Zehntausende in der Innenstadt

Treffen des Alemannischen Narrenrings: Ulm im Ausnahmezustand

Stand

Von Autor/in Mira Herold-Baer

Es war bunt, laut und ausgelassen: Das Treffen des Alemannischen Narrenrings hat Ulm am Wochenende beherrscht. Allein zum "Ulmzug" kamen 20.000 Zuschauer. Über eine Stadt im Ausnahmezustand.

Ulm im Narrenfieber: Am Wochenende fand hier das 16. Treffen des Alemannischen Narrenrings statt. Mit dem Höhepunkt am Sonntag: dem "Ulmzug" mit 10.000 Maskenträgerinnen und Maskenträgern. Insgesamt hat der Narrenring 28.000 Mitglieder.

SWR Aktuell berichtete am Sonntag in einem Film über die Umzüge in Bruchsal und Ulm:

Schon am Ulmer Hauptbahnhof bemerkt man, dass an diesem Sonntag etwas anders ist: Zug für Zug spucken die Waggons bunt gekleidete Menschen aus, Gruppe um Gruppe versammeln sich die Narren. Noch ist es ruhig, bisher sind die Trompeten der Musikerinnen und Musiker stumm. Hand in Hand ziehen außerdem junge Tiger, Marienkäfer und Superhelden ihre Eltern vorwärts, stetig gleitet die Menge gen Innenstadt. Weiter, immer weiter, bis an den Münsterplatz.

Die wummernden Bässe lassen sich schon von Weiten vernehmen. Das dumpfe Geräusch ist ein Vorbote der bunten Geselligkeit, die an diesem Wochenende auf dem Münsterplatz herrscht. Schon an den beiden Tagen zuvor wird er von Hexen und Teufeln, Hasträgerinnen und Guggamusikern belagert - ein Narrendorf mitten in Ulm. Obwohl feiernde Narren und Faschingsbegeisterte während der sogenannten fünften Jahreszeit nichts Ungewöhnliches sind, ist es dieser Umzug dennoch. Denn solch eine Zusammenkunft mit 88 Mitgliedszünften, rund 10.000 Maskenträgerinnen und Trägern und mehr als 500 Musikerinnen und Musiker gibt es nicht alle Tage. Genauer gesagt: Nur alle vier bis fünf Jahre.

Zehntausende Narren waren am Wochenende in Ulm beim Treffen des Alemannischen Narrenrings
Die Menschen drücken sich an den Straßenrand, die Kinder winden sich noch schnell in die erste Reihe durch.

Die Faschingsmusik am Ulmer Münster hört man schon von Weitem

Dann also reisen alle Mitgliedszünfte des Alemannischen Narrenrings aus dem Raum Oberschwaben-Donau, Allgäu und Bodensee zu einem Ringtreffen an. Die Ulmer Narrenzunft hatte zuletzt 1997 eingeladen, nun soll das Faschingstreffen der Superlative zum Abschluss gekrönt werden: mit dem "Ulmzug".  

Diesen führt in diesem Jahr zum ersten Mal die Feuerwehr statt der Polizei an. Für Karl-Heinz Hebeler eine große Ehre, die er sich nicht entgehen lassen will. "Ich hatte schon überlegt, aufzuhören. Aber den 'Ulmzug' zu eröffnen, das macht man nur einmal im Leben", erzählt Feuerwehrmann Hebeler, als er neben seinem Kollegen Johannes Schneider im Auto sitzt. Für diesen Einsatz benötigen die beiden ein kleineres Gefährt, das große Feuerwehrauto steht etwas abseits des Trubels. Eine Sirene gibt es dennoch. Hebeler blickt immer wieder auf die Uhr, um im richtigen Moment auf den roten Knopf zu drücken. "Genau 12:34 Uhr, jetzt kann's losgehen", sagt Hebeler und lässt die Sirene ertönen.

Zehntausende Narren waren am Wochenende in Ulm beim Treffen des Alemannischen Narrenrings
Der Ruf des 16. Ringtreffens und das schöne Wetter lockte etwa 20.000 Zuschauerinnen und Zuschauer an.

Der Faschingsumzug am Sonntag beginnt genau um 12:34 Uhr

Das Feuerwehrauto setzt sich langsam in Bewegung. Vor ihm eine jubelnde Menschenmasse am Straßenrand, hinter ihm die Narrenmeute in Formation. Bei den "Blech Beat Gugga Oberelchingen" erhebt sich ein Blechkonzert, die Trommeln schlagen ein, ein rhythmisches Klatschen der Zuschauerinnen und Zuschauer setzt an. Die Menschen am Hafenbad drücken sich an den Straßenrand, die Kinder winden sich noch schnell in die erste Reihe durch. Denn der Höhepunkt des Ringtreffens des alemannischen Narrenrings hat begonnen.

Als sich der Faschingszug durch die Innenstadt windet, wird die Stadt bunt. Da wären etwa die "GaugaMa" aus dem Ulmer Stadtteil Söflingen, deren graue, blaue und grüne Fetzen des "Blätzleshäs" beim Springen flattern. Und die zahlreichen Hexen, die sich mit ihren akrobatischen Pyramiden begeisterte Rufe einholen. Oder die Narrenzunft "Nibelgau" aus Leutkirch, deren Katzen sich zu den kreischenden Kindern hinabbeugen. Der Präsident der Narrenzunft, Thomas Blum, ist kaum zu übersehen: Auf einem Faschingswagen winkt er hinab, seinen Kopf ziert die Goldene Narrenkappe. Ein besonderes Abzeichen, über das sich der Narr auch besonders freut. "Es ist einfach grandios, die goldene Narrenkappe bei diesem Umzug zu tragen. Denn das erlebt man nur einmal im Leben", sagt er und lächelt stolz.

Ulm

Treffen des Alemannischen Narrenrings Von Hexenraunacht bis Gottesdienst: 28.000 Närrinnen und Narren treffen sich in Ulm

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Im Narrendorf wird nach dem Umzug im Festzelt angestoßen

Mit fester Stimme schreit Blum vom Wagen herunter "Hoorig, Hoorig - isch dia Katz!". Wer den Spruch erwidert, der oder dem fliegen Bonbons entgegen. So, wie es eben der Faschingsbrauch will. Und eine große Ausbeute an Süßigkeiten kommt selbst denen zuteil, die nicht jeden Spruch auswendig kennen. Wie etwa Sandra Langener, die mit einem kleinen Marienkäfer auf dem Arm am Straßenrand steht. "Wir kommen aus dem Großraum Stuttgart, daher kennen wir kaum eine Zunft", erklärt sie. Aber sie könne ja auf dem Zettel nach dem Spruch spickeln. Bei diesem Narrensprung wollte sie mit ihren Kindern einfach dabei sein.

Egal, ob in Ulm, um Ulm oder um Ulm herum - der Ruf des 16. Ringtreffens und das schöne Wetter lockte etwa 20.000 Zuschauerinnen und Zuschauer an, wie die Narrenzunft Ulm am Sonntagabend mitteilt. Die Zunft verkauft an mehreren Ständen in der Innenstadt Getränke, beliebt sind diese Anlaufstellen insbesondere bei den mitspringenden Narren. "Am Samstag gingen vor allem 'Klopfer' gut weg, heute gibt es eindeutig ein anderes Lieblingsgetränk. Ulm liebt Weinschorle", sagt die Hexe im Verkaufswagen. Ob es im Laufe des Tages dabei bleiben wird, kommt erst in den Abendstunden auf. Wenn die Narren in ihr Dorf strömen, um im Partyzelt auf das kommende Ringtreffen anzustoßen. Denn: Nach der Fasnet ist vor der Fasnet.

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