Karte von der Hochrheinregion um Hohentengen

Standort nahe Hohentengen am Hochrhein

Hintergrund: Das wissen wir über das Schweizer Atommüll-Endlager

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Petra Jehle
Katharina Seeburger
Eine Frau mit dunkelblonden Haaren lacht in die Kamera. Ihre Haare sind etwas länger als schulterlang. Katharina Seeburger trägt einen gestreiften Pullover in blau, rosa und grau.

In der Schweiz ist der Standort bekannt geworden, an dem das Atommüll-Endlager gebaut werden soll. Es ist das Gebiet "Nördlich Lägern", wenige Kilometer von Hohentengen im Kreis Waldshut.

Eine Sprecherin des Schweizer Bundesamts für Energie bestätigte, dass das Endlager in Nördlich Lägern nahe der deutschen Grenze entstehen soll. Tief in der Erde sollen dort ab 2050 Atomabfälle eingelagert werden. Darunter sind hochradioaktive Brennelemente aus den vier schweizerischen Atomkraftwerken.

Behörden informierten Bevölkerung vorab

Die Verpackungsanlage für die Brennelemente soll beim Zentralen Zwischenlager in Würenlingen gebaut werden, wie das Bundesamt ebenfalls bestätigte. Die Behörden hatten die betroffene Bevölkerung am Samstag informiert. Am Montag sollen auf einer Pressekonferenz in Bern Einzelheiten bekannt gegeben werden.

Schweizer Parlament und Regierung müssen entscheiden

Zur Auswahl standen drei Gebiete unweit der deutschen Grenze zwischen Jestetten und Laufenburg am Hochrhein. Seit vielen Jahren läuft die Suche nach einem geeigneten Standort. Über den Standortvorschlag entscheiden das Schweizer Parlament und die Regierung. Es wird damit gerechnet, dass es auch eine Volksabstimmung geben wird. Am Ende könnte diese den gesamten Prozess kippen und die Suche nach einem Endlager müsste von Neuem losgehen.

Standort Nördlich Lägern
Diese drei Standorte nahe der deutschen Grenze waren in der engeren Auswahl.

Standortsuche hat vor 40 Jahren begonnen

Der bisher angefallene Atommüll in der Schweiz liegt derzeit noch in Hallen an der Erdoberfläche - bei den Kernkraftwerken und in zwei Zwischenlagern. Die Schweiz betreibt seit 1969 Atomkraftwerke. Eins ist stillgelegt, vier sind noch in Betrieb. Die Suche nach einem Endlagerstandort hatte vor 40 Jahren begonnen - mit ersten Tiefenbohrungen Anfang der 80-er Jahre, um Erkenntnisse über den geologischen Aufbau der Schweiz zu bekommen.

Wo genau soll das Endlager gebaut werden?

Das Gebiet "Nördlich Lägern" liegt am Rande des Kantons Zürich unmittelbar an der Grenze. Der Eingang zum unterirdischen Lager soll unweit von Stadel (Kanton Zürich) liegen. Stadel ist ein landwirtschaftlich geprägter Ort mit rund 2.000 Einwohnern. Er liegt unmittelbar am Rhein und 2,3 Kilometer vom deutschen Hohentengen (Kreis Waldshut) entfernt.

Karte von der Hochrheinregion um Hohentengen
Bei Stadel im Kanton Zürich, südlich von Hohentengen, soll das Schweizer Atommüll-Endlager entstehen.

Um den Atommüll für die unterirdische Lagerung einzupacken, wird die Schweiz auch eine Umverpackungsanlage bauen müssen. Die umgangsprachlich "heiße Zelle" genannte Anlage soll in Würenlingen (Kanton Aargau) entstehen. Würenlingen liegt acht Kilometer von Laufenburg (Kreis Waldshut) entfernt. Dort betreibt die Schweiz seit 1969 die beiden Atomkraftwerke Beznau 1 und Beznau 2 und zudem steht dort das Zwischenlager für Schweizer Atommüll.

Wie wird gebaut?

Die Schweiz will ihren Atommüll unterirdisch im Opalinuston-Gestein einlagern. Das Gestein mit einer entsprechenden Mächtigkeit hat die Nagra (Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle) am Hochrhein zwischen Rheinfall und Laufenburg gefunden. Drei Standorte wurden eingehender untersucht. Das Lager soll in einer Tiefe zwischen 500 und 1.000 Meter unter der Erde gebaut werden. Es umfasst eine unterirdische Fläche von mehreren Quadratkilometern. Hinzu kommen Oberflächenlager zur Anlieferung und Umverpackung des Atommülls.

Schweizer Flagge und Atommüll
Standortsuche in der Schweiz läuft seit vielen Jahren

Was waren die Kriterien?

Die Schweiz betont, dass nur nach Sicherheitsaspekten entschieden worden sei. Zentrale Rollen spielten die Mächtigkeit, die Dichte und die Stabilität des Untergrundes. Gegner des Lagers werfen den Verantwortlichen in Bern und der Nagra seit Jahren vor, dass lediglich an der Grenze gesucht wurde und dort, wo es den geringsten Widerstand gibt.

"Eine Million Jahre ist ein aus geologischer Sicht überschaubarer Zeitraum"

Was kommt in das Lager?

Laut Schweizer Kernenergiegesetz wird nur Atommüll aus dem eigenen Land eingelagert. Es geht um 9.300 Kubikmeter endlagerfähig verpackten, hochradioaktiven Abfall, sowie um 83.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktiven Abfall. Der Abfall stammt aus den Schweizer Atomkraftwerken, sowie aus Forschung und Industrie. Die Nagra geht von einer Einlagerung für die Dauer von einer Million Jahre aus. Für diese Zeit sollen die radioaktiven Abfälle stabil unter der Erde lagern.