Eine leicht geschwungene Häuserzeile und ein repräsentatives Gebäude, dazwischen ein Torbogen. Am Tag des offenen Denkmals gibt es Führungen.

Nordschwarzwald und Region Neckar-Alb

Tag des offenen Denkmals: Das sind die Highlights in der Region

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Autor/in
Peter Binder
Peter Binder ist Reporter für Hörfunk, Online und Fernsehen beim SWR im Studio Tübingen.

Am Sonntag ist viel geboten zwischen Alb und Nordschwarzwald. Türen, die sonst zu sind, öffnen sich. Es gibt Feste, wo man normalerweise nur schauen kann. Das sind unsere Tipps.

Am Tag des offenen Denkmals erwachen historische Orte zu neuem Leben. "Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte" ist der Slogan dieses Jahr. Viele Wahrzeichen kann man nicht nur besichtigen, sondern mit allem Drum und Dran genießen. Es gibt Führungen, Livemusik, Kaffee und Kuchen. Hier ein Überblick:

Auf den Spuren einer historischen Eisenbahn in Nagold

Auf Schienen stehen eine Lokomotive und mehrere Waggons. Am Tag des offenen Denkmals gibt es eine Führung in Nagold.
Zwischen 1891 und 1967 fuhr zwischen Nagold und Altensteig das "Altensteigerle". Am Tag des offenen Denkmals führt der Nagolder Verein für Heimatgeschichte Besucher die alte Trasse entlang.

Die erste Schmalspurbahn der Königlich Württembergischen Staatseisenbahn fuhr zwischen 1891 und 1967 zwischen Altensteig und Nagold. An sie erinnert ein Denkmal unter dem Nagolder Viadukt. Dort stehen eine Diesellok und mehrere Waggons auf Schienen.

Das Denkmal ist Teil einer Wanderung entlang der alten Trasse. Jürgen Renz vom Verein für Heimatgeschichte führt an Stellen in Nagold entlang, wo die Schienen waren. Wer weiß, wo das Altensteigerle fuhr, sieht zum Beispiel mehr als einen Radweg, mehr als eine Lücke im Wohngebiet. Man erkennt, wo die Schmalspurbahn gefahren ist.

Folge 870 Das Altensteigerle – ein unvergessener Schmalspurpionier

Die erste Schmalspur-Bahn der Königlich-Württembergischen Staats-Eisenbahnen, das Altensteigerle, ist ein unvergessener Teil der Heimatgeschichte im Nordschwarzwald. (Folge 870)

Eisenbahn-Romantik SWR

Glashütte Buhlbach: Altes Handwerk in Baiersbronn

Nicht nur schauen, auch selbst Hand anlegen kann man in der Glashütte Buhlbach in Baiersbronn im Kreis Freudenstadt. Seife machen, klöppeln, Körbe flechten, Papier schöpfen - bei den Vorführungen alten Handwerks darf man sich auch selbst versuchen.

Ein historisches Gebäude, vor dem eine Besuchergruppe einer Frau in historischer Tracht lauscht.
In Baiersbronn-Buhlbach wurde einst der Buhlbacher Schlegel entwickelt und mundgeblasen in alle Welt exportiert. Eine Champagnerflasche, die dem Druck der Kohlensäure standhalten konnte.

Außerdem kann man in der wohl größten und bedeutendsten Glashütte des Schwarzwalds im 18. und 19. Jahrhundert beim Drehen von Glasperlen zusehen, Kinder dürfen Kreisel basteln und natürlich erfährt man auch alles über die Geschichte der Glashütte. Es gibt Livemusik sowie Kaffee und Kuchen, kühle Getränke und Würstchen.

Leben in alten Zeiten: Schloss Ehrenfels und Tagelöhner-Häuschen

Wie haben die Menschen früher gelebt? Auf Schloss Ehrenfels bei Hayingen im Kreis Reutlingen kann man sehen, wie schön es einst die Äbte des Klosters Zwiefalten auf ihrem Sommersitz hatten. Am Sonntag gibt es da von 11 bis 16 Uhr Führungen zu jeder halben Stunde, um 15 Uhr singt der Chor "Hay-Fidellity".

Aber wie haben Kleinbauern und Tagelöhner früher gelebt? Davon kann man in Denkingen im Kreis Tuttlingen einen Eindruck gewinnen. Das Taglöhnerhaus ist Mitte des 18. Jahrhunderts gebaut worden, im 19. Jahrhundert bekam es einen Anbau für Kleinvieh. Inzwischen gehört es dem Geschichts- und Heimatverein. Er nutzt es für Ausschusssitzungen und kleine Veranstaltungen.

Hübsches, weiß gestrichenes kleines Häuschen mit grünen Fensterläden
Das Taglöhnerhäuschen in Denkingen. Wer hier lebte, hatte nicht viel Platz und musste sich diesen mit Tieren teilen.

Es gibt aber auch noch viele Alltagsgegenstände, teils aus dem Nachlass der ehemaligen Bewohner des kleinen Häuschens. Etwa ein Butterfass, bei dem man mit der Hand kurbeln kann oder einen Holzbacktrog für Brotteig. Am Tag des offenen Denkmals kann man dort einen Eindruck davon gewinnen, wie wenig idyllisch so ein Leben in beengten Verhältnissen doch eigentlich war.

Die Wohnstube im Taglöhnerhäuschen in Denkingen, ein Kreuz an der Wand, zwei Fenster mit rosa Vorhängen, Holzfußboden, Tische und Stühle.
Die Einrichtung war karg, aber heimelig, im Taglöhnerhäuschen in Denkingen im Kreis Tuttlingen. Oft wussten die Taglöhner aber am Morgen noch nicht, was sie abends essen konnten.

Reutlingen: Arbeitersiedlung aus dem 20. Jahrhundert

Wie man als Arbeiter Anfang des 20. Jahrhunderts leben konnte, wenn man Glück hatte, das kann man sich am Sonntag in Reutlingen zeigen lassen. Das Gmindersdorf in Reutlingen war damals Württembergs größte und bedeutendste Arbeitersiedlung. Die zu dieser Zeit hochmoderne Wohnanlage war für die aufstrebende Textilfabrik Gminder eine Möglichkeit, Arbeitskräfte anzulocken.

Das Dorf war eine kleine Welt für sich. Eine Welt, mit der sich heutzutage Holger Lange sehr gut auskennt. Am Tag des offenen Denkmals bietet er zwei Führungen durch das Gmindersdorf an. Einmal um 11 Uhr, einmal um 15 Uhr.

Eine leicht geschwungene Häuserzeile und ein repräsentatives Gebäude, dazwischen ein Torbogen. Am Tag des offenen Denkmals gibt es Führungen.
Idyllisch und gediegen. Am Tag des offenen Denkmals gibt es auch Führungen durch die Arbeitersiedlung Gmindersdorf in Reutlingen.

Sigmaringen: Gestern Schlachthof, heute Kulturstätte

Gleich zwei unterschiedliche Führungen gibt es am Tag des offenen Denkmals im Alten Schlachthof in Sigmaringen. Bei einer historischen Führung können sich die Besucherinnen und Besucher die Stallungen, Schlachthallen und das Kühlhaus ansehen.

Bei einem weiteren Rundgang können Interessierte sich ansehen, was in der Gegenwart passiert: Ateliers, Werkstätten, Bühnen- und Backstagebereich gibt es zu sehen. Der Alte Schlachthof ist heute ein soziokulturelles Zentrum.

Ein rotes Backsteingebäude, in dessen Giebel ein goldener Stierkopf prangt. Am Tag des offenen Denkmals gibt es Bilder von früher und Einblicke ins Heute.
Der Alte Schlachthof Sigmaringen präsentiert am Tag des offenen Denkmals seine Vergangenheit und seine Gegenwart.

Kloster Tübingen-Bebenhausen: Denkmalschutz vs. Wohnen

Wie baut man ein Wohnhaus aus der riesigen Scheune des Klosters in Tübingen-Bebenhausen? Sie stammt aus dem 15. Jahrhundert, war stark baufällig und besteht zu einem Großteil aus Dach, mit kleinen Gaubenfenstern. Durch die fällt zwar Licht ins Gebäude, aber nicht so viel, wie man zum Wohnen gerne hätte.

Bauarbeiten am Dach der alten Klosterscheune in Tübingen-Bebenhausen. Wie es darunter aussieht, kann man nur am Tag des offenen Denkmals sehen.
Mehr Dach als Haus. Wie die alte Klosterscheune zum lichten Wohnhaus mit Brandschutz und Photovoltaik wird, kann man sich am Tag des offenen Denkmals zeigen lassen.

Am Tag des offenen Denkmals kann man den Kompromiss zwischen Denkmalschutz und Wohninteresse im Entstehen besichtigen. Vielleicht zum ersten und letzten Mal, denn sobald das Gebäude bewohnt ist, wird das nicht mehr möglich sein. Noch sind die Bauarbeiten in vollem Gange, Bauherr und Architekt bieten Führungen an.

Tübingen: Orgelmusik im historischen Gebäude

Ein anderes Gebäude, das einst zum Kloster Bebenhausen gehört hat, steht in Tübingen: die Kapelle des Pfleghofs. Heute ist dort das Musikwissenschaftliche Institut untergebracht. Am Tag des offenen Denkmals spielen Studierende und Beschäftigte des Instituts nach einem kurzen historischen Vortrag ein Stückchen an der französischen Orgel. Außerdem gibt es Führungen zu den Highlights der Instrumentensammlung.

Saxophone in einer Vitrine, dahinter weitere Vitrinen. Erklärt werden die Instrumente am Tag des offenen Denkmals.
120 historische Blasinstrumente beherbergt die Sammlung am Musikwissenschaftlichen Institut. Beim Tag des offenen Denkmals bekommen Besucherinnen uns Besucher die Highlights erklärt.

Albstadt-Ebingen: Uralte Kirche als Zeitzeuge

Eine alte alemannische Holzkirche stand einst da, wo heute die Martinskirche in Albstadt-Ebingen ist. Inzwischen ist sie mehrmals umgebaut worden, also eine Zeitzeugin für viele Jahrhunderte.

Die Sakristei ist über 700 Jahre alt, das Mittelschiff stammt aus dem 13. Jahrhundert, der Chor aus dem 15. Jahrhundert, und von außen erkennt man vor allem den Umbau im Jugendstil vor gut 100 Jahren. Von 13 bis 15 Uhr gibt es am Tag des offenen Denkmals stündlich Führungen. Kaffee und Kuchen stehen auch bereit. Und um 17 Uhr gibt der Kantor der Martinskirche ein Orgelkonzert.

An der Martinskirche in Albstadt-Ebingen fällt von außen vor allem die imposante Jugendstil-Fassade auf. Am Tag des offenen Denkmals gibt es aber mehr zu entdecken.
Die heutige Martinskirche in Albstadt unterscheidet sich doch stark von ihrer Vorgängerin, die im 7. Jahhundert bei einem allemannischen Gräberfeld gebaut wurde. Viele ihrer Bau-Phasen kann man heute noch erkennen.

Calw und Rottenburg: Touren am Tag des offenen Denkmals

Nicht nur einzelne Gebäude öffnen ihre Pforten, am Tag des offenen Denkmals gibt es auch Denkmal-Touren, also geführte Spaziergänge mit Lerneffekt. In Calw können Interessierte zum Beispiel auf den Spuren Hermann Hesses durch die Innenstadt schlendern. Bei der Führung werden Schauplätze des Lebens und Schaffens des Literaturnobelpreis-Trägers gezeigt.

Er schleudert Blitze, der römische Gott, weit oben auf der Säule, die höher zu sein scheint als der Baum ini der rechten Bildhälfte
Wo's um Götter geht, sollte Jupiter nicht fehlen. Hier steht er weit oben auf seiner Gigantensäule vor dem Römerstadt-Museum in Rottenburg.

In Rottenburg können Besucherinnen uns Besucher auf den Spuren antiker Götter wandeln und in die römisch-keltische Götterwelt eintauchen. Zu sehen gibt es Statuen, Reliefs, Grabsteine und Wahrzeichen wie die Jupitergigantensäule. Eintritt und Führung sind am Tag des offenen Denkmals kostenlos. Treffpunkt ist jeweils um 14 und um 15 Uhr vor dem Lapidarium vor dem römischen Stadtmuseum Rottenburg.

Brunnen und Geschichten in Reutlingen

Die Reutlinger Bürgerschaft war einst stolz und sie war fromm. Das könne man an den Brunnen in der Stadt erkennen, heißt es bei der Ankündigung der entsprechenden Führung. Die Brunnen brachten nicht nur Wasser, sie waren auch steingewordener Prunk und zeugten von mythischen Geschichten und Volksfrömmigkeit. Bei der Führung kann man sich einige der Geschichten und historischen Hintergründe erzählen lassen.

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