonzern "Groupe PSA" in Kaiserslautern nutzt Grundwasser nach eigenen Angaben hauptsächlich für Kühlungszwecke. In der Produktionsstätte von "Freudenberg Performance Materials" werde Wasser für die Produktion, Reinigung und Kühlung benötigt.

Der Vorteil von betriebseigenen Brunnen

Kaufen Unternehmen ihr Wasser für Betriebszwecke bei Wasserversorgern wie beispielsweise der Verbandsagemeindewerke Eisenberg, zahlen sie oft einen wesentlich höheren Betrag als für sogenanntes Rohwasser, das über einen eigenen Brunnen entnommen werden kann. Bei den Verbandsgemeindewerken würde ein Kubikmeter Wasser 2,30 Euro kosten, sagte ein Sprecher. Aus dem eigenen Brunnen kostet der Kubikmeter nur sechs Cent.

Grundwasserentnahme durch öffentliche Wasserversorger

Öffentliche Wasserversorger gehören zu den größten nicht gewerblichen Entnehmern, die aus Rohwasser Trinkwasser aufbereiten. Dafür fördern beispielsweise die Stadtwerke Kaiserslautern nach eigenen Angaben bis zu acht Millionen Kubikmeter Grundwasser jährlich. Genehmigt sind pro Jahr sogar bis zu neun Millionen Kubikmeter. Das sind umgerechnet neun Milliarden Liter Wasser. Die Entnahme der Stadtwerke in Pirmasens liege im Jahr bei rund 2,9 Millionen Kubikmetern, so ein Sprecher der Stadtwerke.

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Entnahmen oft ohne zeitliche Befristung

Größere Entnahmemengen müssen von der Struktur- und Genehmigungsdirektion des Landes erlaubt werden. Die erteilt die Wasserrechte. Öffentliche Wasserversorger verfügen über ein zeitlich unbefristetes Recht der Grundwasserentnahme. Diese zeitlich unbefristete Gewinnung ist nur unter Auflagen gewährt. Demnach sind Entnehmer verpflichtet, die Entnahmestellen zu überwachen und die Ergebnisse der SGD Süd zu übermitteln.

Profitorientierte Firmen haben auch keine Befristung. Solange Wasser unter der Erdoberfläche verfügbar ist, dürfen auch sie sich ohne zeitliche Begrenzung mit Grundwasser versorgen. Die fünf Firmen, die in der Westpfalz am meisten Wasser entnehmen, haben alle unbefristete Wasserrechte, heißt es von der zuständigen Genehmigungsdirektion SGD Süd.

Bei den unbefristeten Entnahmezulassungen handelt es sich lediglich um einfache Erlaubnisse, die jederzeit begründet eingeschränkt oder zurückgenommen werden können.

Dass sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich weniger Grundwasser gebildet hat, werde bei der Vergabe der Wasserrechte zwar berücksichtigt, teilt das Umweltministerium mit. Die Wasserrechte der meisten gewerblichen Wasserentnehmer seien aber nicht befristet.

Problem: Geltende Wasserrechte sind veraltet

Viele der heute noch geltenden Wasserrechte existieren bereits seit Jahrzehnten. Sie seien häufig zu Zeiten vergeben worden, als der Grundwasserspiegel noch höher war, so das Umweltministerium.

Unternehmen wollen künftig Wasser sparen

Unternehmen wie "Freudenberg Performance", die "Hochwald Food GmbH" und "Groupe PSA" sind sich der Verpflichtung, nachhaltig mit der Ressource Wasser umzugehen, nach eigenen Angaben bewusst. Mit Nachhaltigkeitsprogrammen und Prozessoptimierungen wolle man den Verbrauch von Wasser immer weiter reduzieren. Die Firma "Freudenberg Performance" habe den Wasserverbrauch in den vergangenen Jahren kontinuierlich senken können, heißt es vom Unternehmen. Das hätten Investitionen in verschiedene Anlageteile möglich gemacht.

Re-Use von Wasser, also Wiederverwendung, gestaltet sich in der Lebensmittelproduktion schwierig. Beim Konzern "Hochwald Food" sei die mehrfache Nutzung von Wasser beispielsweise nur bedingt möglich, teilt eine Sprecherin mit. "Wir sind behördlich verpflichtet, bei Produktkontakt Wasser zu verwenden, dass der Trinkwasserverordnung entspricht. Dadurch sind der Mehrfachnutzung und Wiederaufbereitung von Wasser Grenzen gesetzt", sagt die Sprecherin der "Hochwald Food GmbH".

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Viktoria Machleidt