Im Haus der Wirtschaft in Stuttgart ist am Samstag der 58. Theodor Heuss Preis an den russischen Autor, Oppositionspolitiker, Mitgründer und Vorstandsmitglied der Anti-Korruptionsstiftung Alexei Nawalnys, Leonid Wolkow, vergeben worden. Die Theodor Heuss Stiftung würdigte mit der undotierten Auszeichnung seinen "Mut und die Klugheit, staatlichen Lügen und Desinformation entgegenzutreten und mit großem persönlichen Risiko für Wahrheit und Meinungsfreiheit einzutreten und für Demokratie zu kämpfen, erklärte die Stiftung.
"Zwischen Wahrheit und Lüge unterscheiden: Chance der Demokratie" lautete das Motto der Veranstaltung. Die FDP-Politikerin und ehemalige Bundesministerin der Justiz Sabine Leutheusser-Schnarrenberger hielt die Laudatio, statt des eigentlich vorgesehenen aber erkrankten Journalisten und Bloggers Sascha Lobo. Dabei hob sie hervor, dass sich Leonid Wolkow mit großem persönlichem Risiko für Meinunsfreiheit und Demokratie einsetze.
Leonid Wolkow betonte, er nehme sonst häufig Preise im Namen von Alexei Nawalny oder für die Antikorruptionsstiftung entgegen. Dies sei nun aber der erste Preis für ihn selbst. Seine Frau, die sich ebenfalls engagiert, war auch in Stuttgart mit dabei. In seiner Rede erinnerte Wolkow an Nawalny und alle anderen politischen Gefangenen, die einen hohen Preis zahlen für die Idee, dass es ein besseres Russland geben kann. Außerdem rief er alle Opfer in der Ukraine ins Gedächtnis.
Leonid Wolkow lebt mit seiner Familie in Litauen im Exil und arbeitet von dort für die Antikorruptionsstiftung. Das wichtigste Projekte der Stiftung sei derzeit die Menschen in Russland über die Hintergründe und Wahrheiten, die in den Propagandamedien nicht vorkommen, zu informieren. Wolkow sagte, sie erreichen ungefähr 20 Millionen Menschen über Kanäle wie Youtube.
Vier Theodor Heuss Medaillen vergeben
Neben dem Theodor Heuss Preis werden 2023 vier Theodor Heuss Medaillen für besonderes demokratiepolitisches Engagement bei der Wahrheitsfindung vergeben. Sie gehen an die Initiativen CORRECTIV - Recherchen für die Gesellschaft gemeinnützige GmbH, an die Facts For Friends GmbH, an die HateAid gGmbH und an die mexikanische Investigativ-Journalistin Marcela Turati.
Preisverleihungen soll demokratische Haltung fördern
Stiftung und Auszeichnungen sind nach dem ersten deutschen Bundespräsidenten Theodor Heuss (Amtszeit 1949 bis 1959) benannt. In Erinnerung an seine Person und sein politisches Lebenswerk geht es der Stiftung nach eigener Darstellung darum, "herausragende Beispiele vorbildlich demokratischen Handelns auszuzeichnen". Die Preisverleihungen sollen demnach wichtige politische und gesellschaftliche Entwicklungen frühzeitig ins öffentliche Bewusstsein tragen und eine nachhaltige Verwurzelung demokratischer Haltung fördern.