Internationale Wochen gegen Rassismus

Mainzerin kämpft gegen Rassismus: "Müssen unsere Stimme erheben"

Stand
Das Interview führte
Greta Hafeneger

An diesem Montag starten die Internationalen Wochen gegen Rassismus. Gifty Rosetta Amo Antwi setzt sich in Mainz seit Jahren gegen Rassismus ein. Im Interview erklärt sie, warum es für sie wichtig ist, ihre Stimme zu erheben.

Die Internationalen Wochen gegen Rassismus stehen in diesem Jahr unter dem Motto "Menschenwürde schützen". Auch in Rheinland-Pfalz sind dazu in den kommenden zwei Wochen zahlreiche Aktionen geplant.

SWR Aktuell: Es erfordert sicher sehr viel Mut, öffentlich die eigene Stimme gegen Rassismus zu erheben. Wie geht es Ihnen damit?  

Gifty Rosetta Amo Antwi: Ich glaube, dass wir keine Wahl haben, die Stimme nicht zu erheben. Das wäre einfach fatal. Das wäre das, was wir schon einmal hatten oder was dazu führt, dass es ganz vielen Menschen in unseren Gesellschaften einfach noch schlechter geht. Ich glaube, jeder kann dazu beitragen, dass unsere Gesellschaft gerechter wird.

SWR Aktuell: Wie genau sieht Ihr Kampf gegen Rassismus aus? 

Mein Engagement sieht so aus, dass ich versuche, im Alltag meine Stimme zu erheben, wenn mir etwas auffällt. Dass ich versuche, gegen Ungerechtigkeiten in unserer Gesellschaft anzukämpfen, in meinem Rahmen natürlich. Und dass ich viele Workshops und Fortbildungen gebe für Menschen, um sie einfach zu sensibilisieren, aufzuklären und den Themenkomplex näher zu bringen. Beispielsweise: Was ist Alltagsrassismus und was können wir dagegen tun? 

SWR Aktuell: Welche persönlichen Erfahrungen haben Sie schon mit Rassismus gemacht?

Man erlebt täglich Situationen, wo man sich fragt: Okay, war das jetzt, weil ich schwarz bin oder war das, weil die Person einen schlechten Tag hat? Jeder verarbeitet Sachen ja auch unterschiedlich, und das muss man einfach ernst nehmen. Woher kommst du? Willst du zurückgehen, wo du herkommst? Das sind alles kleine Stiche, die etwas mit einem machen, bei jedem unterschiedlich.

Probleme gibt es überall, die gäbe es auch, wenn Menschen mit Migrationsbiografie nicht in Deutschland wären, und dessen muss man sich bewusst sein.

SWR Aktuell: Wie geht es Ihnen angesichts der aktuellen politischen Entwicklung?

Gifty Rosetta Amo Antwi: Es gibt Leute, die Angst haben, die sich Exit-Optionen suchen und überlegen: Okay, wo gehe ich hin, wenn es ganz schlimm wird? Das wäre höchst dramatisch, weil dies Deutsche sind, die sich hier einbringen, die hier Wissen erlernt haben und deren Wissen dann für unser Land flöten gehen würde. Das ist aus wirtschaftlicher Sicht dramatisch und aus kultureller Sicht.

SWR Aktuell: Was braucht es jetzt von der Politik und auch von der Gesellschaft, damit sich die Lage für Betroffene verbessert? 

Gifty Rosetta Amo Antwi: Ich glaube, es geht wirklich darum, dass wir uns in Deutschland jetzt auf unser Grundgesetz besinnen. Weil da Menschen nach einer ganz schwierigen geschichtlichen Situation verstanden haben, dass wir sowas brauchen, damit die Menschenwürde nicht antastbar ist.

Probleme gibt es überall, die gäbe es auch, wenn Menschen mit Migrationsbiografie nicht in Deutschland wären, und dessen muss man sich bewusst sein. Ich glaube, dass wir das im Alltag oft auch sehr sehr gut hinkriegen. Es funktioniert in unserem Land sehr, sehr viel sehr, sehr gut und das dürfen wir auch sehen.

SWR Aktuell: Wo gibt es Verbesserungsbedarf? 

Gifty Rosetta Amo Antwi: Die Rahmenbedingungen sind denkbar schwierig. Wenn ein Kind ein Erlebnis in einer Schule hat - was passiert? Was macht die Schulleitung? Ich glaube, da sind ganz viele Strukturen, die gar nicht wissen, wie sie sich verhalten.

Diskriminierungsstrukturen sind schwierig zu bekämpfen, aber nichtsdestotrotz müssen wir unser Personal, ob das auch in Kita oder Lehrpersonal ist, gut schulen und gute Rahmenbedingungen setzen. 

SWR Aktuell: Was motiviert Sie jeden Tag erneut, sich öffentlich gegen Rassismus einzusetzen? 

Gifty Rosetta Amo Antwi: Ich empfinde mich als Deutsche. Ich lebe sehr, sehr gerne hier und finde, dass das ein Land ist, in dem man auch viel erreichen kann. Deswegen bin ich nach wie vor der Meinung, dass es sich lohnt, um Gleichwertigkeit zu kämpfen. Und letztendlich glaube ich, dass man in vielen Ländern zurzeit so einen ähnlichen Kampf führen müsste. Deswegen glaube ich auch nicht, dass wenn man nur aus Deutschland weggeht, dann alle Probleme in dieser Richtung weg wären. So naiv bin ich auch nicht. 

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