Zwei Rehkitze liegen in einem Wiesenstück (Symbolbild): Das Hochwasser  macht auch Wildtieren zu schaffen. Wenn ihre Lebensräume überschwemmt sind, finden die Tiere keine Nahrung mehr. Außerdem ertrinken viele Jungtiere oder sie sterben an Unterkühlung.

Überschwemmte Lebensräume

Jäger aus Krumbach: Was Hochwasser für Wildtiere bedeutet

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Carola Kührig
Carola Kührig

Wasserrückhaltebecken wie im Mindeltal schützen bei Hochwasser Ortschaften vor Überflutungen. Aber wie ergeht es Wildtieren, die sonst dort leben? Ein Jäger aus Krumbach berichtet.

Das Hochwasser macht auch Wildtieren zu schaffen, beispielsweise im Mindeltal im Kreis Günzburg. Dort gab es in den vergangenen Tagen heftige Überschwemmungen. Und es gibt mehrere Wasserrückhaltebecken, um Ortschaften wie Thannhausen vor schlimmen Hochwassern zu schützen. Normalerweise - wenn kein Hochwasser ist - leben dort Wildtiere wie Rehe, Hasen, Füchse, Dachse und auch viele Bodenbrüter.

Junges Reh schwimmt in Hochwasser (Symbolbild) Auch für Wildtiere wie Rehe ist Hochwasser gefährlich (Symbolbild). Durch das extreme Wetter und das Hochwasser ist viel Jungwild ertrunken, so der Bayerische Jagdverband.
Auch für Wildtiere wie Rehe ist Hochwasser gefährlich (Symbolbild). Ihre Lebensräume werden durch die Überschwemmungen zerstört. Durch das extreme Wetter und das Hochwasser der letzten Tage ist viel Jungwild ertrunken, so der Bayerische Jagdverband.

Lebensräume von Wildtieren überschwemmt

Wiesen und Felder stehen gerade unter Wasser, auch mehrere Tage lang. Damit sind auch Lebensräume von Wildtieren überschwemmt. Rehe und Hasen oder auch Bodenbrüter wie Rebhühner und Brachvögel, wie es sie im Mindeltal gibt, finden dann keine Nahrung mehr. Sie müssen diese Flächen verlassen.

Allerdings seien viele Jungtiere im Hochwasser der vergangenen Tage ertrunken oder an Unterkühlung gestorben, erklärt Mattias Martini, Vorsitzender des Jägervereins Krumbach. Denn das Problem bei Rehkitzen sei: Wenn sie frisch geboren sind, bleiben sie liegen. Das sei ein Schutzreflex, erklärt der Jäger. Normalerweise sind die Mütter in der Nähe und achten auf das Junge.

Auch in Wäldern wirken derzeit überschwemmte Wiesen fast wie Seelandschaften. Vielleicht war dieses überflutete Gelände bei Krumbach im Kreis Günzburg auch Lebensraum für Rehe.
Derzeit überschwemmte Wiesen wirken wie kleine Seelandschaften. Vielleicht war dieses überflutete Gelände bei Krumbach im Kreis Günzburg ursprünglich auch Lebensraum von Rehen.

Hochwasser löst Panik bei Wildtieren aus

Rehe beispielsweise haben einen festen, relativ begrenzten Lebensraum. Sie kennen ihr Gebiet gut, wissen, wo sie sich verstecken können und wo sie Futter finden. Wenn aber alles mit Wasser volläuft, ist dieser Bereich weg, sie müssen in fremde Reviere fliehen. Hochwasser bedeute für Wildtiere einen dramatischen Lebensraumverlust.

Im September haben die Kitze Schusszeit. Dann sieht man viele Geißen rumlaufen, wo keine Jungen dabei sind.

Und wenn Rehe in Panik geraten, so der Jäger weiter, rennen sie kopflos davon, durchaus auch in eine andere Richtung als ihr Jungtier, wodurch sich die Familien verlieren - und durchaus auch in einen Zaun oder auch in ein Auto.

Gestresste Wildtiere in Ruhe lassen

Rehe beispielsweise verlassen dann ihre Reviere und geraten in Gegenden, die sie nicht kennen. "Dann steht vielleicht auch mal ein Reh in Ihrem Garten", sagt Martini. Man solle die gestressten Tiere aber in Ruhe lassen und den örtlichen Jäger anrufen.

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Wildbestand wird sich im Herbst zeigen

Wie viele Wildtiere durch das Hochwasser umgekommen sind, lasse sich nicht sagen. Manche Jungtiere verenden oder werden vom Hochwasser weggetragen. Oft werden sie auch von Füchsen und Mardern geholt, die, so der Jäger weiter, selbst auch Jungtiere zu versorgen haben.

Auch junge Hasen wird man laut seiner Prognose nicht finden. Aber im Herbst werde man es bei den Jagden merken. Im September, wenn Schusszeit ist, werde man viele Geißen sehen - also weibliche Rehe - die keine Jungen dabeihaben werden. Er habe aber auch schon Rückmeldungen über tote Kitze bekommen. Mann müsse nun abwarten, wenn das Wasser verschwindet, was sich auf den Flächen wieder einstellt.

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