Tierschützer und Tierschützerinnen haben in einem offenen Brief an die Stadt Stuttgart appelliert, keine lebenden Tiere mehr auf dem Weihnachtsmarkt zur Schau zu stellen. In den Augen der Tierschützer werden die Tiere sonst gequält. Unterstützung für dieses Ansinnen kommt von der Landestierschutzbeauftragten Julia Stubenbord. Die Stadt Stuttgart und der Landesschafzuchtverband sehen es anders.
Die Esel, Mutterschafe und ihre kleinen Lämmer auf dem Weihnachtsmarkt in Stuttgart sind bei den Passantinnen und Passanten sehr beliebt. Die Tiere sind das Motiv zahlreicher Fotoaufnahmen, manchmal lassen sie sich von Kinderhänden streicheln. Auf Schildern wird darauf hingewiesen, dass es streng verboten ist, die Tiere zu füttern.
Zwar befindet sich die lebende Krippe nicht mitten im Trubel: Doch nur wenige Meter entfernt sei es laut und eng, warnen nun Tierschützer in dem offenen Brief. Dazu komme die Gefahr, dass Esel und Schafe durch Essen oder gar Zigarettenkippen Schaden nehmen könnten, so die Tierärztin Stephanie Kowalski vom Verein "Menschen für Tierrechte BW". Sie fordert: "Tiere gehören nicht auf den Weihnachtsmarkt, das ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Deswegen wünschen wir uns von den Veranstaltern, dass sie zeitgemäß handeln und zum Beispiel ein aktives Krippenspiel mit den Kindern gestalten, oder dass sie eine Krippe mit Holzfiguren ausstatten."
Schafzüchterin sieht ihre Tiere gut versorgt
Anette Wohlfahrt vom Landesschafzuchtverband Baden-Württemberg ist Schäferin in elfter Generation. Ihr gehören die Tiere in der lebenden Krippe auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt. Von der Kritik der Tierschützer hält sie wenig. "Die lebende Krippe auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt haben wir seit Jahrzehnten", so Wohlfahrt. Sie betont, dass die Tiere gut geschützt seien, ihre Rückzugsmöglichkeiten hätten und einen Stall. "Wenn Sie keine Lust auf die Besucher haben, dann sind sie drin."
Doch auch die baden-württembergische Tierschutzbeauftragte Julia Stubenbord sieht lebende Krippen auf Weihnachtsmärkten im Land gar nicht gern. "Meine Empfehlung wäre, darauf zu verzichten, Tiere zum Vergnügen auf dem Weihnachtsmarkt zur Schau zu stellen. Ich halte das nicht für den richtigen Weg, landwirtschaftlich genutzte Tiere zu präsentieren."
Stadt Stuttgart: Lebende Krippe auf Weihnachtsmarkt Stuttgart bleibt
Die Kommunen entscheiden in Baden-Württemberg selbst, ob auf ihren Weihnachtsmärkten lebende Tiere ausgestellt werden oder nicht. Auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt bleibt es erlaubt. Die Stadt begründet das unter anderem damit, dass die Tiere in der Krippe fachmännisch betreut werden und das Fütterungsverbot Tag und Nacht überwacht werde. Am Ende sei aber die Gesellschaft dafür verantwortlich, ob Tiere auch weiterhin zur Schau gestellt werden.