Eine Sandwespe (Ammophila) sitzt auf der Windschutzscheibe eines Autos. Anders als die Gemeine Wespe ist sie nicht gelb-schwarz getreift.

Projekt an der Universität Hohenheim

Mit Wespen und Wildbienen gegen Blattläuse und andere Schädlinge

Stand
Autor/in
Philipp Pfäfflin
Bild von Philipp Pfäfflin

Wespen können ganz schön nerven - vor allem auf dem Kuchen, im Saftglas oder beim Grillen. Aber sie können auch ziemlich nützlich sein. Zum Beispiel bei der Schädlingsbekämpfung.

Es gibt einige Hundert Wespenarten in Baden-Württemberg. Doch fast alle würden von Laien kaum als Wespen erkannt, sagt Manuela Sann von der Universität Hohenheim in Stuttgart. Vier bis fünf Millimeter klein, ganz schlank und völlig schwarz sieht zum Beispiel die Blattlaus-fressende Grabwespe Passaloecus aus. Der große Vorteil aus Menschensicht: Sie geht rigoros gegen Blattläuse vor.

Kleine Wespenlarven bekommen Blattläuse als erstes Futter

Insektenexperte Andreas Haselböck zeigt auf ein Loch in einem Holz, in dem eine Wespe Eier ablegt. Zu jedem Ei steckt sie etliche Blattläuse - quasi als erstes Futter-Paket für den Nachwuchs, damit die Larve genügend Nahrung hat bis zu ihrer Verpuppung. Bei 40 bis 50 Blattläusen pro Ei und etlichen Eiern pro Grabwespe komme da einiges zusammen, heißt es bei der Uni Hohenheim.

Grabwespe Trypoxylon ist eine von vielen unterschätzten Wespenarten.
Nicht alle Wespen sind schwarz-gelb gestreift wie die beiden bekanntesten Arten: die Deutsche und die Gemeine Wespe. Trypoxylon gehört zu den Grabwespen und hat einen schwarzen Körper.

Zusammen mit dem Staatlichen Naturkundemuseum Stuttgart erforscht die Hochschule das Brutverhalten von Wildbienen und Wespen. Das gemeinsame Projekte "DNA barcoding von Nisthilfen - was brauchen Wildbienen und Wespen" wird von der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg und der Glücksspirale mit 89.000 Euro unterstützt. Ein Ziel: Genauer herauszubekommen, was man machen kann, damit sich Insekten beispielsweise in heimischen Gärten wohler fühlen. Denn Wildbienen und Wespen gehen nicht nur gegen Blattläuse vor. Auch Spinnen, Käferlarven, Heuschrecken, Schaben und Fliegen stehen auf ihrem Speisezettel.

Nisthilfen mit unterschiedlich großen Löchern für mehr Diversität

Die Nester von den beiden "typischen" Wespen-Arten - der Gemeinen und der Deutschen Wespe - sind bekannt und gefürchtet. Die bis zu fußballgroßen papierartigen Nester hängen unter anderem auf dem Dachboden oder in Rollladenkästen. Wer sich als Mensch ihnen nähert, muss damit rechnen, von Wespen angegriffen zu werden.

Anders Wildbienen und Wespen - sie leben in der Regel solitär, also nicht in einem Schwarm. Und sie nisten in kleinen Löchern, zum Beispiel in Holz oder auch im Boden. Nisthilfen, die auch Insektenhotels genannt werden, bieten ihnen einen Unterschlupf. Je kleiner die Löcher, desto kleiner die Insekten - so nisten laut Luisa Timm vom Staatlichen Naturkundemuseum kleinere Grabwespen beispielsweise in Löchern mit einem Durchmesser von zwei bis vier Millimeter Durchmesser, diverse Wildbienen hingegen in größeren Löchern.

Gartentipp Insektenhotel bauen - Materialien und Standort

Was sind gute Nisthilfen für Instekten? Angebohrtes Holz und hohle Stängel eignen sich perfekt als Insektenhotel. Es gibt nur ein paar Kleinigkeiten, die Sie unbedingt beachten sollten.

Tipps von der Uni Hohenheim für mehr Wespen und Wildbienen im Garten

Nicht nur die Behausung müsse stimmen, sagt die Hohenheimer Forscherin Manuela Sann. Auch das "Buffet", also das Nahrungsangebot, sollte attraktiv sein. Es müsse gar nicht sein, dass der komplette Garten nur aus heimischen Pflanzen bestehe, aber wenn in einer Ecke die Natur sich selbst überlassen würde, dann sei das für Wildbienen und Wespen gut, ergänzt Insektenexperte Andreas Haselböck. Empfehlung der Uni Hohenheim: ein Kräutergarten mit möglichst unterschiedlichen Pflanzen wie beispielsweise Salbei, Thymian und blühendem Basilikum.

Vor einer Nisthilfe für Wespen und Wildbienen stehen der Insektenforscher Andreas Haselböck, Forscherin Manuela Sann und Staatssekretär Andre Baumann.
Insektenforscher Andreas Haselböck, Forscherin Manuela Sann und Umweltstaatssekretär Andre Baumann (Grüne) (v.l.) schauen sich eine Nisthilfe der Uni Hohenheim an. Viele Löcher sind verschlossen, dort nisten bereits Wildbienen und Wespen.

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