Wie in vielen französischen Städten hat es auch in Straßburg vergangene Nacht heftige Ausschreitungen gegeben. Laut der zuständigen Präfektur haben 74 Autos gebrannt, vier Personen sind festgenommen worden. Mehrere Schulen und andere öffentliche Gebäude sind beschädigt. Es war die zweite Nacht in Folge mit heftigen Krawallen. Bauzäune flogen auf die Straßen, Mülltonne sind angesteckt und Bushaltestellen demoliert worden.
Zahlreiche Menschen waren in der Nacht auf den Straßen, einige Gruppen, die Autos und Böller anzündeten, aber auch Personen, die auf Parkplätzen ihre Autos bewachen wollten. Hubschrauber waren in der Luft. Die Polizei versuchte die Lage unter Kontrolle zu bringen.
SWR-Reporterin Christine Veenstra berichtet im Radio über die Nacht:
Im Straßburger Stadtteil Cronenbourg zündeten Randalierer zwei Schulen an. Wie stark die Gebäude beschädigt sind, ist noch nicht klar. Im Stadtteil Neuhof brachen Unbekannte in ein Quartiers-Rathaus ein und verwüsteten es. Es seien Bilder wie bei einem Guerillakrieg mitten in der Stadt, erklärte ein Funktionär der Polizei im Elsass am Morgen. Am hellichten Tag wurden dann noch Geschäfte in der Straßburger Innenstadt geplündert.
Weitere Krawalle befürchtet - Bürgermeisterin ruft zur Ruhe
Laut Präfektur wurde aber niemand verletzt. In Straßburg rechnen die Menschen auch für die kommende Nacht mit Gewalt. Straßburgs Bürgermeisterin Jeanne Barseghian ruft zu Ruhe auf.
Auswärtiges Amt aktualisiert Sicherheitshinweise für Frankreich
Angesichts der Krawalle in Frankreich hat Premierministerin Élisabeth Borne die Ausrufung des Notstands nicht ausgeschlossen.
In Deutschland hat das Auswärtige Amt wegen der gewalttätigen Ausschreitungen die Sicherheitshinweise aktualisiert. "Informieren Sie sich über die aktuelle Lage an dem Ort Ihres Aufenthalts und meiden Sie weiträumig Orte gewalttätiger Ausschreitungen", heißt es in dem am Freitag in Berlin veröffentlichten Hinweis für Reisende nach Frankreich.
Schon in der Vornacht brannten in Straßburg rund 60 Autos
Schon am Mittwoch hatte es in Straßburg Ausschreitungen gegeben, so Christophe Rouyer von der Alliance Police Grand Est gegenüber dem französischen Radiosender France Bleu. Er bestätigte die Zahl von rund sechzig Autos, die in Brand gesetzt wurden - mehr als ein Dutzend allein auf einem Parkplatz im Vorort Schiltigheim.
Laut dem französischen Fernsehsender France 3 handelte es sich in Schiltigheim um Mietwagen, die auf dem Parkplatz eines Supermarktes gestanden hatten. Der Sender berichtet, dass zudem ein Bus und ein Bushaltehäuschen beschädigt wurden. Zudem sollen in den Stadtteilen Hautepierre und Poterie Fahrzeuge gebrannt haben.
Gummigeschosse gegen Randalierer
Wie Christophe Rouyer von der Alliance Police Grand Est erklärte, wurde auch ein Polizeifahrzeug mit Geschossen attackiert. Laut France 3 setzte die Polizei beim Aufeinandertreffen mit Randalierern Gummigeschosse ein. In mehreren Stadtteilen seien Mülltonnen in Brand gesetzt und als Barrikaden benutzt worden.
Auslöser für die Krawalle im ganzen Land ist der Tod eines 17-jährigen Autofahrers bei Paris. Ein Polizist hatte bei einer Kontrolle am Dienstagmorgen auf ihn geschossen. Gegen den Beamten wird wegen Totschlags ermittelt.
Er verstehe die Emotionen. Man müsse aber die laufenden Ermittlungen abwarten und die Justiz ihre Arbeit machen lassen, so Christophe Rouyer. "Was wir beklagen, ist, dass man unseren Kollegen verurteilt, noch bevor sich die Justiz geäußert hat."
Straßburgs Bürgermeisterin Jeanne Barseghian, die Präfektin der Region Grand Est, Josianne Chevalier und Schiltigheims Bürgermeisterin Danielle Dambach verurteilten die Gewaltausbrüche und riefen gemeinsam zur Ruhe auf.