Im Prozess am Landgericht Ulm um einen Angriff auf seinen früheren Lehrer in Ulm-Wiblingen, hat der Angeklagte am Mittwoch die Tat abgestritten. Dem 23-Jährigen wird versuchter Totschlag vorgeworfen. Er soll den Lehrer lebensgefährlich verletzt haben. Sein Anwalt hält die Beweislage für zu dünn.
Der Angeklagte selbst schwieg zur Tat. Er ließ seine beiden Anwälte erklären, dass er seinen früheren Lehrer nicht angegriffen habe. Es sei jemand anders gewesen. Wer, ist allerdings unklar. Verteidiger Dominik Hammerstein kritisierte die Anklage gleich in mehreren Punkten.
Verteidigung wirft Ulmer Behörden einseitige Ermittlungen vor
Der Anwalt prangerte eine dünne Beweislage an. So sei sein Mandant nicht eindeutig identifiziert worden. Zigarettenkippen mit seiner DNA, die rund 50 Meter vom Tatort entfernt gefunden wurden, seien ebensowenig ausreichend wie die Auswertung von Mobilfunkdaten. Diese Daten könnten keinen genauen Aufenthaltsort bestimmen, sondern nur einen Bereich angeben.
Weiter warf der Anwalt den Behörden vor, einseitig ermittelt zu haben. Schon früh hätte man sich auf den 23-Jährigen als Täter festgelegt und einseitig Beweise dafür gesammelt. Dadurch habe man zu wenig im Blick behalten, dass auch andere als Täter in Frage kommen könnten.
Staatsanwalt Michael Bischofberger sprach dagegen von vielen Indizien, die in der Summe ausreichten, um die Anklage gegen den 23-Jährigen zu erheben.
Gegen den Lehrer stehen Missbrauchsvorwürfe im Raum
Laut Anklage könnte der 23-Jährige den Lehrer aus Rache angegriffen haben. Sollte dem so sein, würde der Vorwurf nicht mehr auf versuchten Totschlag, sondern auf versuchten Mord lauten.
Hintergrund sind Vorwürfe gegen den 34-Jährigen Lehrer. Laut Staatsanwaltschaft besteht der Verdacht, dass er Schüler sexuell missbraucht hat. Entsprechende Ermittlungen laufen. Nach Angaben des Anwalts des Angeklagten sind viele männliche Schüler betroffen. Sein Mandant gehöre nicht dazu, kenne aber Betroffene.
Nach dem Angriff auf den Lehrer habe es eine rege Kommunikation untereinander gegeben. Deswegen sei es fraglich, ob an der Tat nur einer allein beteiligt war. Anwalt Hammerstein räumte ein, dass es möglich sei, dass sein Mandant von dem Angriff gewusst oder vielleicht geholfen habe, aber gewesen sei er es nicht.
Lehrer bei Angriff vor Schule lebensgefährlich verletzt
Der Lehrer war bei dem Angriff Ende Februar an der Sägefeldschule in Ulm-Wiblingen niedergeschlagen und lebensgefährlich verletzt worden. Wie ein Polizist vor Gericht berichtete, hatte ein Mann die Tat zufällig durchs Fenster gesehen. Demnach schlug jemand von hinten mit einer Waffe, ähnlich einem Baseballschläger, mit Wucht gegen den Kopf des Lehrers. Der Mann öffnete das Fenster und rief nach draußen, woraufhin der Angreifer flüchtete.
Der 34-jährige Lehrer erlitt unter anderem eine lebensgefährliche Hirnblutung und leidet noch heute an den Folgen der Tat. Er tritt als Nebenkläger auf. Ob er verhandlungsfähig ist, wird derzeit geprüft.
Der 23-jährige Angeklagte sitzt in Untersuchungshaft. Für den Prozess sind sieben Verhandlungstage angesetzt. Ein Urteil soll am 18. Dezember fallen.