Der Standort für die geplante Gemeinschaftsunterkunft in Lörrach liegt an der Grenze zur Schweiz.

Entscheidung über Standort fällt im Juli

Lörrach: Warum eine geplante Unterkunft für Geflüchtete Streit entfacht

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AUTOR/IN
Vanessa Amann
Matthias Zeller

Im Süden Lörrachs soll eine Flüchtlingsunterkunft entstehen. Das macht einigen große Sorgen, andere sehen darin eine Chance - wie eine Info-Veranstaltung mit 250 Bürgerinnen und Bürgern nun gezeigt hat.

Drei Stunden Bürgerversammlung am Lörracher Hebelgymnasium: In einer hitzigen Diskussion verteidigten Lörrachs Oberbürgermeister Jörg Lutz und Landrätin Marion Dammann (beide parteilos) den umstrittenen Standort einer neuen Flüchtlingsunterkunft. Diese soll im Stadtteil Stetten nahe der Schweizer Grenze entstehen. Während Ängste vor Sicherheitsproblemen laut wurden, betonten Befürworter die Notwendigkeit von Integration und Unterstützung für Geflüchtete. Mehr als 250 Bürgerinnen und Bürger wollten die Debatte nicht verpassen.

Neue Flüchtlingsunterkunft: Gegner haben Sicherheitsbedenken

Mehrfach äußerten Bürgerinnen und Bürger Bedenken, ob Probleme in der Gemeinschaftsunterkunft zur Schließung der Grenze zur Schweiz führen könnten. Sie fragten nach ausreichenden Kitaplätzen und Erzieherinnen für die Flüchtlingskinder. Einige äußerten auch Ängste vor Gruppenvergewaltigungen durch Geflüchtete. Die Sicherheit, besonders die von Frauen, stand im Mittelpunkt der teils hitzigen Diskussion. Oberbürgermeister Jörg Lutz betonte, man müsse vorsichtig mit Behauptungen umgehen, da es sich oft um Fake News handele. Eine junge Frau sagte in der vollbesetzten Aula des TonArt-Gebäudes beim Lörracher Hebelgymnasium: "Ich laufe jetzt genauso unsicher die Straße entlang, ob mit einer Flüchtlingsunterkunft oder nicht."

Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht.

Die Sitzplätze reichten bei der Bürgerinformation zur geplanten Gemeinschaftsunterkunft in Lörrach nicht aus.
Die Sitzplätze reichten bei der Bürgerinformation zur geplanten Gemeinschaftsunterkunft in Lörrach bei weitem nicht aus.

Befürworter machen sich für Integration stark

Neben der Kritik erhielt die geplante Gemeinschaftsunterkunft auch viel Zustimmung. Befürworter betonten, dass Geflüchtete Unterstützung verdienten und man sich für ihre Integration einsetzen müsse. Die Vertreterin des Diakonischen Werks erhielt Beifall, als sie auf Betreuungsangebote für traumatisierte Geflüchtete hinwies. Eine Bürgerin meinte: "Stetten hat so einen ungastlichen Eindruck in den Medien vermittelt - das sind wir aber nicht." 

Viele sind da, die sich für Integration einsetzen und wissen, dass das nötig ist.

SWR-Reporterin Vanessa Amann hat Bürgerinnen und Bürger zur geplanten Flüchtlingsunterkunft in Lörrach befragt:

Lörrachs OB verteidigt Standort

Lörrachs Oberbürgermeister befürwortete den Vorschlag, einen Standort im Stadtteil Stetten an der Grenze zur Schweiz zu wählen. Es seien viele Grundstücke geprüft worden. Gebraucht werde eine Fläche von rund 4.000 Quadratmetern, die nicht in einem Landschaftsschutzgebiet liegt und verkehrstechnisch gut angebunden ist.

Entscheidung soll im Juli fallen

Der politische Streit um den Standort, der sowohl den Lörracher Gemeinderat als auch den Einwohnerrat der Schweizer Nachbargemeinde Riehen beschäftigt, steht kurz vor einer Entscheidung. Der Lörracher Gemeinderat wird am 18. Juli darüber abstimmen. Geplant ist, das Grundstück für die Gemeinschaftsunterkunft für fünf Jahre an den Landkreis Lörrach zu verpachten.

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