Nach einem Fall auf einem Parkplatz in Donzdorf

Einsatz von Störsendern an Autos, um Diebstähle zu begehen?

Stand

Bei einem Diebstahl am Wochenende im Kreis Göppingen wurde ein Störsender eingesetzt, damit sich das Auto nicht mehr abschließen lässt. Eine neue Masche? Wie realistisch und gefährlich ist das?

Am Wochenende hat ein Mann auf einem Parkplatz in Donzdorf (Kreis Göppingen) laut Polizei mit einem Störsender verhindert, dass eine Frau ihr Auto abschließen konnte. Er stahl daraufhin ihren Geldbeutel aus dem Fahrzeug. Durch couragierte Männer auf dem Supermarkt-Parkplatz konnte der Mann auf der Flucht gefasst und bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten werden.

Störsender als neue Masche, um Diebstähle zu begehen?

Die Frau hatte sich laut Polizei gewundert, dass sich ihr Wagen nicht abschließen ließ, aber einfach trotzdem kurz den Einkaufswagen weggebracht. Diese Pause hatte der Dieb genutzt. Störsender, damit Autos sich nicht abschließen lassen? Gängige Methode oder neue Masche? Weder Polizei noch ADAC Württemberg sagen, dass das öfters vorkommt.

ADAC und Polizei: Störsender eher unüblich

Einen Störsender zu nutzen, damit das elektronische System des Autos gestört wird und es nicht abgeschlossen werden kann, sei eher unüblich, sagt die Polizei auf SWR-Nachfrage. Und auch Julian Häußler, Sprecher des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs (ADAC) Württemberg, stimmt zu. "Normalerweise werden Antennen genutzt, um das Signal zu verlängern und das Auto zu öffnen", sagte er dem SWR.

Probleme mit Keyless-Go-Systemen seit Jahren bekannt

Generell gebe es aber seit Jahren Probleme mit den sogenannten Keyless-Go-Systemen aufgrund einer weit verbreiteten Sicherheitslücke bei den Schlüsseln, die man für das System nutzt. Autodiebe können laut ADAC mit der Technik ausgerüstete Fahrzeuge leichter stehlen: Sie müssten sich nur mit einem kleinen Gerät in der Nähe des Autoschlüssels aufhalten - auch wenn sich dieser nicht in unmittelbarer Nähe zum Auto befindet - und mit einem zweiten Gerät an der Autotür.

So "verlängerten" sich die Reichweiten der Signale um Hunderte von Metern und das Auto ließe sich bequem illegal öffnen und starten. Ein Hacken der Daten des Autos sei dabei gar nicht erforderlich. Dieses Problem sei seit 2011 bekannt.

Eine richtige Lösung dafür gibt es leider nicht. Um radikal Sicherheit zu schaffen, wäre es natürlich möglich, Keyless-Go auszuschalten.

Eine richtige Lösung gäbe es leider nicht, sagt Häußler vom ADAC Württemberg. Um Sicherheit zu schaffen, wäre es aber natürlich möglich, Keyless-Go auszuschalten. Autofahrerinnen und -fahrer sollten zudem darauf achten, ihr Fahrzeug auf öffentlichen Plätzen, auf denen viele Menschen das Fahrzeug sehen, abzustellen. Oder alternativ dazu an Orten, die für Diebe nicht zu erreichen sind.

ADAC fordert seit Jahren mehr Schutz von Herstellern

In einer eigenen Untersuchung hatte der ADAC rund 600 Fahrzeuge mit Keyless-Go geprüft. "Nur acht Prozent waren in unserem Test sicher. Alle anderen konnten ohne großen Aufwand geöffnet werden", so Häußler. "Dafür genügt eine Antenne, die ein Hobbybastler für rund 100 Euro zusammenbauen kann. Wenn der Autoschlüssel dann in der Nähe des Autos liegt, geht das Auto einfach auf."

Der ADAC fordert deshalb, dass Hersteller bessere Schutzmechanismen serienmäßig einbauen oder den Einbau anbieten. Eine Lösung wäre beispielsweise die Ultra-Wide-Band-Technik. Die erkenne, wenn ein Signal verlängert wurde und könnte das Auto verschlossen halten, so der ADAC. Oder es könnte ein Bewegungssensor im Schlüssel verbaut werden, der diesen nach spätestens fünf Minuten Ruhezeit abschalte.

Diebstähle mit Keyless-Go verursachen Probleme mit Versicherungen

Typischerweise würden geklaute Autos mit noch laufendem Motor vollgetankt und daraufhin ins Ausland gefahren. Doch selbst wenn das Fahrzeug wieder auftauche, gibt es noch ein Problem, so Häußler. "Bei Diebstählen mit Keyless-Go gibt es keine Einbruchsspuren. Da liegt Versicherungsbetrug nahe", erklärte der ADAC-Sprecher. Deshalb gebe es viele Auseinandersetzungen und Probleme mit Versicherungen bei den Betroffenen. "Ich gehe aber davon aus, dass dieser Sonderfall sowohl der Polizei als auch den Versicherungen inzwischen bekannt ist. Trotzdem sollten Autobesitzer wissen, dass es hierbei Probleme geben kann."

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