Ein Tante-Emma-Laden ganz ohne Personal: Seit Montag ist das Realität im Ulmer Donautal. Bis zu 500 Produkte kann der Automat anbieten. Und zwar rund um die Uhr.
Die erste Wurst, die "Roberta" ausspucken soll, klemmt noch: Die Ausgabeklappe beißt zu, bevor sie ganz draußen ist. Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch (CDU) lächelt tapfer und rupft die Wurst raus. Es war wohl der Vorführeffekt: Danach funktioniert der vollautomatische Tante-Emma-Laden ohne Probleme.
An der Vorderwand des garagengroßen Kastens befindet sich ein Display, das man bedient wie einen Online-Shop. Kauf starten, Produkt wählen, Warenkorb füllen, mit der Karte bezahlen und los geht's. Im Inneren befinden sich 500 Produkte, erzählt der Betreiber, Metzgermeister Josef Klein aus Nersingen (Kreis Neu-Ulm): Dazu gehören rund 100 verschiedene Angebote aus seiner Metzgerei sowie ein Sortiment vom Aufbackbrötchen bis zur Zahnbürste.
Vollautomatischer Tante-Emma-Laden "Roberta" mit Liveübertragung
Ein Roboterarm holt sich das Gewünschte und packt es auf ein Laufband. Und zwar zu jeder Tages- und Nachtzeit. Damit es nicht langweilig wird, gibt es eine Liveübertragung aus dem Innenleben von Roberta. Das Display zeigt, wie der Roboter das Produkt herauspickt.
Der Standort im Industriegebiet Ulm-Donautal verspricht jede Menge Kunden, sagt Andreas Burkhardt, Chef des Medizinproduzenten Teva Deutschland und Kopf des Firmenverbundes "donautalconnect": In dem Industriegebiet arbeiten rund 25.000 Menschen. Einen Supermarkt gibt es dort nicht. Bei einer Umfrage haben die Menschen im Industriegebiet aber großes Interesse signalisiert.
Vollautomatischer Supermarkt als Chance auch für ländlichen Raum
Entwickelt worden ist "Roberta" von dem Maschinenbauer Kirschenhofer aus dem nahegelegenen Nersingen. Firmengründer Walter Kirschenhofer sieht Potential vor allem für den ländlichen Raum: "Es gibt Gemeinden, in denen kein Supermarkt, kein Tante-Emma-Laden mehr ist. Da könnte man so einen Automaten aufbauen." Außerdem sei der automatisierte Laden eine Reaktion auf den Personalmangel in der Branche. "Roberta" arbeite ohne Personal rund um die Uhr.
Vier Jahre hat das Unternehmen an der Entwicklung gearbeitet. Der Roboterarm greift die Produkte nicht, erklärt Kirschenhofer, sondern er saugt sie an und packt sie dann aufs Band. Das funktioniere mit allen verpackten Produkten - jedenfalls fast. Probleme gebe es noch bei Kartoffelsäcken, denn die netzartigen Verpackungen ließen sich eben nicht ansaugen. Aber da könnten die Produzenten nachsteuern und glatte Gebinde verwenden.
Vier Millionen Euro hat die Entwicklung von "Roberta" gekostet. Der Tante-Emma-Laden der Zukunft. Nur nicht ganz so gemütlich.