"Beten mit Farben"

Krieg, Kunst und Kisten: Maler aus Ukraine zeigen Ikonen in Stuttgart

Stand
Autor/in
Jannis Gövert
Miriam Staber
Miriam Staber
Onlinefassung
Thomas Fritzmann
Thomas Fritzmann

Die Schau "Beten mit Farben" des Künstlerpaars Klymenko im Haus der Katholischen Kirche in Stuttgart dient auch dem Verkauf: Der Erlös soll Menschen in der Ukraine zu Gute kommen.

Ikonen gemalt auf alte Munitionskisten: Das Künstlerehepaar Sonia Atlantova und Oleksandr Klymenko stellt seit Montag ihre ungewöhnliche Kunst im Haus der Katholischen Kirche in Stuttgart aus. Die Ausstellung "Beten mit Farben" ist noch bis einschließlich Samstag, 24. Februar, in Stuttgart zu sehen - dem zweiten Jahrestag des Kriegsbeginns in der Ukraine.

Warum Ikonen auf Munitionskisten?

In Stuttgart werden aktuell 23 Ikonen ausgestellt, darunter Darstellungen von Christus und Maria, aber auch von Heiligen wie dem Apostel Paulus. Das Künstlerpaar möchte mit den Ikonen das Leid des Krieges in etwas Positives umwandeln. Auch deshalb sind viele der Darstellungen farbenfroh.

Wir möchten durch unsere Ikonen das Böse in das Gute umwandeln. Wir hoffen, dass die Ukraine wiederaufgebaut wird und sozusagen 'aufersteht'.

Doch die Ikonen sollen auch den Krieg bezeugen. "Diese Kisten sind ein Zeugnis für die Welt, ein Zeugnis der Gräueltaten die in der Ukraine geschahen und geschehen", sagte der ukrainische Künstler Oleksandr Klymenko dem SWR.

Kunst am Kriegsschauplatz

Die Munitionskisten, die später bemalt werden, sammelt das Ehepaar an Kriegsschauplätzen in der Ukraine ein. In Schutt und Trümmern suchen sie Material, das für die Kunstwerke geeignet ist. Das Paar lebt und arbeitete überwiegend in der ukrainischen Hauptstadt Kiew.

Die Hand von Oleksandr Klymenko wandert über das Holz und trägt Farbe auf. Um die Ikone verteilt liegen Trümmer und Schutt.
Oleksandr Klymenko beim Erstellen einer Ikone an der Kriegsfront in der Ukraine. Teilweise erstellen sie die Ikonen auch an der Front - umgeben von Zerstörung und Leid.

Die Kunst des Ehepaars wurde inzwischen in über 50 europäischen Städten ausgestellt. Ob das Paar an der Ausstellungseröffnung teilnehmen kann, war lange unklar. "Mit Beginn des neuen Jahres haben sich die Ausreisebedingungen für wehrfähige Männer verschärft. Dadurch war erst an der Grenze wirklich klar, ob ich ausreisen darf", sagte Oleksandr Klymenko.

Verkauf um die Ukraine zu unterstützen

Die Ikonen, die in Stuttgart ausgestellt werden, stehen zum Verkauf. Der Erlös fließt nach Angaben des Künstlerpaars vollständig in humanitäre Projekte in der Ukraine. Die Preise beginnen bei rund 2.000 Euro, schwanken jedoch von Ikone zu Ikone.

Bei einem Gottesdienst ist eine der Ikonen des ukrainischen Küstlerpaars Sonia Atlantova und Oleksandr Klymenko zu sehen.
Eine der Ikonen hat die katholische Kirche in Stuttgart für ihre ukrainische Gemeinde gekauft.

"Es sind nicht einfach nur hübsche Bilder, es ist die Kunst in der Realität des Krieges", sagte der Stuttgarter Stadtdekan der katholischen Kirche, Christian Hermes, dem SWR. "Die Botschaft, die ich damit geben möchte, ist: Vergesst die Ukraine nicht und gebt die Hoffnung nicht auf!"

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