Lärmblitzer - auch Lärmradargerät genannt - messen statt Schnelligkeit die Lautstärke in Dezibel. Damit sollen Autos und Motorräder, die zu laut unterwegs sind, geblitzt werden. Der Kanton Baselland will so gegen sogenannte Poser mit besonders laut motorisierten Fahrzeugen vorgehen.
Aktuell wird auf einer Landstraße der erste Schweizer Lärmblitzer getestet. Frankreich testet sie schon länger - zum Beispiel am Vogesen-Pass Col de la Schlucht im Elsass. In Südbaden gibt es sie noch nicht.
Der erste Lärmblitzer in der Schweiz
Die Landstraße bei Röschenz im Schweizer Kanton Baselland: Sanft ansteigend schlängelt sie sich durch dass hügelige Grün bis hoch in die Berge. Eine ideale Strecke für Raser. Am Wegesrand steht deshalb seit einiger Zeit ein unscheinbar wirkender Lärmblitzer. Da sich viele Anwohnerinnen und Anwohner beklagt hatten, hat nun der Kanton reagiert.
Ab 82 Dezibel wird hier geblitzt. Einen Strafzettel gibt es aber nicht. Es fehlt noch ein Grenzwert für Lärm. Aktuell befinden sich die Lärmblitzer in der Testphase. Es soll ermittelt werden, welcher Grenzwert für den Geräuschpegel letztlich den Blitzer auslöst. 135 Euro würde ein Verstoß kosten, falls das Gerät tatsächlich zugelassen wird.
Frankreich hat schon mehrere Lärmblitzer aufgestellt
Der Lärmblitzer stammt aus Frankreich. Eine ähnliche Anlage gibt es auf der Passstraße am Col de la Schlucht in den Vogesen. In Frankreich werden Lärmblitzer seit gut zwei Jahren an verschiedenen Orten getestet. "Medusa" beziehungsweise "Hydra" nennen die Franzosen das zweiteilige System. Der Lautstärkesensor heißt "Medusa" und der Radar "Hydra". Entwickelt hat den Lärmblitzer die französische Umweltorganisation Bruitparif.
Seit September 2019 wird die Anlage auf öffentlichen Straßen getestet - in Paris, im Vorort Villeneuve-le-Roi und im ländlichen Raum bei Chevreuse im Départmenent Yvelines. Seit Januar 2022 stehen auch Testgeräte in Nizza, Toulouse, Rueil-Malmaison, Bron und Saint-Forget.
So funktioniert ein Lärmblitzer
Vier Mikrofone nehmen die Geräusche aus der Umgebung auf und leiten sie zur Analyse an einen Computer weiter. Der Lärm-Detektor ist mit einer Kamera gekoppelt, um die Kennzeichen der zu lauten Fahrzeuge aufzuzeichnen. Gefilmt und fotografiert wird das Fahrzeug von vorne und von hinten, das ist wichtig bei Motorrädern. Und vor allem in Frankreich, wo die Halterhaftung im Straßenverkehr höher wiegt als die Fahrerhaftung.
Auch eine Lärm-Lösung für Deutschland?
In Deutschland schauen einige mit Interesse nach Frankreich - und jetzt auch in die Schweiz. Einer von ihnen ist Holger Siegel vom Bundesverband gegen Motorradlärm. "Es ist ein großes Problem für die Anwohner, dass über Jahrzehnte hinweg eigentlich überhaupt nichts geschieht, was Wirkung zeigt", sagt Siegel. Dieser Blitzer könnte ihm zufolge durchaus gegen Lärmbelästigung helfen.
Auch im Schwarzwald gibt es von Frühjahr bis in den Herbst Motorradlärm. In Todtnau (Kreis Lörrach) beispielsweise fast schon ein Dauerthema. Doch in Deutschland gibt es keine gesetzlichen Grenzwerte für Lärm. Das macht ein Bußgeldverfahren schwierig. Ein weiteres Problem sei, dass die Zulassung des Lärmblitzers fünf bis zehn Jahre dauern würde - wenn er die Testphase mal bestanden hat, sagt Siegel.
Das sich kaum etwas in Sachen Lärm tue, habe aber auch damit zu tun, dass die Politik kein wirkliches Interesse zeige, meint Holger Siegel: "Diese ganzen Initiativen der vergangenen Jahre (wie zum Beispiel einen Dialog führen) haben uns nicht weitergebracht, der Lärm ist lauter geworden."