SWR: Andreas Schmidt, aktuell sind Sie Geschäftsführer der Suchthilfe der Zieglerschen in Wilhelmsdorf (Kreis Ravensburg). Wie hat man es dort aufgenommen, dass Sie plötzlich gehen?
Andreas Schmidt: Mit gemischten Gefühlen. Also ich bin sehr dankbar darüber, dass ich für meine Kandidatur entsprechende Unterstützung sowohl von den Kolleginnen und Kollegen als auch durch unseren Vorstand hatte. Auch wenn es eine inhaltliche Zerrissenheit gab, ob man mir jetzt den Wahlsieg wünscht und mich dann verliert im Unternehmen oder ob doch lieber die Niederlage, um mich dann weiterhin in der Suchthilfe zu halten. Ich werde dort mit einem lachenden und einem weinenden Auge gehen.
SWR: Bereits am 2. Mai werden Sie antreten. Das ist ziemlich kurzfristig. Kriegen Sie da alles geregelt?
Andreas Schmidt: Es wird nicht ganz auf den 2. Mai reichen. Um eine gute Übergabe zu machen für die rund 140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und auch für die Menschen in den Suchtkliniken, für die ich nach wie vor Verantwortung habe, wird es leider erst der 1. Juni werden. In der Stadt Gammertingen wird es dann eine Vertretungsregelung geben.
SWR: Sie haben sich sehr sicher während des Wahlkampfs mit Gammertingen beschäftigt. Was ist Ihnen wichtig für die Stadt?
Andreas Schmidt: Ich bin ja gebürtiger Gammertinger und war früher dort auch im Stadtrat. Mir ist wichtig, dass wir auf Augenhöhe miteinander sprechen, dass wir gemeinsam die anstehenden Herausforderungen lösen und dass wir mehr Transparenz und Bürgerbeteiligung in die Themen bringen. Nur so kann Kommunalpolitik meiner Ansicht nach auch in Zukunft gut funktionieren.
SWR: Sie haben turbulente Tage hinter sich. Ihr zweiter Sohn ist auf die Welt gekommen. Wie stemmt man das denn alles - mit mächtig Augenringen?
Andreas Schmidt: Mit Augenringen, ja. Es gibt jetzt noch weniger Schlaf als zu Wahlkampfzeiten. Aber dadurch, dass es ja alles schöne Ereignisse sind - das ist ja eher ein positiver Stress -, darf man da nicht zu viel darüber nachdenken, sondern macht eins nach dem anderen.
SWR: Einen Umzug haben Sie auch hinter sich. Erst vor drei Wochen ...
Andreas Schmidt: Richtig. Dadurch, dass wir ursprünglich die Kandidatur nicht geplant hatten, haben wir im vergangenen Jahr in Sigmaringen eine Immobilie erworben. Die haben wir jetzt mit viel Herzblut renoviert und sind erst vor drei Wochen umgezogen. Wir werden zunächst in Sigmaringen wohnen bleiben. Bevor ich meine Bewerbung in Gammertingen eingeworfen habe - meine Eltern wohnen weiterhin in Gammertingen -, habe ich mir versichern lassen, dass ich, wenn es später wird, das Kinderzimmer nutzen kann und auch am nächsten Morgen Frühstück bekomme. Über das Kostgeld müssen wir noch sprechen, aber da finden wir auch noch eine Lösung.