Innenstädte der Zukunft

Wie Villingen-Schwenningen das Innenstadtsterben stoppen will

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Autor/in
Samantha Happ
Samantha Happ

Abgeklebte Schaufenster zeigen zunehmend Leerstände in Südbadens Innenstädten. Villingen-Schwenningen hat Ideen, das zu stoppen.

Statt an weihnachtlich geschmückten Schaufenstern mit bunten Auslagen und großen Reduziert-Schildern bummeln die Menschen bei ihren Weihnachtseinkäufen in diesen Tagen in Südbadens Innenstädten zunehmend an leerstehenden Läden vorbei. Zumindest jene, die noch gerne bummeln, denn immer mehr Menschen scrollen sich im Netz durch die virtuellen Schaufenster, um dann per Mausklick die eigenen Wünsche und die der Liebsten zu erfüllen.

Nach zwei Pandemiejahren, deutlich gestiegenen Energie- und Lebenshaltungskosten und in der Folge immer weniger Geld in den Geldbeuteln vieler Menschen kämpfen einige Einzelhändlerinnen und Einzelhändler in den Innenstädten täglich um ihre Existenz. In den zwei Stadtzentren in Villingen-Schwenningen will sich die Stadt nun verstärkt diesem Problem annehmen und hat dafür Konzepte für zukunftsfähige Innenstädte erarbeitet.

Projektaufruf "Zukunftsfähige Innenstädte"

Daher sei man einem Projektaufruf des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) gefolgt. Unter dem Titel "ZUKUNFTS.LABOR VS" soll bis spätestens 2025 eine Summe von 685.000 Euro in Maßnahmen gegen die sogenannte Verödung der Innenstädte fließen. Dafür wurde mit Thomas Herr erstmals auch die Stelle eines City Managers geschaffen, der diesen Prozess begleiten soll.

City Manager Thomas Herr vor dem Mikrophon im SWR Radiostudio in Villingen-Schwenningen.
City Manager Thomas Herr

Viele Menschen in Villingen-Schwenningen genießen es zwar durch die historische Altstadt in Villingen zu bummeln, doch zum Shoppen fahren sie dann doch lieber nach Freiburg, Konstanz oder Stuttgart.

"Villingen-Schwenningen ist jetzt echt nicht der Burner!"

Zu wenig Abwechslung bei den Geschäften

Sie bemängeln zu wenig Abwechslung bei den Geschäften und den Produkten in den Geschäften - in der Villinger Innenstadt reihe sich ein Schuhgeschäft ans andere. In Schwenningen würden dagegen Nagelstudios, Wettbüros und Dönerläden dominieren. Selbst in Filialen von größeren Modeketten, gebe es in größeren Städten einfach eine andere, weniger provinzielle Auswahl.

Doch gerade die Jüngeren wünschen sich Ableger der bekannten und gängigen Modemarken in die beiden Stadtzentren, während Expertinnen und Experten in Zukunft vor allem kleine, individuelle Geschäfte sehen.

"Die große Herausforderung für unsere beiden Innenstädte ist, dass wir einen Mix hinkriegen aus großen Filialisten, Inhaber geführten Filialisten und kleinen Fachgeschäften, die einzigartig sind."

So zeichne sich auch in den USA der Trend weg von großen Einkaufszentern und hin zu individuellen Geschäften ab. Wegen des Online-Geschäfts verkleinern viele große Filialisten ihre Geschäftsflächen. So gebe es zwar in Villingen mehr leerstehende Geschäfte, in Schwenningen habe man jedoch die deutlich größeren Flächen, für die man nur schwer neue Konzepte findet. Gleichzeitig sind auch Cafés und gastronomische Angebote für viele Besucherinnen und Besucher der Innenstadt an diesem Tag wichtig.

So will Villingen-Schwenningen Schwung in die Innenstädte bringen

Für einen guten Mix setzt die Stadt unter anderem auf ein Pop-Up-Konzept. Eine Art Geschäftseröffnung auf Probe. Dafür mietet die Stadt zunächst leerstehende Ladenlokale in den Innenstädten und bietet diese zu günstigen Konditionen an. Statt langjährige Pachtverträge zu unterschreiben, können Geschäftsinhaber so erstmal ausprobieren, ob sie an diesem Standort eine Zukunft haben. Bei Erfolg können sie die Flächen im Anschluss übernehmen.

Mehr Digitalisierung in den Innenstädten

Zudem müssten Innenstädte dringend digitaler werden, so Thomas Herr. Für Villingen-Schwenningen plane man daher Mülleimer mit digitalen Sensoren auszustatten, die dann bei den Technischen Dienste Villingen-Schwenningen (TDVS) Alarm schlagen, wenn sie geleert werden möchten.

Auch das Schulprojekt "Grüne Klassenzimmer" soll von einer zunehmenden Digitalisierung der Innenstädte profitieren. Dafür sollen Hochbeete in den Stadtzentren gebaut werden, um die sich die Schulen kümmern. So sollen Schülerinnen und Schüler spielerisch mehr über die Herkunft von Lebensmitteln lernen. Diese wolle die Stadt ebenfalls mit digitalen Sensoren ausstatten.

"Wenn wir den Schülerinnen und Schülern sagen, ihr müsst regelmäßig hin um zu gießen, ist das nicht ganz so cool, wie wenn die Radieschen eine Nachricht schicken, dass sie Durst haben."

Digi-Check für den Einzelhandel in Villingen-Schwenningen

Die Zeiten, in denen man als Geschäft einfach einen Kleiderständer vor die Türe gestellt hat und den Laden voll hatte, seien vorbei, so Thomas Herr. Soziale Medien seien hier ein ganz entscheidendes Vermarktungsmittel. Die Ware über Instagram präsentieren und sichtbar zu sein, sei ganz entscheidend. Aus diesem Grund bietet die Stadt den Einzelhändlerinnen und Einzelhändlern eine Analyse und Beratung zu deren Online-Auftritt an.

Vor allem die Händlerinnen und Händler seien gefordert

Neben eine CO2-freien City-Logistik und kulturellen Veranstaltungen seien in erster Linie vor allem die Händlerinnen und Händler gefordert, innovative Geschäftskonzepte mit dem gewünschten Eventcharakter umzusetzen. Dafür gebe es aktuell sogar ein Förderprogramm des Bundes, das innovative Konzepte, die den Einkaufenden einen Mehrwert bieten, mit bis zu 70.000 Euro bezuschusst.

Das könne ein Bistro innerhalb der Verkaufsräume sein, das Aufenthaltsqualität schafft, aber genauso ein Art virtuelle Umkleidekabine, in der die Menschen mittels Virtual-Reality-Brillen Kleidung anprobieren können, ohne mühsames Umziehen in Umkleidekabine. Zur Zeit finde ein großer Umbruch statt und da gelte es einfach auch auszuprobieren, so Thomas Herr.

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