Wieso regnet es gerade so viel in RLP?

Auch bei Dauerregen gibt es den Klimawandel

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Autor/in
Anna-Lara Weidinger
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Janina Schreiber
Bild von Janina Schreiber, Redakteurin in der SWR-Umweltredaktion

Das jetzt schon seit Wochen herrschende Wetter ist und bleibt das Gesprächsthema. Dürfen wir uns ärgern, weil es zu viel regnet und die Radtour schon wieder ausfällt? Oder müssten wir uns nicht eigentlich glücklich schätzen, weil es endlich einmal länger regnet?

Wie man auf den derzeitigen Dauerregen blickt, ist abhängig vom Blickwinkel: Gerade sind Sommerferien, eigentlich sollte Freibad-Wetter sein - stattdessen müssen viele Kinder und Jugendliche zu Hause ausharren. Landwirte und Förster hingegen freuen sich, denn der Regen tut den Wäldern und der Ernte gut.

Der Dauerregen sei noch im Rahmen, bestätigt Andreas Becker, Leiter der Abteilung Klimaüberwachung beim Deutschen Wetterdienst (DWD). "Es ist schon ein verregneter Sommer. Wenn wir die langjährigen Schnitte nehmen, dann ist der Juli nasser als sonst. Früher waren die Sommer aber häufiger so wechselhaft und regenreicher." Wir haben uns, das vermutet Andreas Becker, nur an die Hitzesommer der vergangenen Jahre gewöhnt: "Diese Wochen sind einem typischen Sommer der 80er Jahre entsprechend und so gesehen gar nicht außergewöhnlich. Wir empfinden aber aufgrund der Dürre-Sommer der vergangenen Jahre solche Sommer gar nicht mehr als normal."

Gegen Hitze und Dürre: Viel hilft viel?

Klimakrise, drohende Dürre, Rekordtemperaturen in ganz Europa: Ist das regnerische Wetter, das seit der letzten Juli-Woche Rheinland-Pfalz fest im Griff hat, nicht sogar ein wirksames Gegengewicht? Ist starker Regen ein Zeichen dafür, dass der Klimawandel schwächer wird?

Nicht ganz, erklärt Becker vom DWD: "Starkregenereignisse werden mit dem Klimawandel häufiger - so die Annahme." Er räumt eine "große Unsicherheit" hinsichtlich der Klimamodelle ein, die sich mit der Frage beschäftigen, wie sich Niederschlag entwickeln wird. Aber klar sei: "Die Atmosphäre wird wärmer. Dadurch kann sie mehr Wasserdampf aufnehmen, bis die Kondensation - also der Regen - auftritt. Durch die wärmere Temperatur gibt es eine höhere Verdunstung." Und die führt wiederum zu mehr Trockenheit.

Langfristig sorgfältigerer Umgang mit Wasser notwendig

Uns werden im Südwesten Deutschlands, prognostiziert der Klimaexperte, Mittelmeerverhältnisse erwarten, in denen "Winterniederschläge die einzigen sind, die wir haben werden". Uns erwarten also heiße, trockene Sommer, und das heißt: "Wir müssen mit Wasser sorgfältiger umgehen." Mit Wasser sorgfältiger umgehen, das heißt auch, den Grundwasserspiegel im Auge zu behalten, der vielerorts sinkt, aber extrem wichtig für alle Menschen ist. In Rheinland-Pfalz etwa wird Trinkwasser zu 95 Prozent aus Grundwasser gewonnen und anschließend aufbereitet.

Grafik: So bildet sich Grundwasser bei anhaltendem Regen

Aber inwiefern kann die aktuelle Wetterlage dazu beitragen, diesen zu erhöhen? Das hängt von verschiedenen Faktoren ab, erklärt Becker: "Für die Pflanzen ist das Wetter super, die trinken ordentlich, fürs Grundwasser bleibt aber so nichts oder eher wenig übrig." Der dauerhafte Regen sei eigentlich gut - aber man müsse bedenken, dass wir uns im Sommer befinden: "Die Verdunstung durch die wärmeren Sommertemperaturen ist immer noch zu hoch. Eigentlich braucht es für eine Grundwasserneubildung diese schönen, regelmäßigen Regen im Winter, wo die Verdunstung weniger hoch ist und es keinen oder wenig Bewuchs gibt, der das Wasser wegnehmen würde."

Was bedingt den Regen?

Und wieso regnet es ausgerechnet in diesem Sommer gefühlt so viel? "Das ist keine blockierte Wetterlage", meint Becker. "Denn dann würde es ja wirklich ununterbrochen regnen - und es gab ja in diesen zugegeben eher trüben zwei Wochen auch Zeiten, in denen der Regen aufgehört hat oder ganz kurz die Sonne rauskam."

Wir hätten es, erklärt er, eher mit mehreren Tiefdruckgebieten nacheinander zu tun. Und: Verantwortlich für den vielen Regen seien auch die grade viel zu warmen Ozeane, auf denen zu viel Oberflächenwasser verdunste. Die warme, feuchte Luft steigt dann auf, die Winde aus dem Westen bringt sie wiederum zu uns - wo sie sich dann als Tiefdruckgebiete abregnet.

Droht eine zweite Ahrtal-Katastrophe?  

In Rheinland-Pfalz weckt der Dauerregen Erinnerungen: Auch im Juli 2021 hatte es tagelang geregnet, bevor in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli eine Flut das Ahrtal verwüstete. Klimaexperte Becker betont die Besonderheit bei der Wetterlage, die zur Ahrtalflut führte: "Da kam die Luft aus Nordosten. Die Eifel wurde damit zur Luv-Lage." Bei der wird die anströmende Luft zum Aufsteigen gezwungen - und das führt bei entsprechender Luftfeuchtigkeit zur Ausbildung von langanhaltenden Niederschlägen. "Normalerweise kommt die Luft eher aus dem Westen, Nord- oder Südwesten. Und deshalb haben wir häufig Glück, dass es uns nicht betrifft.

Im Fall der Ahrtalflut kamen viele Faktoren zusammen: Das Tiefdruckgebiet aus dem Nordosten, ein großes Tief, bedingt durch die außergewöhnlich warme Ostsee und eingelagerte Gewitter. Was im Ahrtal noch wichtig sei: "Der kaputte Wald, der nicht mehr die Aufnahmefähigkeit für so viel Wasser hatte. Es wurde da nicht zurückgehalten."

Klimawandel ist ein langfristiger Prozess

Der starke Regen, den wir in diesem Sommer beobachten können, ist also nicht unbedingt ein Zeichen dafür, dass der Klimawandel doch nicht so heftig ausfällt, wie erwartet: Starkregenereignisse können im Gegenteil ein Indiz für seine Auswirkungen sein. Wir müssen im Umgang mit ihm lernen, zwischen kurzfristigen Wetterereignissen und langfristigen Klimatrends zu unterscheiden: Ein einzelner, nasser Monat kann, wie in diesem Fall, auf natürliche Wetterzyklen und klimatische Schwankungen zurückzuführen sein, die unabhängig von den langfristigen und globalen Entwicklungen auftreten.

Seit Jahren geringere Grundwassermengen Viel Regen in RLP - und doch zu wenig fürs Grundwasser

Die Regenfälle der vergangenen Wochen reichen nicht aus, um sich positiv auf den Grundwasserstand in Rheinland-Pfalz auszuwirken. Von den Niederschlägen profitieren aber die Böden.