Hintergrund sind Lieferengpässe bei Arzneimitteln. Um damit möglichst flexibel umgehen zu können, gibt es seit zwei Jahren eine Corona-Sonderregelung. Diese sieht vor, dass Apotheken jedes nicht vorrätige Arzneimittel gegen ein wirkstoffgleiches Präparat austauschen dürfen - in einer anderen Packungsgröße oder Wirkstärke. Das heißt: Apothekerinnen und Apotheker können etwa auch Zäpfchen ausgeben, wenn ein verschriebener Saft nicht verfügbar ist.
Apotheken befürchten Engpässe bei der Arzneimittelversorgung
Diese Sonderregelung soll nach dem Willen der Bundesregierung wie geplant am 7. April auslaufen. Das Bundesgesundheitsministerium arbeitet an einer neuen gesetzlichen Regelung. Diese sehe die flexibleren Regeln aber nur noch für bestimmte Arzneien vor, die auf einer Liste des Bundes geführt werden sollen, beklagt die Bundesvereinigung der Apothekerverbände (ABDA). Wo Arzneien knapp seien, wisse allerdings der Apotheker vor Ort am besten. Die ABDA sieht die Versorgung der Patientinnen und Patienten in Gefahr. Denn unabhängig von der Corona-Pandemie gebe es Lieferengpässe bei vielen Medikamenten, wie bei Fiebersäften Ende vergangenen Jahres auch in Rheinland-Pfalz.
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Auch der Landesapothekerverband Rheinland-Pfalz spricht von einer "sehr angespannten Situation, die sich durch den Wegfall der Sonderregelung verschärfen wird". So müssten Apothekerinnen und Apotheker Patienten künftig zurück zum Arzt schicken, wenn das verschriebene Präparat nicht vorrätig sei. Der Landesverband stehe ganz klar hinter den Forderungen der Bundesvereinigung.
Apothekerverbände hoffen auf Verlängerung der aktuellen Regelung
Die ABDA hofft zunächst auf eine Übergangsregelung. Bundestagsabgeordnete wollen diese am kommenden Freitag beantragen. Der Änderungsantrag sieht vor, dass die jetzige flexible Regelung beim Austausch von Medikamenten bis Ende Juli verlängert werden soll. Mögliche Probleme bei der Patienten-Versorgung ab Ostern wären damit abgewendet. Spätestens danach sei eine dauerhafte Lösung nötig, forderte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. Sie fordert, den Austausch nicht vorhandener Medikamente dauerhaft zu lockern.
Kassenärzte befürchten Fehler bei Medikamenten-Einnahme
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung weist die Forderung nach einer dauerhaften Lockerung der Austauschregelung zurück. "Wenn Patienten ein anderes Arzneimittel bekommen, als der Arzt oder die Ärztin verordnet hat, kann es schnell zu Fehlern beispielsweise bei der Einnahme kommen", warnt der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Stephan Hofmeister. Deshalb sollte ein Austausch von Arzneimitteln ohne Rücksprache mit der Arztpraxis nur in den vom Bundesgesundheitsministerium vorgesehenen Ausnahmefällen erfolgen.