Das Ferdinand-Weiß-Haus in Freiburg ist ein Treffpunkt für Menschen in Wohnungsnot. An einem gemütlichen Tischen sitzt ein Mann mit Kaffeetasse und Zeitung – schräg gegenüber sortiert ein anderer gerade seine frische Wäsche.
Atmo 1(Betrieb im FWH)
An der Tür steht Thomas Becker. Er kennt das Haus, denn er engagiert sich in der Freiburger wohnungslosen Hilfe. Vor einigen Wochen hat er hier über hundert gelbe Flyer verteilt. Eine „Wahlmotivation für Wohnungslose“:
Oton Becker 1 0,12: Es ist ganz einfach gehalten, xx Stimmen Gemeinderat, eine Stimme Europawahl und dann ein Doppelpunkt so geht’s.
Das erklärt Becker und zeigt auf den gelben DINA5 Zettel. In einfacher Sprache wird hier Schritt für Schritt erklärt, wie sich wohnungslose Menschen, ins Wählerverzeichnis eintragen können. Entwickelt mit Sozialarbeitern und der Frage:
Oton Becker 2, 0:09: Wie kommen wir an die Wohnungslosen dran? Dann haben sie gesagt, da haben wir die Postersatzadresse, da können wir sie einlegen. Es kam von den Sozialarbeitern die Idee.
So eine Postersatzadresse ist eine Art Briefkasten, wo Menschen ohne Meldeadresse beispielsweise Post von Behörden bekommen. Die gibt es in Einrichtungen wie dem Ferdinand-Weiß-Haus.
Sozialarbeiter Stefan Merkle, unterstütze die Aktion direkt:
Oton Sozialarbeiter, 0:15: So konnten wir dann jeden darauf ansprechen, der auch eine Postersatzadresse bei uns hat. Das ist immer ganz gut, wenn man da einen direkten Kontakt hat, dann kann man auch ein bisschen was erklären direkt.
Seine Kollegin Laurina Xanthopoulos erhielt unterschiedliche Reaktionen:
Oton Sozialarbeiterin 1, 0:12: Einer kam schon zu mir, bevor es die Flyer gab. Aber vielen haben wir es auch gegeben, aber da war dann nicht so viel Interesse da.
Stand jetzt haben sich in Freiburg 15 Menschen ins Wählerverzeichnis eintragen lassen. Für Becker, der fast insgesamt 1.000 Flyer in zehn Einrichtungen verteilt hat, ist das ein Erfolg. Denn ihm gehe es vor allem um Teilhabe von Wohnungslosen Menschen:
Oton Becker 4 0:12: Auch wenn sie nicht wählen gehen, dass sie sehen sie werden gesehen als Bürger, dass der Staat will, dass ich hier meine Meinung sage.
Und so dürfen einige wohnungslose Menschen am 9. Juni zur Wahl gehen, genauso wie alle anderen Bürgerinnen und Bürger.