Das Szenario - ein absoluter Albtraum: Als Fabian Raum aus Backnang im Rems-Murr Kreis in dieser Nacht zum 3. November so gegen 2:30 Uhr aufwacht, steht das Nachbarhaus in Flammen - der Akku eines Staubsaugers war in Brand geraten. Der 31-Jährige wird in dieser Nacht spontan zum Retter in der Not. Dem SWR hat er davon erzählt.
Betroffene Familie mit besonderer Geschichte
Es ist eine ruhige Wohngegend im Backnanger Stadtteil Maubach - etwa 30 Kilometer nord-östlich von Stuttgart. Einer der etwa 3.500 Einwohner ist Fabian Raum. Neben ihm wohnt Familie Feist, die einen ganz besonderen Weg hinter sich hat: Die beiden kleinwüchsigen Eltern Nadine und Michael haben trotz aller Widrigkeiten seit zwei Jahren ihren Sohn Jonnes. Nadine Feist ist aktuell erneut schwanger.
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Dichter, schwarzer Rauch quillt aus dem Nachbarhaus
"Ich bin wach geworden, weil es sich angehört hat, als hätten sich Nachbarn gestritten", erinnert sich Raum. Er stand auf, zog sich etwas an und ging raus auf den Balkon, da habe er den dicken schwarzen Rauch gesehen. Im Garten gegenüber waren schon Nadine Feist und ihr Sohn, sie konnten sich selbst retten. Vater Michael Feist, der auf einen Rollstuhl angewiesen ist, schaffte es nicht alleine nach draußen.
Retter steigt kurzerhand durch das Fenster ein
"Ich hatte gefragt: 'Wo ist dein Mann?' Und sie hat nur auf das Fenster gezeigt", erzählt Raum. Das Fenster steht zum Glück offen - und als er hineinruft, antwortet ihm Nachbar Michael Feist sofort. "Ich habe dann dieses Mückengitter weggerissen, bin rein, habe ihn gepackt und habe ihn auf den Fenstersims gesetzt, wo ein anderer Nachbar ihn abgenommen hat."
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Auch Rollstuhl vor Flammen in Sicherheit gebracht
Und dann - drehte Raum nochmal um. "Mein Rollstuhl, mein Rollstuhl", habe nämlich sein Nachbar gerufen - tatsächlich, so erklärt Michael Feist später, sei dieser sehr wichtig für ihn, quasi seine Füße. Fabian Raum holt auch den Rollstuhl noch aus dem Zimmer. Dass da schon gefährlicher Qualm unter der Tür herausquoll, realisierte er erst später. Doch am Ende blieben alle unversehrt - und der Rollstuhl blieb ebenfalls heil.

Besondere Verbindung zwischen Retter und Geretteten
Mittlerweile ist Familie Feist in einer barrierefreien Ersatzwohnung untergekommen - und die Nachbarn organisieren weiter per WhatsApp-Gruppe Hilfen für die gebeutelte Familie. "Der Zusammenhalt ist schon extrem", sagt Raum. Gerade zwischen ihm und der Familie Feist ist eine neue besondere Verbindung entstanden: "Klar, die Wohnung, das ist alles ausgebrannt. Aber es hätte auch viel schlimmer ausgehen können", sagt der 31-Jährige. "Das werde ich mein ganzes Leben nicht vergessen - und er wird es sicher auch nicht vergessen."