Mehrere tausend Menschen haben am Samstag in der Stuttgarter Innenstadt erneut gegen Rechtsextremismus demonstriert. Die Polizei sagte dem SWR am Nachmittag, sie schätze die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf bis zu 9.000. Der Flüchtlingsrat Baden-Württemberg hatte mit mehr als 80 weiteren Organisationen zu der Demonstration aufgerufen.
Mehrere Demos in Stuttgart an diesem Samstag
Die Veranstalter hatten vorab mitgeteilt, sie rechneten mit 10.000 Besucherinnen und Besuchern. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort. Es sei bislang alles ruhig verlaufen, so die Behörde. Der Marktplatz war stark gefüllt, aus den Seitenstraßen kamen trotzdem weitere Menschen zur Kundgebung. Möglicherweise trug andere Veranstaltungen dazu bei. Denn wegen des zweiten Jahrestages des russischen Angriffs auf die Ukraine fanden in der Innenstadt weitere Demonstrationen statt.
Auf Plakaten sprachen sich viele gegen Rechtsextremismus aus ("Nazis nerven mehr als Mücken"). Manche bezogen sich auf Recherchen des Magazins "Correctiv". Es hatte über ein Geheimtreffen mit Beteiligung von AfD-Politikerinnen und -politikern berichtet, bei denen es um sogenannte "Remigration" gegangen sei, womit Zwangsausweisungen gemeint sind. "Remigriert euch ins Knie", war beispielsweise auf einem der Plakate zu lesen.
Protest gegen Rechtsextremismus und die AfD
Demo-Teilnehmerinnen und -teilnehmer sagten dem SWR vor Ort, man müsse "jetzt aufstehen". Eine junge Frau sagte, sie sei im Grundschulalter nach Deutschland gekommen, weil sie und ihre kurdische Familie geflüchtet seien. Sie habe es in Deutschland schwer gehabt und sei ausgegrenzt worden. Nun wolle sie ihre Stimme erheben und das auch für Menschen, die nicht so gut deutsch könnten.
Als die Großdemo am späten Nachmittag vorbei war, bildeten manche der Teilnehmer und Teilnehmerinnen einen "Spontanaufzug", wie die Polizei dem SWR mitteilte. Dieser sei in Richtung Erwin-Schoettle-Platz gezogen, wobei sie Pyrotechnik gezündet hätten. Es handle sich wohl um Protestierende aus dem linken Spektrum, so die Polizei.
"Correctiv"-Bericht mobilisiert Menschen zu Protesten
Bereits seit mehreren Wochen gibt es wegen des Berichts über die sogenannten "Remigrations"-Pläne bundesweit und auch in Baden-Württemberg zahlreiche Demonstrationen gegen Rechtsextremismus und gegen die AfD. An diesem Wochenende sind auch in Hamburg und Potsdam größere Kundgebungen geplant, teilte das Netzwerk Campact mit. In Berlin sind ebenfalls erneut Proteste angekündigt. Insgesamt wurden Campact zufolge bundesweit etwa 70 Kundgebungen angemeldet.