Sie zeigt sich offen, spricht über das, was sie erlebt hat. Ihren Nachnamen möchte sie aber lieber nicht öffentlich nennen. Katerina G. lebt in Freiburg. Vor ein paar Jahren wohnte sie noch in einem kleinen Dorf in Rheinland-Pfalz. Was sie dort in ihren eigenen vier Wänden erlebt hat, kann sie auch ein Umzug nicht vergessen lassen. Ihr damaliger Ehemann hat sie jahrelang psychisch, körperlich und sexuell missbraucht.
Der komplette Fernsehbeitrag zu häuslicher Gewalt an Frauen:
"Ohne mich bist du nichts"
Er hatte die komplette Kontrolle über sie und über ihr Leben, erinnert sich Katerina. Hinzu kamen immer wieder Erniedrigungen. "Ohne mich wirst du keinen Tag überleben. Ohne mich bist du nichts", habe er zu ihr gesagt. Er schottete sie nach und nach von ihren Freunden und einem großen Teil der Familie ab. Telefonierte sie, war er da. Er verwaltete das ganze Geld, sie hätte sich nicht mal ein Busticket kaufen können. Und einen Führerschein besitzt sie nicht. Katerina hat sich lange dafür geschämt und konnte mit niemandem darüber sprechen.
Häusliche Gewalt ist keine Privatsache
Aus dieser Ehe befreien konnte sich Katerina mithilfe eines Buches, das von häuslicher Gewalt handelt und konkrete Ratschläge gibt. Danach wusste sie, was zu tun ist: Sie muss die Polizei alamieren. Denn häusliche Gewalt ist keine Privatsache, sondern ein Verbrechen. Die Polizei erteilte ein zehntätiges Hausverbot. Das verschaffte ihr Luft, um in dieser Zeit eine Anwältin zu finden.
Martyrium endete vor sechs Jahren
"Ich hatte die Gewissheit gewonnen, dass das, was mir geschieht, absolut nicht in Ordnung ist", erzählt Katerina. "Ich dachte, wenn ich es jetzt nicht tue, dann werde ich nach einiger Zeit entweder absolut wahnsinnig oder ich bin sogar tot". Seit sechs Jahren ist die Frau nun geschieden. Sie lebt jetzt allein mit ihren beiden Kindern. Ihr Ex-Mann hat ein Umgangsverbot zu ihnen.
Katerina G. möchte andere Frauen ermutigen, sich zu wehren:
Ermittlungsgruppe: hohe Dunkelziffer bei häuslicher Gewalt
Die Ermittlungsgruppe "Häusliche Gewalt" beim Polizeirevier Freiburg-Nord kennt solche Schilderungen nur zu gut. Polizeihauptkommissarin Simone Lindfelds Job ist es unter anderem, sowohl Opfer als auch Täter zu vernehmen. Bis zu 400 Fälle im Jahr müssen sie und ihr Team auf dem Revier bearbeiten. Meistens sind Frauen die Opfer und Männer die Täter. 80 Prozent der Opfer von häuslicher Gewalt sind Frauen. Weil die sich aber oft zu sehr schämen oder gar nicht richtig wahrhaben wollen, dass ihr Partner ihnen Gewalt antut, komme es nicht immer zu einer Anzeige, sagt Simone Lindfeld.
Wichtiger Beweis: Dokumentation der körperlichen Verletzungen
Manchmal gehe Lindfeld mit betroffenen Frauen auch zur Rechtsmedizin, um die Wunden dokumentieren zu lassen. Vor Gericht sei das ein wichtiges Beweismittel, wenn Aussage gegen Aussage steht, sagt die Polizeihauptkommissarin. Die Frauen können aber auch ohne polizeiliche Begleitung zur Rechtsmedizin gehen.
Hier bekommen Sie Hilfe:
Falls Sie von häuslicher Gewalt betroffen sind, können Sie hier Hilfe finden:
- Das Hilfetelefon - Beratung und Hilfe für Frauen
- Freiburger Fachstelle Intervention gegen Häusliche Gewalt
- Frauen helfen Frauen (Schwarzwald-Baar-Kreis)
- Frauenberatungsstelle (Lörrach)
- Eine Übersicht zu Hilfsangeboten vor Ort gibt es auf der Webseite Frauen gegen Gewalt (bff)
- Eine Übersicht zu Hilfsangeboten ortsungebunden gibt es auf der Webseite des Sozialministeriums