Nach 100 Tagen im Amt sieht die neue Landrätin des Kreises Neu-Ulm, Eva Treu, die größte Herausforderung bei den Finanzen des Landkreises. Es müsse ein Weg gefunden werden, zu sparen, ohne auf wichtige Investitionen zu verzichten.
Eine richtige Vorstellung, wie ihr Alltag als Landrätin im Landkreis Neu-Ulm sein würde, hatte Eva Treu (CSU) vor ihrem Amtsantritt an vielen Stellen nicht, erinnert sie sich. "Das hat einem auch niemand so richtig sagen können. Das war oftmals ein Sprung ins kalte Wasser." Dass sie bereits seit 100 Tagen im Amt ist, kann sie selbst kaum glauben, sagt Treu.
Das war oftmals ein Sprung ins kalte Wasser.
Die ersten Tage seit ihrem Arbeitsbeginn im Landratsamt am 31. Januar seien arbeitsintensiv gewesen. Treu habe sich um neue Fahrpläne für die Schulbusse im Kreis gekümmert und zum ersten Mal eine Kreistagssitzung geleitet — ausgerechnet zum Thema Haushalt. Denn die Finanzen im Landkreis sind angespannt.
Stichwahl zwischen Treu und Eisenkolb Kreis Neu-Ulm: Eva Treu zur Landrätin gewählt
Eva Treu hat es im zweiten Wahlgang geschafft: Die 31-jährige Kandidatin der CSU ist neue Landrätin im Landkreis Neu-Ulm. Sie gewinnt die Stichwahl mit 67 Prozent der Stimmen.
Landkreis Neu-Ulm kämpft mit Sparzwängen
Die wirtschaftliche Lage, gestiegene Energiekosten und die Inflation der letzten Jahre, die sich in den hohen Tarifabschlüssen fortsetzt, zwingen auch den Landkreis Neu-Ulm zu höheren Geldausgaben. Allein für die Kliniken der "Kreisspitalstiftung Weißenhorn" muss der Kreis in diesem Jahr einen Fehlbetrag von 16,6 Millionen Euro ausgleichen. Die Kliniken fahren seit Jahren hohe Verluste ein. Dadurch fehle Geld an anderer Stelle, sagt Treu: "Die Herausforderungen sind schon die, dass wir uns das, was wir uns in den letzten Jahren geleistet haben, so in den nächsten Jahren vermutlich nicht mehr leisten können."

Häufig gingen die Sparmaßnahmen zulasten von Vereinen. Der Kreistag suche nach einem Mittelweg, um die Kommunen im Landkreis nicht übermäßig zu belasten. Man wolle weiter Schulen, Gesundheitsversorgung oder Straßen ausbauen und das Ehrenamt unterstützen, so die Landrätin.
Amt der Landrätin ist vielseitig
Neben den vielen Herausforderungen gefalle Treu die Vielfalt ihrer Aufgaben. Als Chefin im Neu-Ulmer Landratsamt lernt sie momentan nach und nach die insgesamt 670 Mitarbeitenden un ihre jeweiligen Zuständigkeiten kennen. Während ihrer sechsjährigen Amtszeit ist es an ihr, die Beschlüsse des Neu-Ulmer Kreistags umzusetzen. Außerdem vertritt sie den Landkreis nach außen.
Gute Zusammenarbeit mit Kreisräten
Die Zusammenarbeit mit den Kreisräten schätzt Eva Treu als gut ein. Man sei noch in der Kennenlernphase und müsse nun gemeinsame Ziele festlegen.
Der Fraktionsvorsitzende der SPD im Neu-Ulmer Kreistag, Ulrich Schäufele, wertet die Reform der Kreiskliniken als größte Herausforderung in Treus Amtsperiode und hofft, dass die neue Landrätin dies genauso tatkräftig anpackt, wie die Arbeit zuhause im elterlichen Landwirtschaftsbetrieb.
Ich wünsche mir, dass sie beherzt an die Themen ran geht und diesen Schwung, den sie von außen, auch durch den elterlichen Betrieb hat, mit ins Landratsamt bringt.
Der Grünen-Fraktionsvorsitzende im Kreistag, Helmut Meisel, sagte dem SWR, Treu habe sich inzwischen gut eingearbeitet. Ihr Vorgänger habe ihr eine Vielzahl an gravierenden Problemen hinterlassen. "Es wird nicht leicht sein, den Spagat zu schaffen zwischen dem Ausgleich des Kreishaushalts und den Interessen der Städte und Gemeinden im Landkreis." Das anzupacken, wird in den kommenden gut fünfeinhalb Jahren die Aufgabe der neuen Landrätin sein.
Treu plant bis zur Geburt ihrem Amt nachzugehen
Im Sommer wird Eva Treu das zweite Mal Mutter. Wenn es möglich ist, will sie bis zur Entbindung arbeiten, ab Juni aber auf öffentliche Termine verzichten. Ihr Stellvertreter Erich Winkler (CSU) wird sie vertreten - "Wir arbeiten schon super als Team zusammen. Es ist ein nahtloser Übergang", sagt Eva Treu. Nach den acht Wochen Mutterschutz möchte sie wieder ihre Arbeit als Landrätin aufnehmen.