Das Handy zücken, per Video in der Werkstatt anrufen und sich live erklären lassen, wie man es vielleicht auch einfach selbst machen kann: Diesen "telemedizinischen" Reparaturservice hat sich der Werkstatt-Inhaber Markus Bauer für seine Kundschaft in der Fahrradstadt Freiburg ausgedacht - um unnötige Wege zu sparen. "Vielleicht ist es nur ein kleiner Handgriff, aber das Fahrrad steht drei Wochen in der Ecke, weil man auf einen Werkstatt-Termin wartet", sagt Bauer. Für den Deutschen Mountainbike-Meister von 2017 und ehemaligen Radprofi kein schöner Gedanke. Seine Mission sei es, sagt er, die Standzeiten von Fahrrädern generell zu verkürzen.
Die "Landesschau Baden-Württemberg" hat am 14. November 2022 über das Thema berichtet:
Handy als verlängerter Arm des Mechanikers
Zusätzlich zum gewohnten "klassischen" Reparaturservice bietet Bauers Werkstatt im Freiburger Westen deshalb seit ein paar Monaten der Kundschaft die Möglichkeit, sich erst einmal per Video in der Werkstatt zu melden, um sich über das weitere Vorgehen beraten zu lassen. Im Idealfall kann die Kundschaft dann direkt zu Hause selbst reparieren, angeleitet von einem professionellen Mechaniker. Der Kunde wird also selbst zum Schrauber. Sorgen, dass sich durch dieses System die Werkstatt auf lange Sicht selbst abschaffen könnte, hat Markus Bauer nicht.
Zweirad-Mechaniker: Video-Anruf ist Hilfe zur Selbsthilfe
So sieht das auch Zweirad-Mechaniker Tobias Huppert. Er berät aktuell zwei- bis dreimal in der Woche Kunden per Videoservice. Er sieht diesen zusätzlichen Service als einen Weg zur Selbsthilfe. Und er schätzt, dass er auf diese Weise schnell helfen und auch verhindern kann, dass jemand sein Rad "kaputt repariert". Der fachmännische Blick bleibt erhalten, erreicht aber den Kunden auf andere Weise.
Die ersten fünf Minuten Video-Service sind kostenlos
Der Video-Service ist eine zusätzliche Leistung der Werkstatt, also nicht komplett gratis. Die ersten fünf Minuten kosten nichts, danach wird pro Minute abgerechnet. Die Werkstatt, das betont Tobias Huppert, will und muss ja auch Geld verdienen. "Meine Expertise will ich nicht einfach kostenlos weitergeben", so Huppert. Die Kunden bezahlen den Service aber auch gerne, sagt er. Vor allem, wenn schnell geholfen werden kann und sie sich lange Wege und Wartezeiten sparen konnten.
Wenn gar nichts mehr geht: zum Profi in die Werkstatt
Aber der Video-Service hat auch Grenzen. Wenn Schrauben festgebacken sind oder Teile abgerissen, dann führt letztlich kein Weg an der Werkstatt vorbei. Ab einem gewissen Punkt müssen eben die Profis ran. Werkstattinhaber Markus Bauer vergleicht es ein bisschen mit der Telemedizin. Bei einer medizinischen Video- oder Telefonberatung kann der beratende Arzt auch irgendwann sagen, dass er sich unsicher sei und lieber nochmal in der Praxis Blut abnehmen würde, so Bauer. "Und so ist es beim Fahrrad auch", sagt er, "vielleicht müssen wir vor Ort doch nochmal Blut abnehmen und schauen, ob wir das Problem dann hier gelöst bekommen."