Im Herzen von Mainz wird derzeit viel gebuddelt, für ein neues Einkaufszentrum. Und immer, wenn in Mainz gegraben wird, dauert es nicht lange, bis Schätze aus dem Mittelalter oder der Römerzeit ausgegraben werden.
Die Baustelle in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt liegt nur einen Steinwurf vom Dom und auch vom alten Dom St. Johannis entfernt. Auch hier förderten die Bauarbeiten sehr alte Schätze zu Tage. Die Landes-Archäologen haben am Freitag gezeigt, was sie gefunden haben - und erklärt, dass sie hoffen, noch mehr zu finden.
Ein wohl bedeutendes Fundstück ist eine Papstbulle, die ersten Erkenntnissen zufolge wohl aus dem 11. Jahrhundert stammt - damit ist sie etwa 1.000 Jahre alt. Das Stück ist in etwa so groß wie eine 2-Euro-Münze.
Papstbulle - was ist das?
Natürlich hat eine Papstbulle nichts mit einem Tier zu tun. "Sie ist quasi gleichzusetzen mit einem Siegel, in dem wir eben ein Dokument haben [...] Und da ist dann mit einem Faden über diese Bulle das Dokument sozusagen angehaftet", erklärt Stephanie Metz, Leiterin der Landesarchäologie Mainz.
Die Papstbulle ist jedoch durch die Jahrhunderte in Mitleidenschaft gezogen worden. Bevor sie ihre Geschichte preisgeben kann, muss sie restauriert werden. Erst dann folgt die wissenschaftliche Untersuchung.
Römische Silbermünze - etwa 2.000 Jahre alt
Immer wieder tauchen in Mainz auf Baustellen auch Zeugnisse der Römerzeit auf. So auch diesmal: Ausgegraben wurde eine römische Silbermünze aus dem zweiten Jahrhundert. Darauf zu sehen: der Kopf des römischen Kaisers Trajan. Der war von 98 bis 117 n. Chr. Kaiser des Römischen Reiches. Die Münze wurde in der Nähe einer ausgegrabenen römischen Mauer gefunden. Die Archäologen gehen davon aus, dass hier noch mehr Schätze gefunden werden, da das Ausgrabungsgebiet unweit des alten Doms St. Johannis liegt.
Container mit Panoramafenster
Wer einen direkten Einblick in die spannenden Ausgrabungen haben möchte, der kann von einem Container mit Panoramafenster direkt auf die Baustelle blicken. Dieser wurde extra dafür bereitgestellt.
Dort, wo jetzt in der Landeshauptstadt gegraben wird, befand sich bis vor Kurzem das Karstadt-Kaufhaus. Hier soll ein neues Einkaufszentrum entstehen. Derzeit ruhen die Bauarbeiten für das Projekt LU. Aber es ist nicht das erste Mal, dass ein Bauvorhaben durch archäologische Überraschungsfunde in Mainz verzögert worden wäre. "Wir antizipieren eigentlich die Überraschungen. Wir gehen fest davon aus, dass Überraschungen da sind. [...] Aber dafür haben wir auch ein halbes Jahr Zeit. Also von daher ist das eigentlich alles wunderbar, so wie es sein soll", sagt Tim Gemünden von der Baufirma Gemünden.
Bis voraussichtlich Sommer heißt es noch auf Knien fegen. Stein für Stein freilegen. Auf der Suche nach archäologischen Schätzen des historischen Mainz.