Wegen Fahrbahnschäden gilt Tempo 80 für Motorradfahrer auf der Autobahn A7 bei Aalen.

Geschwindigkeitsbeschränkung wegen maroder Fahrbahn

A7 bei Aalen: Ärger um Tempo 80 nur für Motorräder

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Autor/in
Hannah Schulze
Hannah Schulze
Ole Hilgert

Weil der Fahrbahnbelag marode ist, gilt auf der A7 zwischen Aalen und Feuchtwangen ein neues Tempolimit: 120 Kilometer pro Stunde für alle Fahrzeuge, außer Motorräder, die dürfen nur 80 fahren.

Seit Mitte August gilt auf der A7 zwischen den Anschlussstellen Aalen/Oberkochen und Feuchtwangen-West ein neues Tempolimit. Genauer gesagt: zwei verschiedene. Während Autos auf der rund 40 Kilometer langen Strecke 120 Kilometer pro Stunde fahren dürfen, ist die Geschwindigkeit für Motorräder sogar auf 80 Kilometer pro Stunde beschränkt worden. Der Grund: Der Fahrbahnbelag weist erhebliche Schäden auf.

Schäden auf der A7 häufen sich

Jeden Tag ist Streckenwart Klaus Stark auf seinem Abschnitt auf der Autobahn 7 zwischen Aalen und Feuchtwangen unterwegs. Immer auf der Suche nach gefährlichen Gegenständen und Schäden an der Fahrbahn. Fast täglich entdeckt er auf den gut 80 Kilometern Strecke neue Risse und Löcher im Beton. Den Schaden dokumentiert er, damit die Betonplatte später ausgetauscht werden kann: "Die Schäden häufen sich, weil die Fahrbahn immer älter wird", so der Streckenwart.

Streckenwart Klaus Stark kontrolliert auf der A7 den Abschnitt zwischen Aalen und Feuchtwangen - hier gilt neuerdings Tempo 80 für Motorräder.
Jeden Tag ist Streckenwart Klaus Stark auf seinem Abschnitt auf der Autobahn A7 zwischen Aalen und Feuchtwangen unterwegs - neuerdings gilt hier Tempo 80, jedoch nur für Motorräder.

120 Kilometer pro Stunde für Autos, 80 Kilometer pro Stunde für Motorräder

Daher haben Stark und seine Kollegen von der Autobahnmeisterei Heidenheim neue Verkehrsschilder aufgestellt. Seitdem gilt: Tempo 120! Für Motorräder sogar nur noch 80 Kilometer pro Stunde - zur Sicherheit der Motorradfahrerinnen und -fahrer, so die verantwortliche Behörde, die Autobahn GmbH Südbayern, auf SWR-Anfrage.

Man habe sich für eine abgestufte Geschwindigkeitsbegrenzung entschieden, weil Motorräder durch Fahrbahnschäden deutlich stärker gefährdet seien als Autos. Eine Bodenwelle sei für ein Auto nur ein Ruckeln, für Biker könne sie tödlich enden: "Wir hatten einen tragischen Fall, wo bei einem Fahrbahnschaden ein Motorradfahrer vor einigen Jahren zu Tode kam", sagt Josef Seebacher, Sprecher der Autobahn GmbH im Gespräch mit dem SWR.

Kritik an Tempolimit vom Bundesverband der Motorradfahrer

Bei Motorradfahrerinnen und -fahrern sorgt diese Entscheidung für Unverständnis: "Motorräder heute haben alle ein gutes Fahrwerk drin. Die stehen einem Auto in nichts nach. Von daher fehlt die Sinnhaftigkeit ein bisschen", sagt ein Biker, der auf dem Rastplatz Ellwanger Berge eine Pause einlegt. "Ich sehe keinen großen Unterschied zwischen 80 oder 120 Kilometer pro Stunde. Das ist doch eine große Autobahn", sagt ein anderer. "Für mich wäre das in Ordnung, schneller zu fahren."

Es fehlt die Sinnhaftigkeit.

Der Bundesverband der Motorradfahrer fürchtet sogar: Zweiräder könnten auf der linken Spur zwischen Lastwagen eingekeilt werden und wären so einer noch größeren Unfallgefahr ausgesetzt. Der Interessenverband fordert: gleiches Tempolimit für alle.

"Wenn die Fahrbahn in einem solch schlechten Zustand ist, dass mehr als Tempo 80 für Motorradfahrer potenziell gefährlich ist, ist die Tempobeschränkung zur akuten Gefahrenabwehr sicher richtig", so der Bundesverband der Motorradfahrer. Aber dann bitte für alle Verkehrsteilnehmer, denn durch die großen Geschwindigkeitsunterschiede könne es schnell zu gefährlichen Situationen und möglicherweise auch zu Unfällen kommen.

Sanierungsstau bei Autobahnen in Süddeutschland

Ein Ende der Geschwindigkeitsbeschränkung ist zum Leidwesen der Biker noch nicht in Sicht: Kurzfristig werden nur einzelne Schäden geflickt, sagt Josef Seebacher von der Autobahn GmbH Südbayern. Mittelfristig müsse das Autobahnnetz in Süddeutschland komplett saniert werden. Ein Großteil der Straßen wurden in den Siebzigern gebaut, alle relativ zeitgleich - die meisten hätten ihre Lebensdauer weit überschritten. "Das Echo der damaligen Zeit holt uns jetzt ein", so Seebacher.

Das stellt auch Streckenwart Klaus Stark von der Autobahnmeisterei Heidenheim fest: "Die Fahrbahn altert und irgendwann kommt man um eine Fahrbahndeckenerneuerung nicht herum." Aber Autobahnrenovierung kostet sehr viel Geld. Geld, was man in den letzten Jahrzehnten offenbar nicht investiert hat. Angesichts der knappen Haushaltslage der Bundesregierung könnte es auch in den kommenden Jahren schwierig werden. Wann also die A7 zwischen Aalen und Feuchtwangen saniert wird, ist unklar. Und bis dahin dürfte das Tempolimit bestehen bleiben.

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